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Glücklich, Hans-Joachim; Nickel, Rainer; Petersen, Peter
Interpretatio: neue lateinische Textgrammatik (Band (1)): [Schülerhandbuch] — Freiburg, Würzburg: Verlg Ploetz, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.54656#0015
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EINFÜHRUNG

Diese Grammatik ist ein Lern-, Lese- und Nachschlagewerk für alle Erscheinungsfor-
men des Lateinunterrichts. Sie enthält im ersten Teil eine vollständige Satz- und
Formenlehre mit allen zum Lernen und Wiederholen notwendigen Tabellen und
Übersichten, die jedoch bereits von ihrem Ansatz her das zentrale Anliegen der
Grammatik insgesamt erkennen läßt. Sie ist eine Anleitung zum Erschließen, Verste-
hen, Übersetzen und Interpretieren lateinischer Texte. Man kann mit ihrer Hilfe
Fähigkeiten erwerben, die den Zugang zu lateinischen Texten erheblich erleichtern,
erweitern und vertiefen. Wer diese vier Kapitel - Satz- und Formenlehre, Bedeutungs-
lehre, Textverwendungslehre, Texterschließungslehre - gründlich liest und durchar-
beitet, wird recht bald erkennen, daß die Auseinandersetzung mit lateinischen Texten
keinesfalls in einem ermüdenden, eintönigen oder gar langweiligen Übersetzen oder
in einem mühseligen Erklären grammatischer Schwierigkeiten bestehen muß. Er wird
vielmehr erfahren, daß ein lateinischer Text eine lebendige und interessante Welt
darstellt, die sich unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten erschließen läßt.
Da gibt es zunächst einmal die sprachliche Form (► Kap. I), die uns auf den ersten
Blick oft so fremd und schwer durchschaubar erscheint. Angesichts der Fülle unbe-
kannter Wörter und Formen, verwickelter Konstruktionen und Sätze verliert mancher
in der Tat sehr bald den Mut, sich wirklich auf den Text einzulassen und sich um sein
Verständnis zu bemühen. Die Grammatik soll deshalb dabei helfen, diese Schwierig-
keiten in den Griff zu bekommen, und dazu anlelten, genau hinzusehen, gezielt
nachzudenken, vernünftig zu kombinieren, wenn es um die Erarbeitung des Textes
geht. Die Grammatik will Wege zeigen, auf denen man in dem scheinbaren Durchein-
ander fremder und zunächst unverständlicher Zeichen eine sinnvolle Ordnung ent-
deckt. Dann nämlich erfahren wir allmählich, daß die Wörter und Sätze etwas ganz
Bestimmtes bedeuten Kap. II), und wir beginnen zu verstehen, was der Autor des
Textes seinen Lesern sagen will Kap. III). Wir merken, daß hier von Dingen die Rede
ist, die uns doch nicht so ganz unbekannt und mitunter sogar schon sehr vertraut
sind. Wir erfahren aber auch Neues über diese Dinge, fühlen uns angeregt, bereichert
oder auch zur Stellungnahme und zum Widerspruch herausgefordert. Der Autor wird
für uns zu einem Wesen von Fleisch und Blut mit ganz bestimmten Meinungen,
Sorgen, Gefühlen und Zielen. Wir lassen uns in das Gespräch mit ihm ein. Wir folgen
gespannt seinem Gedankengang, um in die Welt seines Textes einzudringen. Dieses
Abenteuer kann uns faszinieren, beeindrucken und bereichern; es eröffnet uns neue
Einblicke in unsere eigene, an sich so vertraute Welt. Wir lernen uns selbst besser
verstehen, indem wir uns bemühen, die Gedanken des Autors nachzudenken. Wir
sind am Ende sogar stolz darauf, wenn uns das trotz aller Schwierigkeiten gut gelingt.
Die Grammatik möchte also erheblich mehr sein als nur eine Sammlung von
Regeln und Tabellen, obgleich auch derjenige nicht enttäuscht wird, der z.B. eine
Übersicht über Stammformen, Konjugationen oder Deklinationen sucht. Aber alles
dies ist eingebettet in den größeren Zusammenhang einer vielseitigen und kurzweili-
gen Anleitung zu einem erfolgreichen Umgang mit Texten. Denn die Erscheinungen
der Satz- und Formenlehre werden in enger Verbindung mit vielfältigen Gesichts-
punkten der Bedeutungslehre und der Textverwendungslehre beschrieben, und das
letzte Kapitel bietet eine zusammenfassende Texterschließungslehre, die die Anre-
gungen der ersten drei Kapitel aufgreift und in Regeln für die sachgemäße Arbeit an
Texten umsetzt.
Was hiermit gemeint ist, sei an einem ganz einfachen Beispiel veranschaulicht.
Das Bild auf Seite 2 zeigt einen angriffslustigen Hund an einer Kette. Man sieht
deutlich seinen drohenden Blick und seine gefletschten Zähne. Wir hören ihn fast

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