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Irreguläre Masken.
Fig. 101.
Aber statt der regu-
lären Stephane sieht
man über der Stirn
große steife Locken,
die genau so wie
die Bartlocken ge-
dreht und von dem
Hinterkopf nach
vorn gelegt sind.
Eine besondere
Vorliebe scheint
man in der Zeit
nach Aristophanes
von Byzanz für den
diesem gehört ursprünglich die Glatze, sei es die
natürliche, sei es die durch Abrasieren künstlich her-
gestellte; denn der Kanon gibt ihn nur dem glatz-
köpfigen Sphenopogon und dem rasierten zweiten
Hermonios. Aber in der späteren Zeit finden wir
ihn nicht nur bei Männermasken mit vollem Haar-
wuchs, sondern auch bei Sklavenmasken. In der
Maskengruppe eines Neapler Reliefs1 steht neben der
Maske eines νεανίσκος μίλας die eines spitzbärtigen
Mannes (Fig. 102), der unter dem dicken Kranz des
Fig. 102.
Keilbart gehabt zu haben. Zu
Symposions deutlich eine Stephane trägt wie der πρεϋβΰτης ήγεμών. aber doch keine Hakennase
hat wie dieser, sondern eine Stumpfnase wie der ήγεμών μακροπώγων και επιϋείωτ, dem auch der
Gesichtsausdruck am ähnlichsten ist (vgl. Fig. 11). Hier haben wir also eine Kombination von
drei Masken des Kanons. Von dem πρεσβύτης μακροπώγων sind die Form und der Ausdruck des
Gesichts, von dem ήγεμών πρεοβάτης die Frisur, von dem ΰφηνοπώγων der Bart entnommen.
Eine aus Ägypten stammende Bronzestatuette des Berliner Antiquariums 2 stellt einen sitzenden
spitzbärtigen Mann vor (Fig. 103). Die Beine hat er gekreuzt, wie der oben (S. 10 Fig. 20) abge-
bildete θεράπων ονλος und wie die auf einen Altar geflüchteten Sklaven3. So scheint auch unser
>) Schreiber Hellenistische Reliefbilder Taf. XCIX. Danach unsere Abbildung. Vgl. "Wieseler Theater-
gebäude Taf. V 37 S. 44.
2) Bronze-Inv. 8937. H. 0,20. Vgl. E. Pernice Arch. Anz. 1904 S. 37, 13.
3) Übersichtlich zusammengestellt bei Wieseler a. a. O. Taf. XI 8—10 und Salomon Reinach Rep. de
la statuaire I 532 f.; vgl. III 157. Eine vorzügliche Photographie des vatikanischen Exemplars (P. GL. III 28)
verdanke ich der Freundlichkeit Ainelungs, spare mir aber ihre Veröffentlichung für eine andere Gelegenheit auf.
Irreguläre Masken.
Fig. 101.
Aber statt der regu-
lären Stephane sieht
man über der Stirn
große steife Locken,
die genau so wie
die Bartlocken ge-
dreht und von dem
Hinterkopf nach
vorn gelegt sind.
Eine besondere
Vorliebe scheint
man in der Zeit
nach Aristophanes
von Byzanz für den
diesem gehört ursprünglich die Glatze, sei es die
natürliche, sei es die durch Abrasieren künstlich her-
gestellte; denn der Kanon gibt ihn nur dem glatz-
köpfigen Sphenopogon und dem rasierten zweiten
Hermonios. Aber in der späteren Zeit finden wir
ihn nicht nur bei Männermasken mit vollem Haar-
wuchs, sondern auch bei Sklavenmasken. In der
Maskengruppe eines Neapler Reliefs1 steht neben der
Maske eines νεανίσκος μίλας die eines spitzbärtigen
Mannes (Fig. 102), der unter dem dicken Kranz des
Fig. 102.
Keilbart gehabt zu haben. Zu
Symposions deutlich eine Stephane trägt wie der πρεϋβΰτης ήγεμών. aber doch keine Hakennase
hat wie dieser, sondern eine Stumpfnase wie der ήγεμών μακροπώγων και επιϋείωτ, dem auch der
Gesichtsausdruck am ähnlichsten ist (vgl. Fig. 11). Hier haben wir also eine Kombination von
drei Masken des Kanons. Von dem πρεσβύτης μακροπώγων sind die Form und der Ausdruck des
Gesichts, von dem ήγεμών πρεοβάτης die Frisur, von dem ΰφηνοπώγων der Bart entnommen.
Eine aus Ägypten stammende Bronzestatuette des Berliner Antiquariums 2 stellt einen sitzenden
spitzbärtigen Mann vor (Fig. 103). Die Beine hat er gekreuzt, wie der oben (S. 10 Fig. 20) abge-
bildete θεράπων ονλος und wie die auf einen Altar geflüchteten Sklaven3. So scheint auch unser
>) Schreiber Hellenistische Reliefbilder Taf. XCIX. Danach unsere Abbildung. Vgl. "Wieseler Theater-
gebäude Taf. V 37 S. 44.
2) Bronze-Inv. 8937. H. 0,20. Vgl. E. Pernice Arch. Anz. 1904 S. 37, 13.
3) Übersichtlich zusammengestellt bei Wieseler a. a. O. Taf. XI 8—10 und Salomon Reinach Rep. de
la statuaire I 532 f.; vgl. III 157. Eine vorzügliche Photographie des vatikanischen Exemplars (P. GL. III 28)
verdanke ich der Freundlichkeit Ainelungs, spare mir aber ihre Veröffentlichung für eine andere Gelegenheit auf.