Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schopenhauer, Johanna; Houben, Heinrich Hubert [Hrsg.]
Damals in Weimar: Erinnerungen und Briefe von und an Johanna Schopenhauer — Berlin: Rembrandt-Verl., 1929

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49927#0015
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Johanna an Arthur Schopenhauer.
Weimar, den 16. May 1806
Wir sind lange nicht so schnell gereist, lieber Arthur,
als du meinst und auch ich mir vornahm, das Wetter war
so himmlisch und der interessanten Gegenstände so viele,
die wir damahls [1804] wie wir die Reise zusammen
machten, in zu großer Eile vorbeyjagten, daß ich es jetzt
nicht übers Herz bringen konnte, es wieder so zu machen,
da ich eben keine zu große Ursache zu eilen habe. Dich,
mein lieber Arthur, habe ich oft zu uns gewünscht, denn
nie hat mir eine Reise mehr Vergnügen gemacht . . .
[Schildert ihre Reise über Lüneburg, Celle, Hannover,
Göttingen, Kassel, Eisenach und Gotha. Hier gefiel es
ihr so, daß sie Lust hatte, sich dort niederzulassen. Doch
erst wollte sie Weimar genauer kennen lernen. Am
14. Mai kam sie hier an.] Jetzt kann ich noch nichts ent-
scheiden, doch gefällt es mir recht gut. Bertuchs, Ridels,
Madame Kühn und Falks wollen alles Mögliche für mich
thun; ich denke wenigstens vierzehn Tage hier zu bleiben;
in der Zeit werde ich wohl mit mir und meinen Wün-
schen aufs reine seyn. Ich glaube, ich werde hier Hütten
bauen. [Sie mietete die Wohnung des am 9. Mai gestor-
benen Hofmedikus Dr. Gottfried v. Herder an der Espla-
nade nahe dem Theater — jetzt Theaterplatz 1, und
zwar das Erdgeschoß und einige Räume im ersten Stock
nebst Garten für 170 Thaler, eine für damals hohe
Summe. Das Haus gehörte der Hofrätin Ludekus, die
den zweiten Stock bewohnte.]
Johanna an Arthur Schopenhauer.
Weimar, den 19. May 1806
. . . Equipage brauche ich nicht; es giebt hier Mieth-
wagen und Portechaisen, soviel man braucht. Der Ton
in Gesellschaft ist äußerst gebildet. Ridels thun, was sie
können, für mich. Gestern brachten wir einen angenehmen
Abend mit Falk und Fernow, den du kennen mußt, bey
ihnen zu . . . Göthe und Wieland habe ich noch nicht ge-
sehen; ersterer ist in Jena, letzteren treffe ich wahrschein-
lich Donnerstag bey Madame Kühn. Im Theater bin ich

11
 
Annotationen