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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 23): Der müde Silen: Marmorbild aus Herculaneum — Halle a.S., 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.12728#0041
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der rechten Hand sitzenden müssten Spuren vorhanden sein. Nur der Kämpfende und der zum Kampf
Herbeieilende haben noch an beiden Händen diesen wunderbaren Cestus. Also muss der Held die
Macht haben diese Felsblöcke von den Händen seiner Gegner zu lösen und vielleicht gerade dadurch
ihre "Widerstandsfähigkeit zu brechen. Dass er, wenn er sich in den Kampf mit Zauberern einlässt,
selbst mit Zauberkraft begabt gedacht wird, ist ja nicht befremdlich; aber man fragt sich, wo sind diese
von den Händen der Riesen gelösten Felsblöcko hingekommen? Zergehen sie etwa unter der Berüh-
rung seiner Hand, wie Schnee in der Sonne2) und haben wir es so zu verstehen, dass er an den
Felsen in der Rechten seines Gegners nur einfach seine Handfläche legt? Offenbar hängt diese Frage
aufs engste mit der anderen ebenso unlösbaren zusammen, worauf denn das Festhaften der Steine an
den Händen eigentlich beruhe. Vergeblich habe ich in der litterarischen Ueberlieferung und auch im
Glauben anderer A^ölker nach einer ähnlichen Vorstellung gesucht. Wir können eben nur constatiren,
dass der Künstler des Frieses dieses Wunder ganz unzweideutig dargestellt hat, unzweideutig wenig-
stens, nachdem uns Sauer die Augen geöffnet hat. Wer sich aber an die Lösung dieses Problems
heranwagen will, der wird sich auch die Frage vorzulegen haben, ob diese wunderbaren Waffen denn
wirklich Felsblöcke sind. Wenn icli sie mit den Steinsitzen der Götter vergleiche, so möchte ich das
nicht unbedingt bejahen. Man könnte z. B. auch an Metallklumpen, vielleicht sogar in glühendem
Zustand, denken, was durch Bemalung deutlicher gemacht sein konnte. Dass aber der Held that-
sächlich über magische Kräfte gebietet, scheint mir noch durch einen anderen Zug unverkennbar an-
gedeutet. D2H_Qfo,'r> i" dor Finken seines Gegners, obgleich er ihm fast die Flanke berührt und schon
die Falten sE. ^Vlf/^ 1 drängt, scheint er gar nicht zu beachten, geschweige

denn abzuwELr IS^si hlen", bemerkt Sauer durchaus treffend. Kein Zweifel,

=~ ^^Üt^^ ^ der von ('em Riesen mit der Linken geführte Stoss

abgeprallt; E-^ ■ ^^^^^^^^^^^^ langsam herabsinken, holt aber gleichzeitig mit der

er scheint der Held durch die blosse Berührung mit
t die Rechte zum vernichtenden Schlage hebt,
ins Reich des Problematischen führt, weiter verfolgen,
diesen sechs Riesen noch andere Figuren des Frieses
zu den GegE" 3*T l I ewaffneten links von der Hauptfigur hat bereits Sauer

dies mit so= q; £ I ■ . dass ich mich mit dieser Annahme hier nicht auf-

zuhalten br= O I > entschieden sowohl in den beiden Laufenden rechts

hinter den = I ■ von mir nicht mit abgebildeten rechten Eckgruppe

ParteigenosE C 5 m Von jenen Laufenden sei es klar, dass sie fliehen.

Warum? = -V £ £ I rchaus plausibeler Ergänzung auch die Kopfwendung

sind ganz dE cd fiter dem Helden und dem dieser verblüffend ähnlichen

I

\) =r-- o|o : denen die beiden Gefallenen liegen, die zu einer breiartigen

MnssR zerm|=_ \-/ ü 0 ■(lochte ich a limine abweisen. Offenbar hat diese Terrainangabe

— t)-

von unten blickenden Auge besser sichtbar zu machen.

— cd
 
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