Der Kunstmarkt 1921
81
lieh 3ooo bis 4000 Schweizer Franken für
Unteritalien- und Sizilienstücke auszugeben,
bedeutet schon ein Vermögen für einen
Mitteleuropäer. Gute Mittelpreise aber zahlte
man für die Antiquitäten der Aachener
Sammlung Souheur bei Math. Lempertz in
Köln: für Nr. iyß Tabernakel - Sekretär
20000 Mark, Nr. Kommoden-Sekretär
[9000, Nr. 79 Spanisches Kabinett ißooo,
Nr. 149 Holländische Dielenuhr 12600,
Abb. 36. Tacca-Sklaven, Thüringer Porzellane
Bei Dr. F. X. Weizinger & Co., München: 20000 Mark
In München wieder begegnete Porzellan
Nr. 168 Große Cartelluhr ioooo, Nr. i 47
Empire-Standuhr 7600 Mark. Nr. 865, zwei
Niederweiler Fayencefiguren brachten 10000
Mark, und für Nr. 884, eine polychrome
Delft-Deckeldose wurden 5ooo Mark gegeben.
bei Dr. F. X. Weizinger & Go. lebhafter Nachfrage. Ein Meißner Deckelbecher von 1726
Hörold} brachte es auf 3oooo Mark, das Drehleier spielende Paar (Meißen) i5 100 der
Gärtner (Meißen) 85oo, der Herbst (Frankenthal) i4ooo Mark. Zwei Tacca-Sklaven,
Thüringen, (Abb. 36) erreichten den hohen Preis von 20000 Mark.
Unten den Gemäldeauktionen, die da und dort abgehalten wurden, interessiert uns
eine Brüsseler Versteigerung, in der die modernen belgischen Maler bevorzugt wurden:
ein Alfred Stevens, „Strickende Frau“, kam auf 76600 Fr., ein Stobbaerts („Beim
Schlächter“) auf 36000, ein Louis Nestor Artan auf 35ooo, ein Braekeleer auf 34000 Fr.
Hingegen stritt man in Paris bei Georges Petit um die alten Franzosen, ohne aber
wirksame Preise zu erreichen; ein Watteau z. B., „L’Alliance de la Musique et de la
Poesie“), ergab 33000 Fr. Weitaus höher wurde jedoch das französische Kunst-
gewerbe eingeschätzt: für eine modernisierte zwölfteilige Louis XVI.-Garnitur mit echten
Beauvais-Bezügen zahlte man 396000 Fr., für eine siebenteilige Directoire-Garnitur
(D. Jakob) 96000, für einen Sekretär von Biesener 76000, für eine Louis XVI.-Kom-
mode (signiert: B. V. L. C.) 65 100. Ein Beauvais-Teppich aus der Folge der Götter-
liebschaften von Boucher („Neptun und Amymone“) erreichte 160000 Fr., indes
ein Aubusson der Louis XV.-Zeit für 46000 Fr. fortgegeben wurde. Bei George Petit
erfolgte auch der Verkauf der 82 G. D. Tiepolo-Zeichnungen aus der Sammlung Cormier:
sie erzielten im ganzen 67 85o Fr., von denen 1 p5o Fr. der „Dornenkrönung“ zugesprochen
wurde. Die Preise der übrigen Blätter gingen von 1860 bis auf 35o Fr. hinunter.
In jenen Apriltagen kauften gerade bei Ghristies in London die Amerikaner alles auf, was an
Bildern, Silber usw. erreichbar war. Das sogenannte Greysche Silber (17. und 18. Jahr-
hundert) ergab in einem Tage 32 t5o Pfund Sterling (hiervon allein 3100 Pfund für sechs
.Jahrbuch für Kunstsammler II
I I
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lieh 3ooo bis 4000 Schweizer Franken für
Unteritalien- und Sizilienstücke auszugeben,
bedeutet schon ein Vermögen für einen
Mitteleuropäer. Gute Mittelpreise aber zahlte
man für die Antiquitäten der Aachener
Sammlung Souheur bei Math. Lempertz in
Köln: für Nr. iyß Tabernakel - Sekretär
20000 Mark, Nr. Kommoden-Sekretär
[9000, Nr. 79 Spanisches Kabinett ißooo,
Nr. 149 Holländische Dielenuhr 12600,
Abb. 36. Tacca-Sklaven, Thüringer Porzellane
Bei Dr. F. X. Weizinger & Co., München: 20000 Mark
In München wieder begegnete Porzellan
Nr. 168 Große Cartelluhr ioooo, Nr. i 47
Empire-Standuhr 7600 Mark. Nr. 865, zwei
Niederweiler Fayencefiguren brachten 10000
Mark, und für Nr. 884, eine polychrome
Delft-Deckeldose wurden 5ooo Mark gegeben.
bei Dr. F. X. Weizinger & Go. lebhafter Nachfrage. Ein Meißner Deckelbecher von 1726
Hörold} brachte es auf 3oooo Mark, das Drehleier spielende Paar (Meißen) i5 100 der
Gärtner (Meißen) 85oo, der Herbst (Frankenthal) i4ooo Mark. Zwei Tacca-Sklaven,
Thüringen, (Abb. 36) erreichten den hohen Preis von 20000 Mark.
Unten den Gemäldeauktionen, die da und dort abgehalten wurden, interessiert uns
eine Brüsseler Versteigerung, in der die modernen belgischen Maler bevorzugt wurden:
ein Alfred Stevens, „Strickende Frau“, kam auf 76600 Fr., ein Stobbaerts („Beim
Schlächter“) auf 36000, ein Louis Nestor Artan auf 35ooo, ein Braekeleer auf 34000 Fr.
Hingegen stritt man in Paris bei Georges Petit um die alten Franzosen, ohne aber
wirksame Preise zu erreichen; ein Watteau z. B., „L’Alliance de la Musique et de la
Poesie“), ergab 33000 Fr. Weitaus höher wurde jedoch das französische Kunst-
gewerbe eingeschätzt: für eine modernisierte zwölfteilige Louis XVI.-Garnitur mit echten
Beauvais-Bezügen zahlte man 396000 Fr., für eine siebenteilige Directoire-Garnitur
(D. Jakob) 96000, für einen Sekretär von Biesener 76000, für eine Louis XVI.-Kom-
mode (signiert: B. V. L. C.) 65 100. Ein Beauvais-Teppich aus der Folge der Götter-
liebschaften von Boucher („Neptun und Amymone“) erreichte 160000 Fr., indes
ein Aubusson der Louis XV.-Zeit für 46000 Fr. fortgegeben wurde. Bei George Petit
erfolgte auch der Verkauf der 82 G. D. Tiepolo-Zeichnungen aus der Sammlung Cormier:
sie erzielten im ganzen 67 85o Fr., von denen 1 p5o Fr. der „Dornenkrönung“ zugesprochen
wurde. Die Preise der übrigen Blätter gingen von 1860 bis auf 35o Fr. hinunter.
In jenen Apriltagen kauften gerade bei Ghristies in London die Amerikaner alles auf, was an
Bildern, Silber usw. erreichbar war. Das sogenannte Greysche Silber (17. und 18. Jahr-
hundert) ergab in einem Tage 32 t5o Pfund Sterling (hiervon allein 3100 Pfund für sechs
.Jahrbuch für Kunstsammler II
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