17
sinkenden Christus selbst, das gemeinsame Berührungspunkte
hat. Bei Kraft ist Christus unter der Last des Kreuzes, das
mit der Schmalkante auf seiner linken Schulter liegt, in
das eine Knie gesunken, die rechte Hand hängt schlaff
herunter, die linke hält den Kreuzesarm umschlungen, der
Blick ist zu Boden gerichtet. Bei dem Meister des Amster-
damer Kabinets aber liegt das Kreuz mit seiner Breitseite
auf Christus, dieser ist unter der Last zusammengebrochen
und stützt die Linke fest auf den Boden, während der rechte
Unterarm nur leicht den Boden berührt, das Haupt aber mit
der Dornenkrone strebt in die Höhe. Auch bei Dürer liegt
das Kreuz in seiner ganzen Breitseite auf Christus und
dieser hat sinkend eine feste Stütze gefunden für seine Linke;
nur lässt Dürer, Um die Wendung des Kopfes gegen Veronika
herausarbeiten zu können, Christus mit der rechten Hand
den Arm des Kreuzes fassen. So treffen bei Dürer und dem
Meister des Amsterdamer Kabinets so viele Momente zu-
sammen, dass wir wohl annehmen dürfen, dass Dürer von
diesem Meister beeinflusst ist. Diese Annahme fände um so
mehr Wahrscheinlichkeit, wenn wir mit Hachmeister*) an-
nehmen dürften, dass der Meister des Amsterdamer Kabinets
zum mindesten in Nürnberg war, wenn er nicht gar unter
den Nürnberger Meistern selbst zu suchen wäre.
Mag man nun auch betreffs des Reliefs von Adam
Kraft nicht annehmen, dass es nach Dürers Kreuztragung
entstanden und somit von ihr beeinflusst sei, so wird man
doch zugeben müssen, dass beide auch auf eine gemein-
same Quelle zurückgehen können, auf den Meister des Am-
sterdamer Kabinets.
In der neuesten Zeit ist nun in einer Monographie über
„Adam Kraft und seine Zeit“ von Dr. Daun der Nachweis
zu erbringen versucht worden**) — allerdings in sehr kur-
sorischer Weise***) — dass Dürers Komposition der Kreuz-
tragung in erster Linie von Krafts Stationen beeinflusst sei.
*) cf. a. a. 0. Seite 47 ff.
**) cf. Seite 103 ff.
***) cf. Besprechung der Arbeit im Repertorium für Kunstwissen-
schaft, Band XX, Heft 2 Seite 161 ff. von Dr. Schäfer.
2
sinkenden Christus selbst, das gemeinsame Berührungspunkte
hat. Bei Kraft ist Christus unter der Last des Kreuzes, das
mit der Schmalkante auf seiner linken Schulter liegt, in
das eine Knie gesunken, die rechte Hand hängt schlaff
herunter, die linke hält den Kreuzesarm umschlungen, der
Blick ist zu Boden gerichtet. Bei dem Meister des Amster-
damer Kabinets aber liegt das Kreuz mit seiner Breitseite
auf Christus, dieser ist unter der Last zusammengebrochen
und stützt die Linke fest auf den Boden, während der rechte
Unterarm nur leicht den Boden berührt, das Haupt aber mit
der Dornenkrone strebt in die Höhe. Auch bei Dürer liegt
das Kreuz in seiner ganzen Breitseite auf Christus und
dieser hat sinkend eine feste Stütze gefunden für seine Linke;
nur lässt Dürer, Um die Wendung des Kopfes gegen Veronika
herausarbeiten zu können, Christus mit der rechten Hand
den Arm des Kreuzes fassen. So treffen bei Dürer und dem
Meister des Amsterdamer Kabinets so viele Momente zu-
sammen, dass wir wohl annehmen dürfen, dass Dürer von
diesem Meister beeinflusst ist. Diese Annahme fände um so
mehr Wahrscheinlichkeit, wenn wir mit Hachmeister*) an-
nehmen dürften, dass der Meister des Amsterdamer Kabinets
zum mindesten in Nürnberg war, wenn er nicht gar unter
den Nürnberger Meistern selbst zu suchen wäre.
Mag man nun auch betreffs des Reliefs von Adam
Kraft nicht annehmen, dass es nach Dürers Kreuztragung
entstanden und somit von ihr beeinflusst sei, so wird man
doch zugeben müssen, dass beide auch auf eine gemein-
same Quelle zurückgehen können, auf den Meister des Am-
sterdamer Kabinets.
In der neuesten Zeit ist nun in einer Monographie über
„Adam Kraft und seine Zeit“ von Dr. Daun der Nachweis
zu erbringen versucht worden**) — allerdings in sehr kur-
sorischer Weise***) — dass Dürers Komposition der Kreuz-
tragung in erster Linie von Krafts Stationen beeinflusst sei.
*) cf. a. a. 0. Seite 47 ff.
**) cf. Seite 103 ff.
***) cf. Besprechung der Arbeit im Repertorium für Kunstwissen-
schaft, Band XX, Heft 2 Seite 161 ff. von Dr. Schäfer.
2