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denet Fassung besetzt. In einet für die Fiömmigkeit des Gtoßhetzogs seht bezeichnenden Weise ist an diesem Stück
det Dienst an dem Heiligen und die Vetehtung seiner Reliquie sowohl durch die Ptacht und den Wett der Materialien
wie durch die äußerst schwierige technische Bearbeitung dokumentiert worden. Mit i $ oo Scudi war dieses Reliquiar
in der Herstellung das teuerste unter den Schätzen der Hauskapelle des Palazzo Pitti. Zobi vermutete, daß es in den
Zeiten Cosimos II. von Giovanni Bilivert entworfen und von Orazio Mochi ausgeführt worden wäre. Durch die
Eintragung im Giornale der Galleria ist indessen die Datierung auf das Jahr 1717 gesichert, wobei der Beginn der
Arbeiten einige Jahre früher liegen mag. Giuseppe Antonio Totticelli, dem fähigsten Steinschneider, ist die Arbeit
zuzuschreibcn A Den Entwurf muß jedoch Foggini geschaffen haben, in den Zeichnungen seines Skizzenbuches
und in seinen Skulpturen begegnen sehr ähnliche figürliche Motive. Hinter der Komposition steht noch immer die
römische Schulung: Die Worte: »alla Bernina« - offenbar ein zeitgenössischer Fachausdruck - weisen auf die V orbilder
hin. Die Ausführung der Szene in Pietre Dure, die den Figuren einen eigenen Stil aufzwingt, ist freilich ebenso typisch
ftorentinisch, wie die späte Entstehung nur aus den besonderen Bedingungen am großherzoglichen Hofe erklärt wer-
den kann.
Drei Jahre zuvor ist das Reliquiar des heiligen Sebastianus fertiggestellt worden, das ein Rgürliches Relief aus Pietre
Dure in einem üppigen bronzenen Standrahmen zeigt. Das hochovale »Gemälde« stellt links vorn die Opferung
Isaaks dar, im Hintergrund rechts den Traum Jakobs. Wieder sind die Figuren aus farbigen Steinen gearbeitet, die
einen naturalistischen Eindruck hervorbringen. Jaspissorten aus Volterra, Sizilien, Norcia, Böhmen und dem Elsaß
sind neben Lapislazuli verwendet. Ein Vergleich des Engels, der Abrahams Messer ergreift, mit den Passionsengeln
des vorhin beschriebenen Stückes lehrt, daß Torricelli auch der Schöpfer dieses plastischen Bildes war. An dem Rah-
men ist keine gerade Linie zu finden. Alles schwingt kurvig mit- und gegeneinander. Blattformen, Muschelformen
und Wellenformen gehen unvermittelt ineinander über und wechseln mit dekorativen Motiven. Auch die Teile,
denen als Fuß, Handgriff oder rahmendes Element funktionelle Aufgaben zufallen, sind als reine Ornamente gebildet.
Pralle Gehänge, deren Früchte ebenfalls naturalistisch aus bunten Steinen geschnitten sind, nehmen die Farbigkeit des
Mittelbildes auf und bereichern nochmals den Eindruck.
Für den merkwürdig entwicklungslosen Ablauf der Kunst des Rorentinischen Spätbarock ist es bezeichnend, daß zwei
Reliquiare von 1704 und 170$ dem soeben erwähnten Stück seht ähnlich sind: In dem Jahrzehnt bis 1714 läßt sich
keinerlei grundsätzliche Veränderung oder auch nur Abwandlung des Stils wahrnehmen. Die beiden Reliquiare sind
gleichförmig entworfen. Über einer Basis von Ebenholz, deren vordere Ecken abgeschrägt sind, baut sich ein hohes
bizarres Ornament aus vergoldeter Bronze auf. Der Fuß ist aus zwei Voluten gebildet und mit Akanthus verziert.
Er trägt einen fast runden dekorativen Rahmen, der ein figürliches Relief in Pietre Dure umschließt. Die eine Szene
stellt die Kommunion der heiligen Maria Aegyptiaca dar, die andere Daniel in der Löwengrube. Diese Bilder sind in
der bekannten Weise aus bunten Halbedelsteinen zusammengesetzt. Wie auf dem späteren Reliquiar hängen seitlich
schwere Festons herab, deren Früchte ebenfalls aus Pietre Dure geformt sind. Überraschend ist die Bekrönung ge-
arbeitet. Auf den Voluten einer Inschriftkartusche mit dem Namen des Heiligen knien große Engel aus vergoldeter
Bronze; sie halten ein silbermontiertes Schaugefäß aus Bergkristall, das die verehtungswürdigen Reste birgt. Die
beiden Arbeiten sind von besonderem Wert, weil uns archivalische Nachrichten die Namen der beteiligten Meister
und Kunsthandwerker überliefern. Vor allem die Eintragung über das Daniel-Reliquiar gibt eine Vorstellung von
dem auf dem Prinzip weitgehender Arbeitsteilung beruhenden Verfahren der Galleria. Zwar werden die Steinschnei-
der, die nur die Früchte ausgesägt haben, lediglich im ganzen angeführt, dafür aber Schlosser und Polsterer nament-
lich genannt. Merlini, der führende Silberschmied der Galleria, hat die Fassung der Kristallbecher gefertigt, von der
Hand des Torricelli sind die Reliefs in Pietre Dure. Entwurf und Ausführung des »Ornamento di Bronzo« aber sind
ausdrücklich für Foggini bezeugt. Freilich, auch wenn wir die schriftliche Bestätigung nicht besäßen, spräche schon der
stilistische Befund eindeutig für diesen Meister. Die Motive der Ornamentik kehren in seinen Zeichnungen und in
seinen großen Dekorationen genauso wieder. Vor allem die Engel mit dem breiten Kopftyp, den kräftigen Glied-
maßen, den charakteristisch ausholenden Bewegungen und dem Ratternden Gewand geben sich als Arbeiten unseres
Bildhauers zu erkennen. Für das Rgürliche Relief des »Daniel« hat sich eine eigenhändige Vorzeichnung des Meisters
nachweisen lassen. Das kleine Blatt ist einer der sehr seltenen Entwürfe zu Arbeiten in Pietre Dure. Es zeigt den aus

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