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Jahrbuch der Baukunst und Bauwissenschaft in Deutschland — 1.1844

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Menzel, Carl August: Die Baukunst in Bezug auf Akustik betrachtet
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https://doi.org/10.11588/diglit.19236#0137
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in Bi'uig auf Akustik.


Gegenstände, als unelastisch, die Oiesonanz scbwa'chen würden; auch wohl
in oer größeren Elasticitat des srischcn Mauerwerkes.

Wie sehr die Neflcrion den Schall verstärkt, beweiset wohl ain inei-
sten, daß nian die Sriniine eines Rufenden nur mit Mühe in 2000 Fuß
Entfernung hört, die aber bei einem Echo von 1000 Fuß Abstand ohne
Schwierigkcit vcrnommen wird. Deshalb hört man in geschlossnen Näu-
men besser als in freier Luft.

§.11. Die Einrichtung der Kirchen hinsichtlich des
guten Verstehens des Predigers. Je größer eine Kirche in den
Maaßen ist, welche Form sie auch immer haben mag, um ss weniger
braucl't der Baumeistcr des bishcr Llngesührte zu berückstchrigen, was als
schäolich einwirkend auf den Ton geschilvert ist. Der Grund ist eiu-
fach solgender: Jn eincm sehr großen Raume ist die Anzahl der Zuhörer,
welche den Prediger noch deutlich hören kann, im Verhältniß zuni gan-
zen Naume selbst, nur gering -— da man etwa nur aus höchstens
hundert Fuß Entsernung, in geraoer Linie berechnet, die
menschliche Stimme im geschlossnen Naume deutlich ver-
nehmen kann, wenn der Nedner sich nicht übermäßig an-
strengen soll.

Vermöge der Größe der Dimenstoncn kann der Ton sich in deu
ersten Momentcn seiuer Entstehuug ungehindert oerbreiten, und wird spätrer
erst, nachvem er von den Zuhöreru bereits verstanden ist, mannigsach ge-
brochen. Hierzu trägt wesenilich, besonders bei gewölbten Kirchen, eine
große Höhe des Ilaumes bei. (§. 9. 3. b)

Jn der Peterskirche zu Nom wird dieser Fall eintreten, so wie im
Kölner Dome rc., wenn er fertig wäre. Aus demselben Grunde hört mau
in den meisten großen, altteutschen Kirchen die Predigt sehr gut: hier
wirken auch zugleich die rechiwinkligen Grundrißsormcn des Ganzen mit,
wenn auch die Pseiler und Gewölbe diese LÜirkung theilweise aushebcn
und Nesonanzen verursachen.

Die Gewölbe der altteutschcn Kirchen von großen Dimensioneu
schaden der Verstänvlichkeit ebenfalls uicht; da sie sehr hoch über den Zu-
hörern liegeu, und auch in keiner stäiigen, sondern in gebrochnen Curvcn
construirt sinv, so siud die Sammelpunkte der Schallstrahlen mehr vcrtheilt,
und überdies in großer Höhe über dcn Zuhörern. (vergt. §. 8. §. 9. §. 10.)
UeberdieS ist in genannten Bauwerken die Auzahl ver Zuhörer im Vcrhält-
niß zum ganzen Ilaume auf einen keineu Platz zusammengedräiigt, es
kommen also nicht viel, wie in kleinen Kirchen, hiuler und nebcn Pseiler
 
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