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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Jahresbericht der Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — 1869-1871(1872)

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Mieck, Joseph: Ueber einige Orts- und Flussnamen im Trierischen
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Leonardy, Johann: Ueber Trierische Eigennamen, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.43697#0054

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Vermuthung nicht allzu fern liegen, dass auch dem von Leonardy pag. 14 erwähnten »Neu-
magen« doch vielleicht besser Wwomagus zu Grunde liegt. Wenn auch Egli pag. 406 Nym-
wegen auf Noviomagus = Neustadt zurückführt, was also auch bei »Neumagen« für Novi-
omagus spräche, wie Leonardy will, so möchte doch folgender Umstand in Bezug auf das
erstere zu berücksichtigen sein. Man höre die gewöhnlichen Leute an der Mosel das »Neu«
in »Neumagen« und in jeder andern Zusammensetzung, wie »Neuhaus«, »Neuhof«, »Neudorf«
u. a. aussprechen, und man wird zugeben, dass die Aussprache des ersteren sich von der der
anderen wesentlich unterscheidet, namentlich dadurch, dass in »Neumagen« ein deutliches
Hinneigen zu i (Nei) sich kundgibt, an welches sich gern ein nachgeschleiftes g anlehnen
möchte. Jedoch soll diese Auffassung, wie eben bemerkt, blos als Vermuthung geltem
Jedenfalls aber dürfen bei solchen Untersuchungen die urkundlichen Documente nicht als
einzige Quelle dienen, sondern das Aufsuchen einer weit verbreiteten Sprachwurzel hat neben
den Urkunden auch ihre vollkommene Berechtigung.
Nach dem bis jetzt Dargestellten wird es daher nicht schwer sein, die Frage zu beant-
worten, welche Förstemann (Die deutschen Ortsnamen, pag. 142) stellt: »Gehört Nagalbach,
jetzt Nalbach und Negilsteden, jetzt Nägelstädt, zu mhd. negel, negeli, Nelke? Auf Seite 259
bleibt die erste Silbe des Namens »Nogat« ungelöst; auch diese wird auf obige Wurzel »sna«
zurückzuführen sein.
Noch eine andere Bezeichnung für Wasser ist das bei Förstemann p. 32 erwähnte »scar«
= fliessen. Hierzu stimmt die Benennung des Lieserbaches, welche »Schäresbach« lautet im
Volksmunde.
Zum Schluss sei noch eine Vermuthung ausgesprochen oder vielmehr eine Frage auf-
geworfen. Sind etwa Namen wie: Dusemond, Deuselbach, (Düsseldorf,) Diesburg, Dieschelt.
u. a. abzuleiten vom Rauschen des Wassers, welches durch mhd. »diezem« (Wurzel tvö,
Curtius p. 213) ausgedrückt wird, z. B. bei Walther v. d. Vogelweide;
Ich hörte ein wazzer diesen
Und sacli die Fische fliessen. —?

Ueber Trierische Eigennamen. II.
Eine etymologische Studie von Johann Leonardy.
Da die Herrschaft des republicanischen und kaiserlichen Rom über das trierische Land
mehr als fünf Jahrhunderte dauerte und römische Staatseinrichtungen und Lebensgewohnheiten
alle überlieferten Verhältnisse überwucherten, so ist es leicht erklärlich, dass einheimische
und fremde Forscher, die ihre Aufmerksamkeit auf die sprachliche Herkunft der Orts-, Gebirgs-,
Fluss- und anderer Namen unserer Heimat lenkten, mit einer gewissen Vorliebe auf Ableitungen
aus der lateinischen Sprache geriethen, von den Verirrungen einzelner, welche im unsichern
Umhertasten sogar auf hebräische Wurzelworte verfielen, gänzlich zu schweigen.
Wir haben bereits einige Proben solcher pseudolateinischer Etymologieen gegeben, können
es uns aber nicht versagen, noch zweien fernem eine etwas eingehendere Besprechung zu
widmen, weil sich an ihnen so recht deutlich erweist, bis zu welchem Grade linguistischer
 
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