Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11 F. Ägyptische Figur

41

anderes erwiesen, als daß dies Versuche waren, die sich nicht durchsetzen konnten. Es gibt noch
weitere derartige Ausnahmen von dem „Gesetz" der Richtungsgeradheit, die sich aber ebenfalls
aus der das Charakteristische des Teils erfassenden künstlerischen Veranlagung, die ja als eng mit
dem statischen Kaum verbunden von uns erkannt wurde, ohne weiteres erklären lassen: so wenn zum
Beispiel bei hockenden Gestalten wie den Schreiberfiguren (Abb. 16,17; P. K. II 223) die Oberschenkel
schräg von hinten nach vorn führen oder die Armhaltung, durch die Art der Tätigkeit bedingt, sich
nicht dem Kreuz der Richtungen anpaßt. Auch kann der aus demselben Zentrum hervorgehende
Drang zur „ornamentalen" Zusammenfassung, der natürlich auch in dem letzten Beispiel mitwirkt,
so stark sein, daß er zu Abweichungen von der Richtungsgeradheit führt, wie es die Unterarme bei
sitzenden Gestalten (Abb. 19; P. K. II 232 usw.) oder die Armhaltung der Statue des Amenemhet III.
(Plastik 52 —53) uns vor Augen führen.

Zum Schluß dieses Abschnittes über die ägyptische Figur in ihrer Bedingtheit durch den
statischen Raum sei noch kurz erwähnt, daß die richtungsgerade künstlerische Auffassung natür-
lich auch die technische Art der Bearbeitung des Steins bestimmt, der darum zuerst in Kastenform
zurechtgehauen wird. Natürlich spielt auch das Material wie in jeder künstlerischen Leistung seine
Holle, die aber keineswegs ausschlaggebend ist. Die Führung liegt stets bei der Formvorstellung
des Künstlers. So kommt es, daß die stereometrischen Hauptformen (Rundheit, Fläche, Würfel)
sowohl den Holz- wie den Stein- und Tonbildungen der vorperspektivischen Plastik zugrunde liegen
(vgl. Anm. 9). Wir können nichts besseres tun, als für diese Fragen auf die Arbeit von Emanuel
Loewy, Stein und Erz in der statuarischen Kunst, zu verweisen.38)

6
 
Annotationen