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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Jahresbericht der Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — 1869-1871(1872)

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Heydinger, Johann Baptist Wendelin: Studien im Meilenwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.43697#0024

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Studien im Meilenwald.
Von Herrn Heydinger, Pfarrer in Schleidweiler.
I. Quintberg (Quintiriberch, Quintinberg, Quinteberg), Castellaun, Burgberg.
Johann I, seit d. J. 1190 auf dem erzb. Stuhle zu Trier, wurde im Jahr 1193 von dem
Grafen Friedrich von Vianden gefangen genommen und in sicheren Gewahrsam gesetzt. Der
Vogt der Trierischen Kirche, Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein, hatte nicht sobald dies Attentat
vernommen und er stand mit anderen Potenten auf der Seite des Erzbischofs und rüstete mit
ihnen zum Kriege gegen Friedrich, der indess einen Vergleich vorzog und seinen Gefangenen
der Freiheit und den Unterthanen zurückgab.
„0 wahre Dein Leben, Du Graf von Vianden!
Du schlugest den Diener des Himmels in Banden,
Und liessest ihn schmachten im dunkelen Thurm,
Dich treffen die Blitze, schon dräuet der Sturm.“
„„ Ha! glaubt nicht, dass drohende Worte ich scheue,
Dass Erzbischof Johann sich hüte auf’s Neue,
Denn fass’ ich ihn wieder, so hat er zuletzt
Den Fuss in den Bügel des Rosses gesetzt! ““ N. Hocker.
Die Spannung erhält sich und Friedrich, zu Kränkungen bereit und kühn, baut nach
wenigen Jahren — 1205 —, den Erzbischof zu ärgern, ihm vor die Augen, ganz nahe bei die
Hauptstadt, nicht weit vom Flecken Ehrang und der Miloquelle auf erzstiftisches Gebiet,
auf den Quintberg, ein Castell, dessen Besatzung von dort aus die beidenVerbindungsstrassen
zwischen dem Ober- und Niederstift sperren konnte. Johann, über diese Schmach empört,
sammelt rasch ein Heer, cernirt das Castell Quintberg, richtet mittlerweile auf dem nächsten
Berge eine Gegenburg auf, zieht in dieselbe, sobald sie vollendet, die Cernirungstruppen zu-
rück und plant gegen die Vianden’schen Truppen folgenden Handstreich.
Nach des Erzbischofs Anordnung bewegen sich nach einigen Tagen, an einem heissen
Sommernachmittage, auf der Strasse, d e nahe an dem Quintbergcastell vorbeiführt und von
dort weithin eingesehen werden kann, einige Wagen von der Mosel herkommend, beladen
mit Fässern sehr edel’n Weines. Vianden’s Soldaten, durstig und wie alle Krieger einen
billigen Labetrunk nicht verschmähend, freuen sich der nahenden Gelegenheit, bemächtigen
sich der Wagen und nöthigen die Fuhrleute, ihre Ladung in dem Castell Quintberg zu löschen.
Da hebt auf dem Quintberg ein lustiges Zechen an in die späte Nacht hinein, bis Alle
weinumnebelt dem Morpheus in die Arme gesunken. Wie es auf dem Quintberg stille ge-
worden wie die Nacht, regt es sich auf der Gegenburg, die Erzbischöflichen schleichen heran,
legen Leitern an, steigen über die Mauern, erbrechen die Thore, machen die Gräflichen ohne
Gegenwehr zu Gefangenen und geben das Castell den Flammen Preis. Der Erzbischof zer-
stört auch seine Burg, die ihren Zweck erfüllt.')

l) Gesta Trevirorum, edid. Wyttenbach et Müller. Volumen I, pag. 289 et 294. Hontheim, Prodromus
Tom. II, pag. 792 et 794. Broweri et Masenii Annales Trevirenses, Tom. II, pag. 90 et 104.
 
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