scheint aber bald nachgelassen zu haben. Es wurde wieder still um das Werk. Im Jahre 1685 starb der Baumeister,
wie sein Biograph berichtet, an den Folgen einet Anstrengung, die er im Zusammenhang mit diesem Unternehmen
auf sich genommen hatte. Noch zu dem Zeitpunkt, als Filippo Baldinucci seine Vita niederschrieb, 168p, stand das höl-
zerne Originalmodell an seinem Platz *45.1694 ereignete sich ein interessantes Zwischenspiel. Cosimo trat in Verhand-
lungen über den Ankauf eines vollständigen Altars, den ein toskanisches Bankhaus in Neapel verwahrte. Diese Deko-
ration stammte aus der Erbschaft des 1687 verstorbenen Marchese del Carpio und war ein vermutlich von Florentiner
Künstlern in Neapel gearbeiteter »altare in porfido . . . ornato di pietre preziose e cornici di bronzo«. Da der Groß-
herzog statt der geforderten 11000 Scudi nur $ 000 bot, hei der Altar an den Herzog von Uxeda, der die gewünschte
Summe ohne weiteres zahlte und das Werk nach Spanien verbrachte. Diese Nachricht beweist, daß um die Mitte der
neunziger Jahre die Arbeiten an dem Hochaltar für S. Stefano noch nicht weit fortgeschritten waren *4^.
Es bedurfte eines neuen Ereignisses, um das Vorhaben endgültig in Gang zu bringen. Im Heiligen Jahre 1700 unter-
nahm Cosimo seine Romfahrt. Unter den vielen Reliquien, die er von dort zurückbrachte, war die Cathedra des
hl. Stephanus die größte und kostbarste. Der Legende nach war der Heilige auf ihr sitzend erschlagen worden.
Papst Innozenz XII. hatte sie dem Großherzog zum Geschenk gemacht. Zusammen mit den Gebeinen des Ordens-
patrons sollte sie nun auf dem neuen Hochaltar Aufstellung finden. Am 11. Juli desselben Jahres wurde sie in
feierlicher Prozession nach Florenz eingeholt, im Dom ausgestellt und von dort nach Pisa weitergeleitet. Foggini
entwarf zu diesem Introitus einen Festwagen, der uns so beschrieben ist: »una pomposa e ricca custodia sopra una
macchina arrichita di fregii PontiFcii e bizzarri ornamenti*47«.
Dieses Geschenk hatte eine beschleunigte Wiederaufnahme der Arbeiten für den Altar zur Folge. Morrona hat aus
Dokumenten des Ordensarchivs nachgewiesen, daß dieser letzte Arbeitsabschnitt mehr als neun Jahre umfaßte. Die
ersten Ausgaben sind am 28. Juni 1700 verzeichnet, die Besichtigung des fertigen Altars durch das Consilium des
Ordens und die Approbation fanden am 19. November 170p statt. Die Ausführung drängte sich vornehmlich auf die
Jahre von 1703 bis 1707 zusammen. Planung und Bauleitung Feien nach Silvanis Tode dem inzwischen zum »Archi-
tetto Primario« aufgestiegenen Foggini zu. Der Meister trat dem Orden gegenüber als selbständiger Unternehmer
auf. Seine im Jahre 1707 eingereichte Abrechnung ist der wichtigste dokumentarische Beleg über das Werk. Aus ihr
geht hervor, daß alle einzelnen Aufträge und alle Zahlungen durch seine Hände gingen. Wir erfahren ferner, daß
Foggini außer den Rissen ein kleines, farbig gefaßtes Modell angefertigt hatte. Auch ein hölzernes Modell in Origi-
nalgröße wurde errichtet, seine Reste sind in der Kirche erhalten. Der Orden trug die Kosten des Metalls und der
Herstellung, sie stiegen auf 19000 Scudi an. Den Marmor und die edlen Steinsorten - Porphyr, Jaspis, Chalzedon -
stiftete Cosimo aus der eigenen Schatulle; die von Morrona vergeblich gesuchte Notiz über die Kosten dieses Materi-
als fand sich im Archiv der Galleria, sie lautet auf mehr als 16 000 Scudi. So lassen sich die gesamten Aufwendungen
mit ß 5 620 Scudi angeben. Das Material wurde aus Florenz herangeschafft. Die Zubereitung des Marmors erfolgte
unter Leitung des bewährten Agnolo Tortoli. Der in langwierigem Verfahren zu sägende Porphyr wurde von den
Gefangenen des Arsenals bearbeitet. Die Pisaner Domopera mußte für eine der vier mächtigen Säulen eine der neben
dem Hochaltar des Domes aufgestellten Säulen herschenken; Cosimo ersetzte diese durch eine neue, jedoch aus
zwei Stücken zusammengefügte, die er mit einem reich skulptierten Marmorkapitell schmücken ließ *4^.
// Die Einbeziehung der Cathedra in den Aufbau des Altars bedingte eine neuerliche Abänderung des Entwurfs. Foggini
legte mehrere Risse vor, von denen der Großherzog—wie Baldinucci d. J. nicht zu berichten unterließ - den reichsten
auswählte. In den Maßen und im Typus schloß sich der nunmehr zur Ausführung bestimmte Altar an die Zeich-
nung des Silvani an, jedoch wurden wesentliche Korrekturen notwendig. Die Aufgabe bestand jetzt vor allem darin,
einen Platz für den neuen kultischen und formalen Mittelpunkt, die beiden Reliquien, zu schaffen. Zunächst mußte das
geplante Gemälde aufgegeben werden. Der untere Giebel Fel fort, der halbrund abschließende Rahmen des Retabels
schneidet weit in die Attika ein, die ihrerseits von einem Fragmentgiebel mit Trophäen und Engelputten bekrönt
wird. Die mittleren Säulen des Aufbaues sind vorgezogen und am alten Platz durch Pilaster ersetzt worden. So ist
nach oben und nach vorn Raum für die Reliquien und den plastischen Figurenschmuck gewonnen worden. Die Cassa
mit den Gebeinen des Heiligen steht auf der Mensa. Über ihr erhebt sich - mit ihrem Sockel den Sarkophag über-
greifend - eine hohe Sedia, in der die wahre Cathedra verborgen ist. Oberhalb dieses zwiefachen »Reliquiars« schwebt
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UN HmBBUBRG
wie sein Biograph berichtet, an den Folgen einet Anstrengung, die er im Zusammenhang mit diesem Unternehmen
auf sich genommen hatte. Noch zu dem Zeitpunkt, als Filippo Baldinucci seine Vita niederschrieb, 168p, stand das höl-
zerne Originalmodell an seinem Platz *45.1694 ereignete sich ein interessantes Zwischenspiel. Cosimo trat in Verhand-
lungen über den Ankauf eines vollständigen Altars, den ein toskanisches Bankhaus in Neapel verwahrte. Diese Deko-
ration stammte aus der Erbschaft des 1687 verstorbenen Marchese del Carpio und war ein vermutlich von Florentiner
Künstlern in Neapel gearbeiteter »altare in porfido . . . ornato di pietre preziose e cornici di bronzo«. Da der Groß-
herzog statt der geforderten 11000 Scudi nur $ 000 bot, hei der Altar an den Herzog von Uxeda, der die gewünschte
Summe ohne weiteres zahlte und das Werk nach Spanien verbrachte. Diese Nachricht beweist, daß um die Mitte der
neunziger Jahre die Arbeiten an dem Hochaltar für S. Stefano noch nicht weit fortgeschritten waren *4^.
Es bedurfte eines neuen Ereignisses, um das Vorhaben endgültig in Gang zu bringen. Im Heiligen Jahre 1700 unter-
nahm Cosimo seine Romfahrt. Unter den vielen Reliquien, die er von dort zurückbrachte, war die Cathedra des
hl. Stephanus die größte und kostbarste. Der Legende nach war der Heilige auf ihr sitzend erschlagen worden.
Papst Innozenz XII. hatte sie dem Großherzog zum Geschenk gemacht. Zusammen mit den Gebeinen des Ordens-
patrons sollte sie nun auf dem neuen Hochaltar Aufstellung finden. Am 11. Juli desselben Jahres wurde sie in
feierlicher Prozession nach Florenz eingeholt, im Dom ausgestellt und von dort nach Pisa weitergeleitet. Foggini
entwarf zu diesem Introitus einen Festwagen, der uns so beschrieben ist: »una pomposa e ricca custodia sopra una
macchina arrichita di fregii PontiFcii e bizzarri ornamenti*47«.
Dieses Geschenk hatte eine beschleunigte Wiederaufnahme der Arbeiten für den Altar zur Folge. Morrona hat aus
Dokumenten des Ordensarchivs nachgewiesen, daß dieser letzte Arbeitsabschnitt mehr als neun Jahre umfaßte. Die
ersten Ausgaben sind am 28. Juni 1700 verzeichnet, die Besichtigung des fertigen Altars durch das Consilium des
Ordens und die Approbation fanden am 19. November 170p statt. Die Ausführung drängte sich vornehmlich auf die
Jahre von 1703 bis 1707 zusammen. Planung und Bauleitung Feien nach Silvanis Tode dem inzwischen zum »Archi-
tetto Primario« aufgestiegenen Foggini zu. Der Meister trat dem Orden gegenüber als selbständiger Unternehmer
auf. Seine im Jahre 1707 eingereichte Abrechnung ist der wichtigste dokumentarische Beleg über das Werk. Aus ihr
geht hervor, daß alle einzelnen Aufträge und alle Zahlungen durch seine Hände gingen. Wir erfahren ferner, daß
Foggini außer den Rissen ein kleines, farbig gefaßtes Modell angefertigt hatte. Auch ein hölzernes Modell in Origi-
nalgröße wurde errichtet, seine Reste sind in der Kirche erhalten. Der Orden trug die Kosten des Metalls und der
Herstellung, sie stiegen auf 19000 Scudi an. Den Marmor und die edlen Steinsorten - Porphyr, Jaspis, Chalzedon -
stiftete Cosimo aus der eigenen Schatulle; die von Morrona vergeblich gesuchte Notiz über die Kosten dieses Materi-
als fand sich im Archiv der Galleria, sie lautet auf mehr als 16 000 Scudi. So lassen sich die gesamten Aufwendungen
mit ß 5 620 Scudi angeben. Das Material wurde aus Florenz herangeschafft. Die Zubereitung des Marmors erfolgte
unter Leitung des bewährten Agnolo Tortoli. Der in langwierigem Verfahren zu sägende Porphyr wurde von den
Gefangenen des Arsenals bearbeitet. Die Pisaner Domopera mußte für eine der vier mächtigen Säulen eine der neben
dem Hochaltar des Domes aufgestellten Säulen herschenken; Cosimo ersetzte diese durch eine neue, jedoch aus
zwei Stücken zusammengefügte, die er mit einem reich skulptierten Marmorkapitell schmücken ließ *4^.
// Die Einbeziehung der Cathedra in den Aufbau des Altars bedingte eine neuerliche Abänderung des Entwurfs. Foggini
legte mehrere Risse vor, von denen der Großherzog—wie Baldinucci d. J. nicht zu berichten unterließ - den reichsten
auswählte. In den Maßen und im Typus schloß sich der nunmehr zur Ausführung bestimmte Altar an die Zeich-
nung des Silvani an, jedoch wurden wesentliche Korrekturen notwendig. Die Aufgabe bestand jetzt vor allem darin,
einen Platz für den neuen kultischen und formalen Mittelpunkt, die beiden Reliquien, zu schaffen. Zunächst mußte das
geplante Gemälde aufgegeben werden. Der untere Giebel Fel fort, der halbrund abschließende Rahmen des Retabels
schneidet weit in die Attika ein, die ihrerseits von einem Fragmentgiebel mit Trophäen und Engelputten bekrönt
wird. Die mittleren Säulen des Aufbaues sind vorgezogen und am alten Platz durch Pilaster ersetzt worden. So ist
nach oben und nach vorn Raum für die Reliquien und den plastischen Figurenschmuck gewonnen worden. Die Cassa
mit den Gebeinen des Heiligen steht auf der Mensa. Über ihr erhebt sich - mit ihrem Sockel den Sarkophag über-
greifend - eine hohe Sedia, in der die wahre Cathedra verborgen ist. Oberhalb dieses zwiefachen »Reliquiars« schwebt
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