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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Jahresbericht der Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — 1900-1905(1906)

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Müller, Max: Die Ortsnamen im Regierungsbezirk Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.44040#0082
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= Lauch; — Cardeney, flrn. zu Neumagen;
G. M. R. 1269; — Cardeneit, g. m. r. 1292. Ob
zu carduus — Distel? ■— Gratteit, flrn. zu
Machern (Bernkastel), g. m. r. 1273; — Linlieit,
flrn. bei Oberkirch (Landkr. Trier), g. m. r. um
1200; linetum = Leinsamenfeld; — Sameneit,
flrn. zu Machern (Bernkastel), g. m. r. 1293;
semcnetum, Kollektiv von semen = Saat, Saat-
feld; — Tonkeit, flrn. zu Lieser (Bernkastel),
t. u. b. 1400; — Vakuneit, flrn. zu Schweich
(Landkr. Trier), b. u. b. 1136. Ob baccunetum
= Beericht?
Casel (Landkr. Trier) b. u. b. 973: Casella-, —
1220: Caselle; — 13. Jhrh.: Casele.
Cramer hält die Bezeichnung für einen
Bachnamen. Er stützt sich dabei auf den
b. u. b. a. 762 bei Kesslingen (Adenau) vorkom-
menden Bachnamen Casella riuulus. Marjan
hat offenbar hier das Richtige getroffen, indem
er unsern on. vom lat. casa, deminut. casella
= Landhäuschen, Gartenhäuschen ableitet.
Vergl. Chazelles (Lothringen). Zu casella ri-
uulus siehe Kaasholcz.
Casselburg (Daun) g. m. r. 1291: Kastilberg-, —
1297: Castelbergk; — 1299: Casteleberg.
Bernkastel. Geograph von Ravenna Princastel-
lum. — b. u. b. 994: Beronis castellum; — 1030:
Berencastele; — 1036: Berincastel; — 1121:
öerom’s castellum; — 1140: baronis castrum;—
1211, 1212: Bernecastel; — 1220: Berincastele;
g. m. r. 1281: Baron chateil; — 1299: Barcastrum.
Castel (Saarburg) b. u. b. 1098: Castel.
Castel (Landkr. Trier), vom Volke Primskastel
genannt; — g. m. r. 1276: Castel.
Castele, flrn. zu Pfalzel bei Trier; g.m.r. 1269
Lat. castellum = Befestigung, Burg, metonymisch
auf Anhöhen gelegener Wohnplatz. Das Wort
hat auf rom. Boden sehr oft Verwendung bei
on. gefunden.
Das Bestimmungswort in Bernkastel wird auf
den Namen des Propstes Adalbero von St. Paulin
zurückgeführt, der im 11. Jhrh. Besitzer der
Burg war. Dem Namen liegt jedoch die alte
Form Princastellum zu Grunde, welche dann
an Adalbero angeknüpft wurde. Das Bestim-
mungswort in Princastellum halte ich für den
Rest eines Bachnamens, der wohl ursprünglich
den bei Bernkastel in die Mosel mündenden
Tiefenbach bezeichnete. Prien, flssn. in Bayern,
alt Brienna.
Ceuerne. flrn. zu Zewen bei Trier, b. u. b. um
9S0—1180; lat. caverna = Höhle, Grotte. Vergl.
Cobern a. M. a. 980: Cobruno; — 1030: Coverna;
— 1053: Cuberna.
Churbelun. Alter Name der Burg Saarburg. —
b u. b. 964: „in comitatu Bedensi monticulum
qui antea uocabatur Churbelun, nunc autem
Sarburch.“ Das Wort gehört zum lat. curvus
— krumm, gebogen; curva = Krümmung. Der
Name entspricht' unserm deutschen on. Ellen-
bogen.
Cohors, chors. Rommersheim (Prüm) b. u. b.
762: Bumerii cor . . .

St. Wendel. Dom Calmet, »histoire ecclesi-
astique et civile du Loraine« tom. I. pag. 204
a. 1040: centena de S. Wendelini curte, curiis
Sti. Wendalini. — Weinsheim (Prüm) b. u. b. 720:
Uuinardo curte. Lat. cohors, chors, mtl. cortis,
curtis bedeutet, wie schon seine Urverwandt-
schaft mit dem deutschen Hürde dartut, den
eingefriedigten, umschlossenen Hofraum, das
Viehgehege. Nach Nonius Marcellus — de
compendiosa doctrina II. 84 —• sind die »co-
hortes« villarum inter maceriam spatia.« on.,
welche mit diesem Grundworte gebildet sind,
kommen in Portugal und Spanien vereinzelt,
in Oberitalien häufiger und in Frankreich über-
aus zahlreich vor.
Cöln (Saarbrücken) b. u. b. 1223: Collerthal.
Cölertal, Colredal; — dsl.pf. 1235: Val de Co-
loigne; - r. gr. s. 13. Jhrh.: Vallis Colonie; —
1365: Collen. Der Name ist zu colonia in der
mittelalterlich verengten Bedeutung Pachthof
zu stellen.
Commen (Bernkastel) — t. u. b. 1315: Commen;
— 1 $61: Kummen. Der Name beruht auf einem
technischen Ausdruck der mittelalterlichen
Grundwirtschaft. Der Exabt Caesarius sagt
in seinem Kommentare zum Prümer Güter-
verzeichnisse a. 1222: »de mansis indominicatis,
qui sunt agri curiae, quos vulgariter appellamus
selguut, sive atten vel cunden.« Das Güter-
verzeichnis des Domkapitels und Erzbischofs
von Trier b. u. b. 1220 führt an: »habet archi-
episcopus III. kumde i. e. hattas.« Das Maxi-
miner Güterverzeichnis b. U. b. 13. Jhrh. hat:
»4 caradas fimi supter ahtas et Cuneme« und
das Weistum zu Wiesbaum nennt endlich a.
1575 »die chom (al. commen).« Aus diesen
Stellen der Urbare ersehen wir, dass es sich
bei den Kunden oder Kumden um grundherr-
liche Güter handelte, die im deutschen »Acht«
hiessen. — Sprachlich geht der Ausdruck auf
das lat. commodus = bequem zurück. Die
Kumden sind Grundstücke, welche vermöge
ihrer günstigen Lage sich leicht bewirtschaften
liessen, die Ursache, weshalb die Herrschaften
sie sich Vorbehalten hatten. In unserm on.
ist die schwachbetonte zweite Silbe mo — aus-
gefallen und d ist assimiliert worden. Vergl.
Ober- und Nieder Chumbd*) auf dem Hunds-
rücken, a. 1072 Commede; a. 1211 Commode.
Cönen (Landkr. Trier) B. U. B. um 980—1180:
Kona; - 1155: Chona; — de l. pf. u8y.Kynen;
— g. m. r. 1288: Cone; — t. u. b. 1438: Coene.
Lat. cuna = Wiege, Mulde, Schlucht, Aus-
buchtung eines Tales, Klinge. Vergl. a. 883:
Locus Cona; — a. 948: fundusConabeiFerrara.
Condeiwald der (Kreis Wittlich) b. u. b. 752: silva
Cuntella; — 1107: Contel silua;— 1193: Contel
nemus. Lat. silva contalis = gräflicher Wald.
Das m des lat. Wortes comes = Graf wurde
schon sehr frühe mit n vertauscht. Bei Fre-
degar steht bereits a. 650 Connestabulus statt
*) Armbruster, Hundsrücker ON. S 72 führt den Namen
irrig auf lat. commenda zurück.
 
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