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digt, daß hier zugleich das Hoͤtel der ganzen Geſellſchaft iſt. Das „in
Freiheit dreſſirte Wunderpferd Lord Shabby“ — ohne Engliſch und Arabiſch
geht es nun einmal nicht ab — und „das Schulpferd Emir“ ziehen das
ganze Geſchäft ſammt Kunſt und Künſtler, und an den Thoren der Stadt
forſcht die Polizei ſehr eifrig nach dem Gewerbeſchein. Endlich hält der
Vagen auf der Stadtwieſe, die edlen Roſſe werden ausgeſpannt, Lord
Shabby wird gewaſchen und ein bunter Sattel auf ſeinen einladenden
Küden gelegt, Emir wandert zum Zimmermann, um einige Balken und
Bretter für den „Cirkusbau“ zu holen. Der Herr Direltor ſetzt einen


lolen, mageren Glieder mit einem flaſchengruͤnen Frack, holt Haick den
Affen aus dem Kaſten, zieht dieſem ein Harlekinsgewand auf den zappeln—
den Körper und beſteigt mit ihm Lord Shabby; der ſtarke Mann, der
berühmte Lavater Shia, legt Kartoffeln und Meſſer, mit dem er unter—
wegs ſehr ernſt der Vorbereitung für das Mittagsbrod obgelegen, bei
Seite kleidet ſich als Polichinell und hängt ſich die Pauke um. Die kleine
„Miß Libella“, ein ſtets hungeriges, ſteis Kaffeebohnen aus der Taſche
naſchendes kleines Maͤdchen, ſteigt im Elfenröckchen auf die hohen Stelzen.
Der kleine Wundermann Eli Birruh, welcher auffallend gern hübſche
Federmeſſer aus fremden Taſchen zieht, wird ganz in Flittertrilot gellei—
det auf ein ſchwindelndes Gerüſt don acht Fuß Höhe, das der poſaunen—
ſpielkundige Aufwärter am Rücken befeſtigt trägt, geſchnallt; ſein Bruder,
der ſtets Mangel an Taſchentüchern leidet, ergreift die große Trommel
und nun zieht die ganze Geſellſchaft mit rauſchendem Spiel durch die
Baſſen der Stadt, in denen der Herr Direktor hochachtungsvoll einen
Theil ſeiner berühmten Truppe dem verehrungswuͤrdigen Publikum von


außerordentlichen Produktionen einladet. Die frierenden Kinder, der
branntweindunſtige Paukenſchläger, die verkommenen Muſikanten, und vor
Allem der Herr Direktor auf dem Lord mit ſeinem verkuͤmmerten ſauren
Geſicht und den ſchmutzigen Fechthandſchuhen machen einen ſehr wehmü—
thigen Eindruck. Züchtige reelle Arbeit würde ihnen ſicher aus ihrem
mit dürftigen Flittern bedeckten Elend heraushelfen, aber eben Arbeit,
wirlliche Arbeit, das iſt es, was dieſe Zigeunerfeelen am meiſten ſcheuen.

Ein engliſches Aatroſenmärchen.

In einer kleinen Stadt an der Küſte lebten zwei alte Matroſen, Jack
und Joe. Sie waren intime Freunde und beſaßen zuſammen ein Boot
und ein Fiſchnetz, mit dem ſie gemeinſchaftlich dem Fiſchfang oblagen.


liebten Beide gleich ſehr den Rum und waren auch im Uebrigen ſo un—
zertreynliche Kameraden und übereinſtimmende Seelen, daß ſie es gar
nicht herausfinden konnten, worin der Eine dem Anderen nuͤr eine Hand-
breit voraus war oder ſo viel hinter ihm zurückblieb.
„Ich kenne die beſte Art, Makrelen zu kochen und Häringe und See—
zungen,“ ſagt Jack. ;
„Das verſtehe ich auch!

Und ich kenne die beſte Art, ſie zu ver—
kaufen,“ ſagt Joe.


Art, ſie zu fangen.“

„Das verſtehe ich auch,“ antwortete Joe, „aber was nützt uns all'
dieß, wenn wir keine beſſeren Stricke haben für unſer Netz?“

„Venn wir Zeit hätten , konnten wir uns einige drehen,“ ſagt Jack.

„Venn wir Geld hätten, koͤnnten wir welche käufen,“ ſaͤgt Ide.

„Wenn wir wüßten wo, koͤnnten wir uns welche borgen,“ ſagt Jack.

„Wenn wir wuͤßten wo, koͤnnten wir uns welche ſtehlen,“ ſagt Yoe.

Gerade in dieſem Augenblick begannen die Glocken der Kirche auf
dem Huͤgel vor der Stadt zum Abendgottesdienſt zu lauten.

„Sie lauten die Glocken mit Stricken,“ ſagt Jack.

„Und dieſe Stricke ſind ſehr gut,“ ſagt Joe.

Jack ſing an zu ſchmunzeln und Joe fing an zu lächeln.

„Zollen wir zur Abendkirche gehen?“ fraͤgt Jaͤck.

Und ſollen wir bis zuletzt bleiben? fragt Joe.
* Und die beiden unzertrennlichen Theerjacen wanderten zum Hügel.
Sie
Beſucher ſie verlaſſen hatten.

„Jetzt iſt für uns Zeit,“ ſagt Jack.

„ degt iſts an uns,“ ſagt Joe. x ;
Darauf ſtiegen die beiden Matroſen einträchtig zum Thurm hinauf,
wo die Glocken hingen.
die ſie dort fanden.

„Einer iſt für mich!“ rief Jack.
„Und einer für mich !“ rief Zoe; und jetzt kletterten die beiden Freunde
tapfer an den für Unberufene oben feſtgeſtellien Glockenſtricken in die Höhe.








„Ich bin oben,“ fagt Jack.

„Und ich auch,“ ſagt Joe.

Jack holte ſein Meſſer aus der Taſche, Joe that deßgleichen.

Tüchtig darauf los arbeitet Jack's Meſſer — er ſchneidet den Strick
oberhalb ſeines Kopfes ab und fällt mit ihm hinunter auf den ſteinernen
Fußboden der Kirche und bricht ſich das Bein und beſchädigt ſich den Arm.
„O,“ ſtöhnt Jack vom Boden, „wer hätte auch daran denken können!“

„Was für ein Dummkopf biſt Du geweſen!“ ſchrie Ide von der Höhe.
„Du hätteſt es machen ſollen, wie ich.“ Mit dieſen Worten ſchneidet er
den Strick dicht unter ſeinen Füßen ab — dieſer fiel und nun hing er,
nur auf die Kraft ſeiner Hände angewieſen, oben. „O,“ ſchrie Joe aus
der Höhe, „wer hätte auch das denken koͤnnen!“

„Je! was biſt Du für ein Dummkopf!“ ſtöhnte Jack.
Du oben hängen bis zum Morgen.“

Und ſo geſchah es, und Joe's Arme wurden ſo ſteif, daß er ſie eine
Woche lang nicht bewegen konnte.

Es war eine ſchwere Nacht für die beiden unzertrennlichen Theerjacken.
Sie ſchrieen und ſtöhnten und jammerten und beteten und fluchten ein
ſchauerliches Duett bis zum Morgen. — Da wurde Jack in's Hoſpital
gebracht und Joe in's Gefängniß.

„Nun kannſt

Räfhlel

Von Frankreich bin ich hergekommen
Und ward in Deutſchland aufgenommen,
Das Zeichen, das ich unterwegs verlor,
Vermißt wohl kaum das feinſte Ohr;
Nun kannſt Du um und um mich drehn,
Du wirſt mich unverändert ſehn,
Betrachte mich nur recht genau,

Vielleicht bin ich gar Deine Frau,

Und, ohne Kopf, Du kluger Rather,
Bin ich am Ende gar Dein Vater!

Auflöſung der Charade Seite 495:
Stockfiſch.

Schach.
(Nebdigirt von Jean Dufresne.)
Von Herrn F. Niemeyer in Braunſchweig.
; Schwarz.

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— — E D —
e ; weiß.
* Weiß zieht und ſeht mit dem dritten Zuge Matt.
Auflöſung der Schathaufgabe Seite 512:
Weiß. Schwarz.
2 —
— N —

2)D3 — D4
3 S, oder L. gibt Matt.


 
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