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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 25): Die Masken der neueren Attischen Komödie — Halle a. S.: Niemeyer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.57695#0116
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Die Terenz-Illustrationen.

spätere Ansetzung der Illustrationen verwerten wollen. Doch gibt
es auch schon aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert Paral-
lelen. Auf dem Julierdenkmai von St. Remy halten zwei Tritonen
ganz in derselben Weise einen clipeus \ ebenso Thetis und ihr
verlorenes Pendant Hephaest auf dem Sartischen Fragment einer
tabula iliaca den Schild des Achilleus Fig. 126* 2, und auf Campa-
naschen Reliefs ist die antithetische Gruppe in derselben oder
ähnlicher Verwendung sehr häufig3. Aber ich muß überhaupt
bestreiten, daß Byrria und Davos das Terenzbild halten. Viel-
mehr legen sie die eine Hand auf dessen Rückseite und weisen
das heißt, sie demonstrieren es dem Beschauer oder Leser. Und
ist es nicht ein viel einfacheres und darum älteres Motiv, daß die Kreaturen eines Dichters
dessen Porträt präsentieren, als daß mythologische Wesen das Porträt eines römischen Bieder-
manns tragen, mit dem sie nicht das Geringste zu schaffen haben?
Und endlich das Porträt selbst. In seiner frontalen Stellung, seiner steifen Haltung,
seiner Büstenform4 stimmt es durchaus mit den Porträtbüsten des ersten vorchristlichen Jahr-
hunderts überein, z. B. dem Grabrelief des C. Septumius in Ny Carlsberg5 *. Schon in neronischer
Zeit würde man ganz gewiß die Oberarme mit dargestellt und dem Dichter wohl auch eine
Buchrolle gegeben haben, wie die litterati Pompeiani sich selbst und ihre hoffnungsvollen
Sprößlinge porträtieren zu lassen pflegen8. Am Ende des zweiten Jahrhunderts aber, wo Bethe
die Illustrationen entstanden sein läßt, werden die Porträts in den Medaillons der Sarkophage
stets mit vollständigen Armen gebildet.
Von archäologischer Seite läßt sich also gegen eine Zurückführung der Terenz-
illustrationen auf das erste vorchristliche Jahrhundert nicht das mindeste einwenden. Im
Gegenteil gibt es recht vieles, was für diese Datierung spricht, und wenn sich auch Leos Ver-
mutung7, daß Atticus diese illustrierte Terenzausgabe veranstaltet habe, nicht streng mathematisch
beweisen läßt, so ist dieser Gedanke doch ebenso ansprechend wie naheliegend.
Von der Zeit des Aristophanes von Byzanz bis zu den Terenzhandschriften des
neunten Jahrhunderts haben wir die Masken der neuen Komödie und ihre Entwicklung,
freilich nur skizzierend, verfolgt. Aber noch ist die Frage offen: wo stammen sie her? Manches
hierfür hat sich uns schon nebenbei ergeben. Der Maison und der θεράπων ηγεμών sind
1) Antike Denkmäler I Taf. 15.
2) O. Jahn Bilderchroniken Taf. II B; danach obige Abbildung.
s) Rilievi Campana XXVII. LI. LIL LVI u. a.
4) S. P. von Bienkowski Revue archeologique XXVII 1895 p. 293 ss.
6) Arndt Griechische und römische Porträts Taf. 251.
6) Mau Röm. Mitt. VIII 1893 S. 20 f., dem ich jedoch nicht beistimmen kann, wenn er diesen Porträt-
typus nach Helbigs Vorgang in die hellenistische Zeit hinauf datieren will.
■) Rhein. Mus. XXXVIII 1883 S. 346.


mit der anderen auf es hin,
 
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