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wendet sind. Die Tomba ist prächtig, doch nicht überladen. Von dem dunklen »verde di Polcevera« hebt sich die ver-
goldete Bronze höchst wirksam ab: ein sonorer feierlicher Färb klang, wie er für den Spätbarock in Florenz charakte-
ristisch ist. Dem fertigen Werk sieht man die mannigfachen Schwierigkeiten bei seiner Erstellung nicht an, alle Teile
fügen sich zu einheitlichem Eindruck zusammen. Dem Urteil de Brosses dürfen wir uns noch heute anschließen.


Der regierende Großherzog war stets zugleich Großmeister des 15 62 gestifteten Ritterordens, der den hl. Stephanus
zum Patron erkoren hatte. Wie seine Vorfahren wollte auch Cosimo III. die Kirche dieses Ordens durch Kunstwerke
bereichern. Unter seiner Herrschaft wurde der monumentale Hochaltar geschahen. Fast vier Jahrzehnte zog sich die
Errichtung hin, durch Planänderungen mehrfach unterbrochen. Kein geringerer als Gianlorenzo Bernini hat - das
war bisher unbekannt - noch im Jahre der Thronbesteigung Cosimos eine Zeichnung dafür eingesandt, diese kam je-
doch nicht zur Ausführung'4q
Der früheste erhaltene Entwurf ist wenige Jahre später entstanden; er liegt uns in einem Riß der Uffizien mit dem
Datum »i6y;« vor. Der Katalog schreibt ihn dem Pier Francesco Silvani zu und bringt die Skulpturen mit Giovanni
Battista Foggini in Beziehung Nun war der Bildhauer damals noch Stipendiat in Rom und kann bei dieser Planung
nicht mitgesprochen haben. Aber daß Silvani in der Tat einen Entwurf für S. Stefano geliefert hat, läßt sich archiva-
lisch belegen, auch schließt die Architektur des Risses an ausgeführte Arbeiten des Künstlers an: Die Entwürfe zur
Corsini-Kapelle stammen aus demselben Jahre. Der Altar ist als ein Ädikularetabel von zehn Meter Höhe gedacht
und zur Aufnahme eines Gemäldes bestimmt. Gekoppelte glatte Säulen begrenzen den oben halbrund abschließenden
Bildrahmen; auf der Zeichnung rötlich angelegt, sollen sie offenbar aus Porphyr bestehen. Die grüne Lavierung des
Gebälkes scheint »marmo verde« anzudeuten. Über einem fragmentarisch gebrochenen Dreiecksgiebel erhebt sich
eine Attika, über dieser ein Racher Segmentgiebel. Die Attika ist mit einem großen Relief Gottvaters inmitten von
anbetenden Engeln geschmückt. Zwei Rundfiguren - Engel mit Ordenskreuzen - ruhen auf den Fragmenten des
unteren Giebels. Der Segmentgiebel ist seinerseits mit der Taube des Heiligen Geistes und bekrönendem Ordenskreuz
verziert. Ordenskreuze auf grünem Fond schmücken auch den Stipes des Altars und die Sockel der Säulen'43.
Eine erste Änderung dieses Projektes wurde im Jahre 1682 notwendig. Nach schwierigen Verhandlungen hatte der
Großherzog die Gebeine des Märtyrerpapstes Stephanus zum Geschenk erhalten. Aus der Kirche S. Maria di Colonna
in Trani, wo die Reliquie von den Franziskaner-Observanten gehütet worden war, wurde sie über Florenz nach Pisa
überführt, um im neuen Hochaltar der Ritterkirche beigesetzt zu werden. Zunächst scheint Cosimo an nichts Ge-
ringeres gedacht zu haben, als die gesamte Kirche auf römische Art neu zu dekorieren. CiroFerri mußte dazu die Ent-
würfe liefern. Zwei Aufrisse von seiner Hand sind in den Uffizien erhalten und geben uns eine Vorstellung von
diesem Vorhaben'44. Die Wandßächen sind durch hohes Sockelgeschoß, kannelierte Pilaster und Gebälk gegliedert,
sowie mit Wappen, Sinnbildern und Festons geschmückt. Die Aufteilung der Altatwand ist zwar im großen beibe-
halten, aber unter den Orgelemporen sind Türen durchgebrochen, und in die sehr Rache Chornische ist ein Wand-
rahmenhalter eingestellt: Ein geschweifter Reliquiensarkophag dient als Stipes, über der Mensa erhebt sich ein Stand-
bild des segnenden Papstes. Ein mächtiger, von zwei Engeln gehaltener Baldachin hängt vor dem Triumphbogen von
der Decke herab. Die Skulptur zeichnet sich mit ihrem Umriß klar von der architektonisch gerahmten Wandßäche ab,
ist jedoch in zarteren Strichen ausgeführt als die übrigen Details. Offenbar wollte der Künstler dem Bildhauer - doch
wohl seinem Schüler Foggini-freie Hand lassen. Die Zeichnungen mit dem im Jahre 1682 aus Rom übersandten
»disegnio« für S. Stefano zu identifizieren, von denen wir eine briefliche Nachricht besitzen, liegt nahe.
Warum diese Pläne aufgegeben wurden, steht nicht fest. Vermutlich waten es Hnanzielle Bedenken, die für die Beibe-
haltung des alten Entwurfs sprachen. Freilich mußte auch der Vorschlag des Silvani für die Aufstellung eines Sarko-
phages modiRziert werden, doch scheint man nach wie vor an ein Gemälde als Hauptschmuck gedacht zu haben. Es
ist nur von Statuen der Giebelzone die Rede: »che sopra virisiedono«. ZuAnfang des Jahres 1683 errichtete Silvani ein
originalgroßes Holzmodell des Altars in der Kirche, das auch schon Stuckmodelle des geplanten Skulpturenschmucks
zeigte. Der Auftrieb, den das umfassende Vorhaben durch die Schenkung der Gebeine des Heiligen erfahren hatte.

-7JV/H




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