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II. Grundzüge zur Vorschule

ittuercn Säulenstellungen der Hohe nach hindurch reichte. Ueber ihr lag
die Decke, wie über deu Säulenreiheu, die an den inneren Langseiteu hin-
liefen, in gleicher Höhe mit diesen.

Das Alterthum, nicht zufrieden, dem Dache selbft eine schöne ange-
inessene Form zu geben, dehnte dieselbe auch bis in die kleineren Theile
derselben aus, und als Byzes von Naros anstatt der bis dahin gebräuch-
lichen irdenen Dachsteine so che in Marmorschnitt erfand, setzten ihm seine
dafür dankbaren Mitbürger ein Denkmal. Selbst im Mittclalter war man
beinüht, die todte Dachftäche auf schickliche Weise durch Verzierungen in
abwechselnd farbigen Mustern von glasirten Steinen zu unterbrechen und
dem Auge gefälliger zu macheu, obgleich die Form der Dachsteine des
Mittelalters mit der in der Antike angewendeten keinen Vergleich mehr
auszuhalten im Stande war, welches aber zum Theil in der steilen Nei-
gung des mittelalterlichen Daches zu sucheu ist, das eine Bedeckung, wie an
den griechischen Tempeln, nicht zu tragen im Stande gewesen wäre.

Als der kunstlose aber wohlfeile Biberschwanz-Dachziegel, der für
das rohe Bedürfniß ausreichte, erfunden war, dachte kein Mensch mehr an
irgend eine Verschönerung der Dachbcdeckung, wie wir seden Augenblick an
allen unseren kirchlichen und nichtkirchlichen Gebäuden sehen können, und
selbst alle Metalldächer wurde in ncuerer und neuester Zeit ohne irgend
eine Rücksicht auf schöne Form nur für das dringendste Bedürsniß ein-
gerichtet. Nur ganz einzeln stehende Ausnahmen zeigen Dachbekrönungen
nnd eine Art Nachahmung der antiken Stirnziegeln in Zinkguß.

Mehr Sorgfalt hat man anf die kuppelförmigen Dächer einiger
Kirchen verwendet, indem man die rohe gewölbte Fläche durch nach außen
vorfpringende Gurten und durch Anbringung von — Dachfenstern unter-
brach, auch wwhl in einzelnen Fällen, wie am Jnvaliden - Dom zu Paris,
die Dachrippen, Kreuz re. vergoldete, was wir auch an den Kuppeln der
griechifch - katholischen Kirchen häufig stndcn.

Als der italienische Styl zuerst in Frankreich unter dem Namen
Rcnaissance Wurzel faßte, fand man bald, daß ein so hohes Dach, wie
das aus dem Spitzbogenstyl überkommene, nicht zu den wagerechten Thei-
lungen der Säulenordnungen stimme. Man suchte daher die ungeheure
rodte Dachfläche auf vielfache Weise zu theilen und zu trennen. Man
Lrachte eine Menge großer Dachfenster mit Giebel- und Säulenschmuck an,
rurd man bedeckte die langen Gebäude mit vielen, einzelnen, hohen Walm-
dächern, deren Kehlen zusammenliefen, wie bei dem Louvre, den Tuillerien,
Schloß Eu u. s. w.

tlm das Ansehen dieser Bedachung noch sonderbarer zu nrachen,
überragte dieselbe eine llnsumme hoher, schinaler Schornfteine, ohne alles
 
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