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Max Sauerlandt

Abb. 7. Hans IJuauf, Halbfigur-Reliquiar, Maria-Magdalena
Deckfarbenmalerei aus dein Liber Ostensionis der Aschaffenburger Hofbibliothek


der gebürt Christi“ (Taf. le)
ist undatiert, der zweite, das
11. Stück des I. Ganges: „Eyn
Silbernn vergult Plenariu
mitt dem gestrengen Ge-
richt“ (Taf. Id) zeigt zwischen
den unten knienden Figuren
Mariä und Johannis des Täufers
die Jahrzahl 1009, es ist also erst
vier Jahre nach der Niederschrift
des großen Testamentes fertig-
gestellt worden.
Bei beiden Bänden sind die
Fleiscliteile der Figuren weiß
angelegt, wobei esunentschieden
bleiben muß, ob es sich bei
dieser Farbe wie bei den Wappen
um Emaillierung oder um kalte
Bemalung des Grundmetalls han-
delte. Daß letzteres durchaus
möglich ist, mag, um nur ein Bei-
spiel zu nennen, dasetwagleich-
zeitige im Hamburgischen Mu-
seum für Kunst und Gewerbe be-
wahrte Reliquienbuch aus dem
St. Johanniskloster in Hamburg
beweisen, bei dem die fast voll-
rund getriebene Figur des Evan-
gelisten durchweg kal t bemalt i st.

In diesen beiden Plenarien erreicht Huauf nun doch schon eine ganz beträchtliche
Höhe künstlerischer Leistungsfähigkeit, das Glanzstück seiner — im Abbild — erhaltenen
Arbeiten aber ist das Brustbild der Maria Magdalena, das — bereits im Testament von
i5o5 der Sorge der Testamentarien empfohlen — erst im Jahre i5i3 vollendet worden
ist, im Todesjahre Erzbischof Ernsts also, aber wie das emaillierte Wappen am Sockel
der Halbfigur beweist, noch zu seinen Lebzeiten. Wir finden das kostbare Werk an

erster Stelle im IX. Gang abgebildet als „Eyn schon groß silbern Brustbilde
S. Maria Magdalene mit Edlen gesteynen und Berlin getziret, dyeses Stifts
mitt Patronin “.
 
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