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Jahrbuch der Baukunst und Bauwissenschaft in Deutschland — 1.1844

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Menzel, Carl August: Die Baukunst in Bezug auf Akustik betrachtet
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https://doi.org/10.11588/diglit.19236#0138
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122 Tie Baukluist

zu sitzen, welche deu Ten absangen, zerstrenen nnd unregelunißige Bewe-
guugen verursachen.

Große Kiiei'eu mit vielen einzeln gewolbten Näuinen verstärken dcn
Schall so auSnehiiiend, daß uiäßig laules Reoen stärker darin hallt, als
in kleinen Ziiuinern.

Auch niuß inan sich deshalb bci der Walsl der Form sür cine evange-
lischc Kirche hüren, keine kreissörinige oder regelinäßig viereckige zu ncbiuen.

Jn Breslau wurde die Eiistausend - Jungsraueukirche ueu in ack't-
eekiger Forni mic cben solcher Kupvcl gewvlbt, erbaut. Die Folge war,
daß kcin Mensch, wcgen der Resonanz, den Prediger verstand. Man suchtc
diesem Uebelstande durch Besestiguug vieler Teppichc an den Wändeu
uud Gallerieen der Chöre abzuhelscn, welches zwar den Wiederhall dämvsre,
aber die Slimme klanglos maehte s8. 10.) und dem Prediger das Spre-
ck'en ungemein ersehwerte. Eben so kann man in eineni Zimmer oder
Raume, in welchem viele Betten, Wollsäeke rc. ausgehäust liegen, so laur
singen odcr schreien, wie man will, die Slimme iviid immer dumps niw
klanglos erscheinen.

Die alttemschen Kreuzgewölbe euthalten auch in der Negel soge-
nannte Schalllöcher, ivelche viele Schallstrahlen cntiveicheu lassen
(8- 10. ll) uud so den Wiederhall vermindern. Wären diese Schalllöcher
nicht vorhandcn, so könneu bei großen Orgeln, ivcun man alle Registcr
ziehl, vermöge dcs Erziilerns der Stcine und der ersolgenden Schwingungen
derselben, (8- 4.) die Gewölbe zerspriugeu. Auch in zirkelrunden uud
vieleekigeu, mit Kuppcln geschlossncn üläumen ivird dcr Wiederhall ausgeho-
ben odcr doch bcdeutend vermiudert, wcnu obeu in der Bcitte der Kuppel eine
hinlänglich große Ocffnung, bis hch der ganzen Breire dcs Durchmessers,
gelassen wird, und um so mchr, weun, wie im römischcn Pantheon, keine
Bedeckung weiter über dieser gelassenen Oeffnung zu sein brauebt. (8- 0.
auch 8- 10.) Beffnden sich abcr doppelte Kuppeln, ivic fast in allcn grö-
ßoren und kleinen Kirchen im italieiiisehen Stpll, so ivcrdcn die durch die
Oeffnung der unterften Kuppel cutwicl'uen Schallstrahlen sich in der oberm
Kuppel und ihrer Wölbung wieder sammeln und durch Lie nntcre Oeffiiung
ivieder in die Kirehe zurüekgeivorsen wcrden. Die Berminderung des Wie-
derhalles durch das große Schallloch wird also in allen diescn Fällen
nicht stattffnden.

Für unser «ordisches Klima würdcn überdics obcn offnc Kuppeln,
ohne irgend eineu Schluß, nicht anivendbar sein.

Den meisten Wiederball verursacheu demuaeh solchc mit Steinen ge-
Ivölbte Decken, welche keine Seballlöcher haben. Abntt man Geivölbeform
durch Holzconstruetionen naeb und verschalt diese mit Brettern, ivie es ofc
 
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