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Der Kunstmarkt 1921

sischen Malerei so lebhaft, daß die Bilder
von Andre Derain bis zu 18000 Fr. be-
zahlt wurden, die Picassos bis zu 3100,
die Georges Bracques bis zu 3200 Fr.
Unter den Pariser Auktionen aber, die
internationalen Charakter hatten, steht
die der Sammlung Engel-Gros (Schloß
Bipaille in Savoyen) vom 3o. Mai (bei
George Petit wohl an erster Stelle.
Unter den alten Meistern dieser Samm-
lung kam ein männliches Bildnis des
Hans Holbein d. J. von 9 cm Durch-
messer1) (Abb. 43) auf 260 100 Fr., eine
„Vertreibung Adams und Evas aus dem
Paradiese“ von Girolamo di Benvenuto
Siena, i4yo—i52/j) auf 92000, ein
kleiner Clouet (Schule) auf 2o5oo.
Ferner giLigen die persischen Keramiken
des 13. und 14. Jahrhunderts sehr hoch:

Abb. 48. Ilans Holbein d. J., Männliches Bildnis
Auktion Engel-Gros bei George Petit, Paris: 25o ioo Fr.


ihr Durchschnittspreis betrug 10000 bis 20000 Fr. Doch eine blauglasierte Schale
(Nr. 100) mit Beliefmuster stieg sogar auf den Biesenpreis von 102000 Fr., und diesen
Preis übertrafen noch die io5oooFr., die man für einen emaillierten persischen Glas-
becher der Zeit (Nr. 127) anlegte. Erstaunlich war dann der Preis „für einen allerdings
schon auf 200000 Fr. geschätzten persischen Gebetsteppich mit Silberwirkerei“, der,
wie Friedrich Sarre2) mitteilt, „im Jahre 1888 in der Vente Goupil i32oo Fr. gebracht
hatte und jetzt für 3o8ooo Fr. (Abb. 49) von Kelekian erworben wurde; in Anbetracht
der geringen Ausmaße und des künstlerisch nicht sehr hoch stehenden Musters, in dem
Inschriftbänder einen breiten Platz einnehmen, ein enormer Preis, der vielleicht durch

die Seltenheit der frühen persischen Gebetsteppiche, von denen, abgesehen von einigen
im Moscheeschatz von Ardebil befindlichen, nur wenige bekannt sind, zu erklären ist.“
Für eine schweizerische (Hämische?) Tapisserie des i5. Jahrhunderts, 1 ui 65 hoch,
3 m 60 breit, wurden 455 000 Fr. gegeben, für eine flämische Tapisserie des 16. Jahr-
hunderts (Verherrlichung Jesu), 2 m 55 hoch, 2 m o5 breit, 299000 Fr.
Endlich sei noch bemerkt, daß auch die mittelalterlichen arabischen Miniaturen hohe
Preise erreichten: so kostete ein Blatt (Nr. 243) aus einer mesopotamischen Handschrift,
der arabischen Übersetzung eines Traktats des Pliilon von Byzanz über Automaten trotz

9 Siehe: „Das Holbein-Werk“ von Paul Ganz, Paris 1912.
2) Siehe: „Der Kunstwanderer“ 1. Augustheft 1921.
 
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