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RITTERORDEN UND RITTERLICHE GELÜBDEN

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Herzöge von Holland-Hennegau hatten ihren Antoniusorden, mit dem
T-Kreuz und Glöcklein, der auf zahlreichen Porträts die Aufmerk-
samkeit auf sich zieht1).
Die Einsetzung solcher Orden geschah manchmal, um ein wichtiges
Ereignis zu feiern, so wie es für Ludwig von Bourbon die Rückkehr
aus englischer Kriegsgefangenschaft war, dann wieder mit einer politi-
schen Nebenbedeutung, wie z.B. Orleans’porc-epic, das seine Stacheln
gegen Burgund kehrte; manchmal überwiegt der fromme Charakter,
der immer in Betracht gezogen wurde, sehr stark, so wie bei der Stiftung
eines Georgsordens in der Branche Comte, als Philibert de Miolans
mit Reliquien jenes Heiligen aus dem Osten zurückkehrte; bisweilen
auch ist der Orden nicht viel mehr als eine gewöhnliche Brüderschaft
zum gegenseitigen ^Schutz, so wie der des Windspiels, welchen die
Edlen des Herzogtums Bar 1416 stifteten.
Der Grund, weshalb das Goldene Vließ alle anderen neueren Ritter-
orden übertraf, liegt in dem Reichtum der Burgunder. Vielleicht trugen
auch der besondere Prunk, mit dem der Orden ausgestattet war, und
die glückliche Wahl des Symboles dazu bei. Anfangs dachte man beim
Goldenen Vließ nur an das von Kolchis. Die Sage von Jason war all-
gemein bekannt; Froissart läßt sie in einer Pastourelle von einem Hirten
erzählen'2)- Aber Jason als Sagenheld war verdächtig; er hatte seine
Treue gebrochen und dieses Thema eignete sich zu unliebsamen An-
spielungen auf die Politik der Burgunder Frankreich gegenüber. Alain
Chartier dichtete:
„A Dieu et aux gens detestables
Est menterie et trahison,
Pour ce n’est point mis ä la table
Des preux l’image de Jason,
Qui pour empörter la toison
De Colcos se veult parjurer.
Larrecin ne se peult celer“3 *).
D Baucicaut, I, p. 504; Jorga, Ph. de Mezieres, p. 83, 4838; Romania, XXVI,.
p. 3951, 3961; Deschamps, XI, p. 28; Oeuvres du roi Rene, I, p. xi, Monstrelet,
V, p. 449.
2) Froissart, Poesies, ed. A. Scheier (Acad. royale de Belgique), 1870/72,
3 vol., II, p. 341.
3) Alain Chartier, La ballade de Fougeres, p. 718.
 
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