Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 25): Die Masken der neueren Attischen Komödie — Halle a. S.: Niemeyer, 1911

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.57695#0009
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Kg. 1.

Der kleine Kreis von Forschern, der sich bisher um antike Masken überhaupt gekümmert
hat, scheint der Liste des Pollux bei seinen Untersuchungen mit einer gewissen Ängstlichkeit
aus dem Wege gegangen zu sein. In den zahlreichen populären Schriften über das antike
Bühnenwesen, die uns die letzten Jahre beschert haben, findet man sie kaum einmal erwähnt,
und sowohl in den Katalogen unserer Museen als bei der Exegese einzelner szenischer Bildwerke
wird selten der Versuch gemacht, mit ihrer Hilfe die Masken zu benennen. Man begnügt sich
mit der allgemeinen Bezeichnung tragische oder komische, männliche oder weibliche Maske oder,
wenn es hoch kommt, Sklavenmaske. Nur Augustin Cartault und Salomon Reinach machen hier
eine rühmliche Ausnahme. Vielleicht ist der Grund dieses Mißtrauens darin zu suchen, daß viele
mit Engelhardt1 die technischen Ausdrücke des Pollux für zum guten Teil unverständlich oder
mehrdeutig halten. Und doch sind sie alle gutes Griechisch.
Im Gegensatz zu dieser Resignation habe ich immer die Ansicht gehabt, daß jede
methodische Untersuchung der Maskendarstellungen von Pollux auszugehen hat, wenn auch der
von mir selbst vor mehr als dreißig Jahren in dieser Richtung unternommene Versuch2 noch
sehr unbeholfen war und vielleicht gerade darum dazu beigetragen hat, das Mißtrauen gegen
diese Liste zu verstärken, die sich doch bei näherer Betrachtung als ein in sich geschlossenes
und wohl durchdachtes System erweist, dem auf den Grund zu gehen schon an sich der Mühe
lohnt. Ich beschränke mich diesmal aber auf die Masken der neueren Komödie und setze zu-
nächst die auf sie bezügliche Stelle in Bethes recensio3 her, bediene mich jedoch, der bequemeren
Übersicht halber, ihrem Charakter entsprechend auch typographisch der Form eines Katalogs.
Auch wfird es sich empfehlen, daß wir uns zuerst nur mit den männlichen Masken beschäftigen
und, erst wenn wir hier eine feste Grundlage gewonnen haben, zu den weiblichen übergehen.
1) Die Illustrationen der Terenzhandschriften, Jenaer Dissertation 1905, deren Besitz ich der Freundlich-
keit des Verfassers verdanke.
2) Archäologische Zeitung XXXVI 1878 S. 13 ff.
3) Die in den einzelnen Handschriften ausgelassenen Worte zu bezeichnen unterlasse ich, da durch
Bethes Ausführungen feststeht, daß es sich nirgends um Interpolationen handelt, sondern daß die Abschreiber
den selbst schon epitomierten Archetypos ihrerseits wieder in verschiedener Weise epitomieren.

1
 
Annotationen