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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 25): Die Masken der neueren Attischen Komödie — Halle a. S.: Niemeyer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.57695#0117
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Die Ausgabe des Atticus. 109
aus dem megarischen Possenspiel übernommen 4. Das Charakteristische dieser Maske ist aber
das Toupet, die Speira, und diese ist offenbar nichts anderes als die Haarrolle, die wir bei
Statuen aus den Anfang des fünften Jahrhunderts, namentlich auf dorischem Gebiet so
häufig finden, und zwar stets bei jungen LeutenI 2. Ferner hat es sich uns als mindestens sehr
wahrscheinlich ergeben, daß der dritte Parasit, der Sikelikos, von dem wir allerdings eine bild-
liche Darstellung nicht nachweisen konnten, aus dem sizilischen Possenspiel, speziell dem des
Epicharm, stammt (S. 68 f.). Dem Maison ist nun aber der θ-εράπων κάτω τριχιάς aufs engste
verwandt, und auf den Phlyakenvasen finden wir sehr häufig glatzköpfige Sklaven, die wir nach
der Nomenclatur des Kanons als θεράποντες κάτω τριχίαι bezeichnen müßten3 4 5. Für das unter-
italische Possenspiel ist also diese Maske bezeugt, und sie wird wohl auch dem megarischen und
sizilischen nicht fremd gewesen sein. Ob auch der οϋλος θ-εράπων schon zu den Phlyaken gehört,
läßt sich aus den Vasenbildern nicht entnehmen. Er könnte auch eine von der attischen
Komödie geschaffene Variante sein. Dagegen können wir das Urbild des grotesken Tettix auf
einer Phlyakenvase aus liuvo4 nachweisen (S. 112 Fig. 1281 Wir finden hier die drei charakte-
ristischen Haarbüschel genau wie an der Berliner Terrakottamaske (S. 15 Fig. 29), aber statt
der Bartflocken noch den Spitzbart, und er erscheint als Musikant, also als ein Kerl, der
unmotiviertes Geräusch macht, wie der Koch Tettix mit seinem Geschwätz. Möglich also,
daß auch dieser Phlyax, der das zottige Gewand des Papposilens trägt, schon Tettix hieß5.
Zum Koch aber hat ihn sicher erst die neuere attische Komödie gemacht.
Die beiden Έρμώνιοι stammen, wie wir oben gelernt haben (S. 63 f.), aus der alten attischen
Komödie, und sind von einem Zeitgenossen des Aristophanes, dem zum Kreise des Eupolis
gehörigen Schauspieler Hermon, erfunden oder vielleicht auch nur kreiert worden. Und auch
für den Lykomedeios, den geschäftigen Biedermann, ist, wie S. 63 f. gezeigt, die Abstammung von
der alten Komödie in hohem Grade wahrscheinlich. Er und der erste Hermonios vertreten
aber mit ihrer vollen breiten Bartform einen jüngeren Typus als der spitzbärtige zweite
Hermonios. Mit diesem aufs engste verwandt ist der Sphenopogon κατ εξοχ/'/ν, den wir um so
zuversichtlicher gleichfalls der alten Komödie vindizieren dürfen, als er uns bisher überhaupt
nur in Bildwerken vorliegt, die von dieser abhängig sind (s. S. 21 Fig. 46. 47). Ja es scheint,
daß der zweite Hermonios nur eine Variante dieses Sphenopogon ist. Masken mit keilförmigem
Bart sind nun aber auch auf Phlyakenvasen sehr gewöhnlich0, so daß die alte attische Komödie
auch diese Maske dem dorischen Possenspiel entlehnt haben dürfte, während der erste Hermonios
und der Lykomedeios ihre eigensten Schöpfungen sind.
I S. oben S. 12 ff., S. 69 ff., S. 71 f.
2) S. Furtwängler Fünfzigstes Berliner Winckelmannsprogramni S. 128 ff. Taf. I.
8) So vor allem auf der Assteasvase, Furtwängler Berl. Vasenkat. 3044; Wien. Vorlegebl. B III 1.
4) In der Sammlung Jatta. Heydemann Arch. Jahrb. I 1886 S. 273 C. Danach unsere Abbildung.
5) Dieterich Pulcinella S. 39; vgl. oben S. 72.
°) S. Mon. d. Inst. VI 35, 1. Ann. d. Inst. 1847 tav. d’ agg. K, 1859 tav. d’ agg. X, Arch. Zeit. VII 1849
Taf. IV 2; XIII 1855 Taf. LXXVII, Heydemann XXX Berl. Winckelmannsprogramm Taf. 2 usw.
 
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