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Abb. 18. Der Bauhof am Deichtor in Hamburg mit dem Museum Böding, 1828


KUNSTSAMMLUNGEN UND RARITÄTENKAMMERN
HAMBURGS IM 17. UND (8. JAHRHUNDERT
V O 'N
ALFRED ROHDE-HAMBURG
In der Geschichte der Sammeltätigkeit1), jenes großzügigen Kapitels menschlicher Psy-
chologie, steht nicht der schaffende Geist des gottbegnadeten Künstlers im Mittelpunkt
des Interesses, sondern der ganze Homo mit seinen ganzen Fehlern und Schwächen. So
ist die Geschichte der Sammeltätigkeit oft eine Geschichte des Geschmacks und der Ge-
sclimackslosigkeit oder der Geschmacksentartung. Auf dem demokratischen Boden der
reichen Entwicklungsmöglichkeiten einer See- und Handelsstadt gewinnt sie besondere
Bedeutung, hier ist sie letzten Endes ein wesentliches Glied in der menschlich-bürger-
lichen Kultur. Der Handel gab in Hamburg oft die materielle Grundlage zu gediegenem
Reichtum alter Patrizierfamilien, in denen der treu behütete Familienbesitz zur Schatz-
kammer wurde, die als Ausfluß einer guten Bildung und einer gepflegten Geschmacks-
kultur ständig verbessert und ergänzt wurde. Daneben ließen leicht erworbene Reich-

J) Vgl. Schlosser, Die Kunst- und Wunderkammern der Spätrenaissance, Leipzig 1918 und Donath, Psy-
chologie des Kunstsammelns (3. Aull.), Berlin 1919. Scherer, Deutsche Museen, Jena 1912.
 
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