Tod des Ingenieurs abgewartet, drang er nun auf energische Fortführung der Arbeiten. Er Heß seinem Bildhauer Foggini,
der später auch Nachfolger Baldis werden sollte, die vorhandenen Pläne übersenden und ersuchte ihn, nach Rück-
sprache mit Agnolo Tortoli, dem »Capo Maestro degli Scarpellini«,und mitMarcantonioMerlini, dem Silberschmied,
darüber zu berichten. Tortoli hatte seinerseits Risse für die Marmordekoration vorgelegt, Merlini seit langem Orna-
^?<f mente in Arbeit. Foggini erstattete seinem Herrn nach vier Tagen einen ausführlichen Bericht. Er billigte zwar den
Gedanken Baldis, den gedrückten Proportionen des Raumes durch geeignete Maßnahmen zu begegnen, lehnte aber
die ausgearbeiteten Vorschläge als unklar und ungenügend ab. Stattdessen reichte er ein eigenes Projekt ein und
HM. H erläuterte es in einer schnell hingeworfenen Skizze. In diesem kleinen Blatt haben wir den frühesten architekto-
nischen Entwurf des Meisters vor uns. Trotz der Flüchtigkeit der Skizze und der fragmentarischen Nachrichten läßt
sich Fogginis Absicht doch erkennen. Der schwere Sarkophag steht auf sehr hohem, dreistufigem Unterbau in halb-
rund abschließender Nische. Zwei Putten zieren seinen Deckel, in die Rückwand darüber scheint ein Reliefbildnis
eingelassen zu sein. Die Nische wird architektonisch in der Art eines Ädikularetabels gerahmt: Sockel mit Wappen,
komposite glatte Säulen mit Gebälk und Dreiecksgiebel, davor der einfache Altartisch. Der Gesamtaufbau - die
Kombinierung von Sarkophag, klassizistischer Adikula und Tischaltar-schließt eng an das Grabmal des hl. Andrea
Corsini in S. Maria del Carmine zu Florenz an.
Auch dieser Plan wurde nicht ausgeführt. Inzwischen war in der gegenüberliegenden Sakramentskapelle das Silber-
ziborium errichtet worden; vermutlich gab die Rücksichtnahme auf diese Dekoration den Ausschlag in den weiteren
Überlegungen. Man nahm von einer baulichen Neugestaltung der Kapelle Abstand und beschränkte sich auf die
Errichtung eines frei im Raume stehenden Grabmals. Zwar erging im April 1687 der Befehl, unverzüglich mit den
Marmorarbeiten zu beginnen; Tortoli erhielt eine vom Marchese Cerbone del Monte, dem »Guardaroba Generale«,
Unterzeichnete Vollmacht zur Auswahl aller ihm geeigneten Facharbeiter. Dennoch zog sich die Errichtung des
Monumentes noch jahrelang hin. Im Frühjahr 1688 war der Marmor für das Piedestal zur Verschiffung nach Pisa be-
reitgestellt. Die Bronzeornamente für die Urne waren bis auf den großen Blütenkranz, dessen Modell Foggini im
Januar geformt hatte, fertig; Merlini und Holzmann rechneten im Juni über die Vergoldung dieses Dekors ab. Man
diskutierte übet die Verkürzung der Mensa, die das Monument besser zur Geltung bringen würde. Im folgenden
Frühjahr war die neue Mensa in Arbeit, der Bronzekranz wurde vergoldet. Erst im Mai des Jahres 1691 aber scheint
Tortoli das Werk in Pisa aufgestellt zu haben.
Mag Foggini einzelne ornamentale Motive von Baldi übernommen und den Ratschlägen des Tortoli seine Aufmerk-
samkeit geschenkt haben, man wird ihm dennoch mit Morrona das heutige Grabmal zuschreiben. Das Monument
besteht aus zwei Teilen: dem »piedestallo« und der »cassa«. Der blockartige Unterbau ist aus verschiedenfarbigen
Steinsorten zusammengefügt. Den Kern bildet rötlicher ägyptischer Granit, die Umrahmungen und Profile sind aus
»giallo antico«, die Füllungen aus spanischem »brocatcllo«. Auf diesem Piedestal steht der kastenförmige, sich nach
oben verbreiternde Sarkophag. Er ist aus dunkelgrünem, weißgeädertem Marmor — sogenanntem »verde di Pol-
cevera« - gearbeitet und mißt zweieinviertel Meter in der Länge. Zwei Ornamentbänder umziehen ihn. In die Schmal-
seiten sind reich mit Blättern und Blüten geschmückte Bronzetafeln eingelassen. Die Tafel der Schauseite - »sportello«
genannt - ist herausnehmbar. Hinter ihr befindet sich eine große Kristallglasscheibe, die den Blick auf die Gebeine
des Heiligen ermöglicht^. Auf dem erhöhten, quadratischen Mittelstück des Deckels hegt ein großer Blütenkranz, links
und rechts knien Engelputten in adorierender Haltung. Der gesamte Dekor besteht aus Bronze; die ornamentalen
Füllungen und Bänder, die Blüten des Kranzes sowie die Flügel der Putten sind vergolde W
Die Schmuckmotive sind Weiterbildungen des von Ciro Ferri übernommenen Formenschatzes. Für den Blütenkranz
zwischen den Engeln - die von Christus verliehene Krone des Lebens - ist an die Zeichnungen des Meisters zu er-
innern, die wir mit dem Sarkophag der hl. Maria Maddalena de' Pazzi in Beziehung gebracht haben. Das Ranken-
muster der seitlichen Füllungen läßt sich bis in die Einzelheiten der »von unten« gesehenen offenen Blüten hinein auf
HM. ^ den Akanthus des Gitters am Altar dieser Heiligen zurückführen. Freilich wirkt es in Pisa nicht so schwer - eine Folge
der Umsetzung ins Flachrelief. Auch das Ornamentband, das den Sockel der Urne umzieht, ist mit seinen locker an-
einandergereihten gegenläufigen C-Schwüngen leichter als Ciros Bandmuster. Mehr als die Einzelformen des Dekors,
mehr als die Feinheit der Ausarbeitung sind Sicherheit und Zurückhaltung bemerkenswert, mit der diese Motive ver-
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der später auch Nachfolger Baldis werden sollte, die vorhandenen Pläne übersenden und ersuchte ihn, nach Rück-
sprache mit Agnolo Tortoli, dem »Capo Maestro degli Scarpellini«,und mitMarcantonioMerlini, dem Silberschmied,
darüber zu berichten. Tortoli hatte seinerseits Risse für die Marmordekoration vorgelegt, Merlini seit langem Orna-
^?<f mente in Arbeit. Foggini erstattete seinem Herrn nach vier Tagen einen ausführlichen Bericht. Er billigte zwar den
Gedanken Baldis, den gedrückten Proportionen des Raumes durch geeignete Maßnahmen zu begegnen, lehnte aber
die ausgearbeiteten Vorschläge als unklar und ungenügend ab. Stattdessen reichte er ein eigenes Projekt ein und
HM. H erläuterte es in einer schnell hingeworfenen Skizze. In diesem kleinen Blatt haben wir den frühesten architekto-
nischen Entwurf des Meisters vor uns. Trotz der Flüchtigkeit der Skizze und der fragmentarischen Nachrichten läßt
sich Fogginis Absicht doch erkennen. Der schwere Sarkophag steht auf sehr hohem, dreistufigem Unterbau in halb-
rund abschließender Nische. Zwei Putten zieren seinen Deckel, in die Rückwand darüber scheint ein Reliefbildnis
eingelassen zu sein. Die Nische wird architektonisch in der Art eines Ädikularetabels gerahmt: Sockel mit Wappen,
komposite glatte Säulen mit Gebälk und Dreiecksgiebel, davor der einfache Altartisch. Der Gesamtaufbau - die
Kombinierung von Sarkophag, klassizistischer Adikula und Tischaltar-schließt eng an das Grabmal des hl. Andrea
Corsini in S. Maria del Carmine zu Florenz an.
Auch dieser Plan wurde nicht ausgeführt. Inzwischen war in der gegenüberliegenden Sakramentskapelle das Silber-
ziborium errichtet worden; vermutlich gab die Rücksichtnahme auf diese Dekoration den Ausschlag in den weiteren
Überlegungen. Man nahm von einer baulichen Neugestaltung der Kapelle Abstand und beschränkte sich auf die
Errichtung eines frei im Raume stehenden Grabmals. Zwar erging im April 1687 der Befehl, unverzüglich mit den
Marmorarbeiten zu beginnen; Tortoli erhielt eine vom Marchese Cerbone del Monte, dem »Guardaroba Generale«,
Unterzeichnete Vollmacht zur Auswahl aller ihm geeigneten Facharbeiter. Dennoch zog sich die Errichtung des
Monumentes noch jahrelang hin. Im Frühjahr 1688 war der Marmor für das Piedestal zur Verschiffung nach Pisa be-
reitgestellt. Die Bronzeornamente für die Urne waren bis auf den großen Blütenkranz, dessen Modell Foggini im
Januar geformt hatte, fertig; Merlini und Holzmann rechneten im Juni über die Vergoldung dieses Dekors ab. Man
diskutierte übet die Verkürzung der Mensa, die das Monument besser zur Geltung bringen würde. Im folgenden
Frühjahr war die neue Mensa in Arbeit, der Bronzekranz wurde vergoldet. Erst im Mai des Jahres 1691 aber scheint
Tortoli das Werk in Pisa aufgestellt zu haben.
Mag Foggini einzelne ornamentale Motive von Baldi übernommen und den Ratschlägen des Tortoli seine Aufmerk-
samkeit geschenkt haben, man wird ihm dennoch mit Morrona das heutige Grabmal zuschreiben. Das Monument
besteht aus zwei Teilen: dem »piedestallo« und der »cassa«. Der blockartige Unterbau ist aus verschiedenfarbigen
Steinsorten zusammengefügt. Den Kern bildet rötlicher ägyptischer Granit, die Umrahmungen und Profile sind aus
»giallo antico«, die Füllungen aus spanischem »brocatcllo«. Auf diesem Piedestal steht der kastenförmige, sich nach
oben verbreiternde Sarkophag. Er ist aus dunkelgrünem, weißgeädertem Marmor — sogenanntem »verde di Pol-
cevera« - gearbeitet und mißt zweieinviertel Meter in der Länge. Zwei Ornamentbänder umziehen ihn. In die Schmal-
seiten sind reich mit Blättern und Blüten geschmückte Bronzetafeln eingelassen. Die Tafel der Schauseite - »sportello«
genannt - ist herausnehmbar. Hinter ihr befindet sich eine große Kristallglasscheibe, die den Blick auf die Gebeine
des Heiligen ermöglicht^. Auf dem erhöhten, quadratischen Mittelstück des Deckels hegt ein großer Blütenkranz, links
und rechts knien Engelputten in adorierender Haltung. Der gesamte Dekor besteht aus Bronze; die ornamentalen
Füllungen und Bänder, die Blüten des Kranzes sowie die Flügel der Putten sind vergolde W
Die Schmuckmotive sind Weiterbildungen des von Ciro Ferri übernommenen Formenschatzes. Für den Blütenkranz
zwischen den Engeln - die von Christus verliehene Krone des Lebens - ist an die Zeichnungen des Meisters zu er-
innern, die wir mit dem Sarkophag der hl. Maria Maddalena de' Pazzi in Beziehung gebracht haben. Das Ranken-
muster der seitlichen Füllungen läßt sich bis in die Einzelheiten der »von unten« gesehenen offenen Blüten hinein auf
HM. ^ den Akanthus des Gitters am Altar dieser Heiligen zurückführen. Freilich wirkt es in Pisa nicht so schwer - eine Folge
der Umsetzung ins Flachrelief. Auch das Ornamentband, das den Sockel der Urne umzieht, ist mit seinen locker an-
einandergereihten gegenläufigen C-Schwüngen leichter als Ciros Bandmuster. Mehr als die Einzelformen des Dekors,
mehr als die Feinheit der Ausarbeitung sind Sicherheit und Zurückhaltung bemerkenswert, mit der diese Motive ver-
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