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DAS DALBERG-PORTRÄT VON ,1. P. MELCHIOR

V ON
FRIEDRICH H. HOFMANN
In seiner Selbstbiographie, die im Jahre 1794 veröffentlicht wurde, erwähnt der Bild-
hauer Johann Peter Melchior, damals Modellmeister der kurpfälzischen Porzellanfabrik
Frankenthal, unter den von ihm verfertigten „verschiedenen Porträten“ auch ein Bildnis
des „Koadjutors von Mainz, Freyherrn von Dalberg“1).
Über den Dargestellten besteht kein Zweifel. Auch die Identifizierung des Porträts ist
schon längst gelungen. Bekannt war vor allem ein Exemplar in Biskuit im Städt. Hist.
Museum in Frankfurt a. M.
Nach dem Vorgänge von Zais hat man sich dann gewöhnt, das Dalberg-Porträt als
eine Arbeit aus der Höchster Periode Melchiors zu betrachten2). Ohne zu bedenken,
daß Melchior die Porzellanmanufaktur Höchst bereits 1779 verlassen hatte und
Dalberg erst am 5. Juni 1787 Koadjutor von Mainz wurde, vorher jedoch, als kur-
fürstlich Mainzischer Statthalter in Erfurt, kaum Beziehungen zu Melchior gehabt
haben kann.
Jedenfalls gibt der Wortlaut der Selbstbiographie Melchiors keine Berechtigung, das
Dalberg-Porträt mit Bestimmtheit nach Höchst zu verweisen: es sind hier zuerst nur
die „Stücke, die er für die Höchster Porzellanfabrik modellierte“, aufgezählt, dann
kommen die Arbeiten, die er für Frankenthal geliefert hat — zwischen beiden Absätzen
aber stehen die „verschiedenen Porträte“. Diese jedoch verteilen sich meines Er-
achtens auf die beiden Manufakturen. Die drei letzten Stücke der Reihe sind wahr-
scheinlich Frankenthaler Provenienz: „die verwittwete Markgräfin von Bayreuth“,
der „Dompropst von Frankenstein zu Würzburg“ und das zur Debatte stehende
Dalberg-Bildnis.
Für das Porträt der Markgräfin — Sofia Karoline Maria von Brandenburg-Kulmbach-
Bayreuth, Witwe des kunstsinnigen Markgrafen Friedrich, einer geborenen Prinzessin
von Braunschweig — habe ich den Nachweis der Frankenthaler Herkunft bereits zu führen
versucht3). Bei dem Bildnis des Würzburger Dompropstes von Frankenstein hat dies zur
J) Johann Georg Meusel, Neues Museum für Künstler und Kunstliebhaber, Leipzig 1794, 161H.
2) Ernst Zais, Die Kurmainzische Porzellanmanufaktur in Höchst, Mainz 1887, S. 1 10.
3) Friedrich H. Hofmann, Johann Peter Melchior, München 1921, S. 16Z|, Anmerkung 12, Nr. f.
 
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