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Schopenhauer, Johanna; Houben, Heinrich Hubert [Hrsg.]
Damals in Weimar: Erinnerungen und Briefe von und an Johanna Schopenhauer — Berlin: Rembrandt-Verl., 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.49927#0352
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Madame S z y m a n o w s k a

Tagebuch ihren und Adelens Besuch. Im Oktober weilte
die polnische Pianistin Madame Szymanowska in Wei-
mar und konzertirte mehrmals in Goethes Haus. So
auch am 30. Goethes Tagebuch meldet „Abends größere
Gesellschaft“ und nennt nur die Szymonowska, ihre
Schwester und ihren Bruder. Riemers Tagebuch nennt
noch andere Gäste, Regierungsrat Schmidt, Kanzler von
Müller und „Schopenhauer“, womit nur Johanna oder
Adele gemeint sein kann. — Der Wohnungswechsel fand
erst im Oktober 1824 statt; Frau v. Stein starb erst am
6. Jan. 1827. — Am 29. November war Goethes Freund
Zelter nach dem Theater bei Schopenhauers.]
Dejeuner in Belvedere.
[Kanzler von Müller an Julie von Egloffstein, 25. Okto-
ber 1825:] Gestern morgen gab Ottilie [von Goethe] ein
großes Dejeuner in Belvedere. Line [von Egloffstein] und
die Hofrätin Schopenhauer fuhren mit uns hinauf. Letz-
tere ist heitrer und beweglicher als je, auch viel höflicher
geworden. Sie denkt nicht daran, wegzuziehen, wie man
irrig geglaubt hat. Das Gabelfrühstück wurde im runden
Pavillon serviert, wo die chinesischen Gruppen sind. Die
[Pianistin]Szymanowska erzählte eine sehr rührende Ge-
schichte von einer ihrer Schwestern, die seit dem ersten
Lebensjahre blind, drei große Operationen erfolglos aus-
hielt und jetzt, nach 25jähriger Blindheit durch Magne-
tismus ganz sehend zu werden im Begriff steht.
J. D. Gries an Heinrich Abeken.
Jena d. 2ten Novbr. 1823
. . . Ich stimme Ihnen bei: unter allen Schriften der
Schopenhauer ist mir die Reise durch England das Liebste;
dann die Reise durch Frankreich. Indessen ist die Gabriele
was man auch Tadelnswerthes auffinden mag, gewiß
einer unsrer besten Romane; ich habe sie zweimal mit
Vergnügen gelesen, obwohl auch mir die Liebe der HeL
dinn zu Hippolyt (wie jede Liebschaft einer ältlichen
Frau mit einem jungen Menschen) etwas lächerlich vor-
kommt. In der (eben erschienenen) Tante findet sich
ebenfalls eine geistreiche Auffassung der Verhältnisse u.
häufig eine sehr lebendige Darstellung; doch setze ich
sie im Ganzen der Gabriele nach. Indessen kommt der

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