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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 25): Die Masken der neueren Attischen Komödie — Halle a. S.: Niemeyer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.57695#0115
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Das Terenzporträt.

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Aber es ist nicht als Relief, sondern als
Gemälde gedacht, und in einen sehr kor-
rekt wiedergegebenen Rahmen von vier
Leisten gespannt. Also ein richtiges Tafel-
gemälde. Diesem Tafelgemälde dient als
Sockel eine attisch-ionische Basis von
außerordentlicher strenger Profilierung*.
Eine Parallele für diese Aufstellung eines
Tafelbildes findet sich auf einer der Wände
der Casa Tiberina* 2, wo eine phantastisch
umgebildete Sirene ein imitiertes Tafelbild
im Stil des vierten Jahrhunderts auf den
hochgehobenen Händen hält (Fig. 125).
Freilich ist mit der für den zweiten Deko-
rationsstil so charakterischen Inkonsequenz
dieses Tafelbild zugleich als in die Wand
eingefügt gedacht3, und eine gleiche In-
konsequenz würde es sein, wenn, wie es
bei flüchtiger Betrachtung scheinen kann,
Ο O 7
die Tafel mit dem Terenzporträt nicht nur
auf dem Sockel ruhen, sondern zugleich
von Byrria und Davos gehalten würde.
Man hat hierfür auf die Sarkophage des
zweiten und dritten nachchristlichen Jahr-
hunderts verwiesen, wo Tritonen, Ken-
tauren, Amoren und Victorien das Porträt-
medaillon halten und auch dies für eine

Fig. 125.


Quinti Lutatii non in basilica modo Aemilia, verum et domi suae posuit, id quoque Martio exemplo. scutis enim,
qualibus apud Troiam pugnatum est. continebantur imagines, unde et nomen habuere cbupeorum.
1) Sie besteht aus Torus und zwei Hohlkehlen, von denen die untere so steil ist, daß man sich an die
Basen des samischen Heraions erinnert fühlt. Statt des zweiten Torus eine Standplatte mit lesbischem Kyma.
Genau entsprechendes habe ich nicht finden können. Gewisse Analogien bieten die Säulenbasen an einigen
Graburnen von Volterra, z. B. Durm, Baukunst d. Etrusker und Börner S. 71 Fig. 72 (Nr. 291). Schon zur Zeit
des Augustus würde man einen solchen Sockel mit Ornamenten bedeckt haben.
2) S. Mon. d. Inst. XII tav. 18; danach unsere Abbildung. Vgl. Votivgemälde eines Apobaten S. 7.
3) Ähnlich hält auf einem Gemälde in einem Grab von Falmyra aus dem Jahre 259, das Bethe Terentius
p. 63 zum Vergleich heranzieht (Strzygowski Orient oder Born S. 215), eine Victoria die imago clupeata. Aber diese
Victoria ist nicht plastisch, sondern als auf die Wand gemalt gedacht und bildet daher zu dem Sockel des
Terenzportr'ats keine Analogie.

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