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Magnesia am Mäander. 7

600 gefunden wurden. Die westliehe Hallenrückwand der Agora ist fast in ihrer südlichen
Hälfte mit Inschriften bedeckt, welche man im Anfange des 2. Jahrhunderts v. Chr. an-
gebracht hat. Die große Göttin war einigen Leuten leibhaftig erschienen; das Orakel von
Delphi, darüber zu Rate gezogen, ordnete regelmäßig wiederkehrende Panegyris, Agon und
Opfer für die Göttin an. Darauf schickten die Magnesier Gesandtschaften an alle freien
Städte griechischer Zunge und alle Monarchen, an Antiochos III. und seinen Sohn, an
Attalos L, Philipp V. u. a. und luden sie zu den Festen ein. Die Antworten der Geladenen
in Briefform finden wir hier auf der Wand, jede in ihrem eigenen Dialekt und der hohen
oder geringeren Stellung des Schreibers angepaßt. Die historische und sprachliche For-
schung wii'd noch reichen Gewinn aus ihnen ziehen.

Der Architrav der Pfeilerwand im Südwest-Ausgang enthält literarisch wichtige
Theater-Inschriften, Verzeichnisse von Siegen in musischen Wettkämpfen, Namen von
Dichtern und ihren Tragödien, Komödien und Satyrspielen.

An einer Ante des Zeus-Tempels steht die genaue Vorschrift für das Opferfest des
Zeus Sosipolis; am westlichen Wandpfeiler in der Flucht der ionischen Säulen der Südhalle
findet sich dazu als Gegenstück die Inschrift über das Zeremoniell bei der Wiederaufstellung
des Kultbildes der Artemis Leukophryene in ihrer neu erbauten Cella. Beides sind Sakral-
Urkunden ersten Ranges, welche im Verein mit den vorgenannten nicht nur die Namen
der beiden Tempel, sondern annähernd auch die Bauzeit der Tempel und der Agora
sicherstellen.
 
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