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welche durch den Verfasser ausgeführt wurden. 155

l§s ist übrigens ein sehr gewöhnliches Schicksal der Baumeister, daf;
sie ihre Entwürfe gar nicht oder nur theilweise, wie hierbei, ausgeführt
sehen können. —

3. Der KirchLhurm zu Chemnitz bei Greifswald.

Jm Jahre 1841 wurde der genannte Thurm nach dem Entwurfe
des Verfassers vollendet. Der früher vorhandene baufällige hölzerne, nur
außerhalb mit Brettern verschlagene Thurm war abgebrochen worden und
an dessen Stelle wurde der auf Tafel V. abgebildete erbaut.

Das Fundament liegt drei Fufi tief in der Erde, da der Untergrund
nur etwa eilf Fuß tief ein guter Lehmgruud war, darunter sich aber schlech-
ter Grund, mit Wasser durchzogen, befand. Es wurden also, erstens um
diese Lehmschicht, welche den Thurm tragen mufite, nicht unuöthig zu
schwächen, die Fundamente nicht tiefer gelegt, als eben drci Fuß tief, zwei-
tens hat die Erfahrung hinlänglich gelehrt, daß die größte Hitze, Kälte
und der Negen in nassen Jahren nicht über drei Fuß tief in die Erde
eindringt, daß also eine Veränderung des Grundes unter den Fundamen-
ten in dieser Tiefe nicht mehr zu besorgen sei, und es wurden also auch
aus diesem Grunde die Fundanu'nte nicht tiefer gelegt. Auch die hohen
Kirchen und Kirchthürme Greifswalds haben kein tieferes Fundament.

Ilm aber dem Thurme ein sicheres Unterlager zu verschaffen, wurde
das Fundament überall einen Fuß breiter als der Thurm, unv ganz voll,
wie ein Plateau gemauert.

Das Material des Fundamentes waren gesprengte Feldsteine (Gra-
nir). Da der Bau in einem Sommer vollendet werden mußte, war es
nothwendig, einen schn ell trocknenden Mörtel anzuwendeu, um wenigstens
das Fundament so schnell wie möglich zu einer festen, zusammen-
hängcnden Masse zu vereinigen. Deshalb wurde nicht gewöhnlicher Nü-
derSdorser Steinkalk dazu verwendet, welcher ungeachtet seiner Vortrefflich-
kcit nur langsam trocknet, sondern sogenannter Gustebiner Kalk, ein hy-
draulischer Kalk aus hiesiger Gegend, welcher sehr schnell erhärtet. Der
Erfolg hat die Richtigkeit dieser Maaßregel bewährt.

Die Plynthe des Thurmes besteht ebeufalls aus gespaltenen Gra-
nitsteinen, aber in Rüdersdorfer Kalk gemauert.

Die Mauern sind mit Mauersteinen von der Eldenaer Ziegelei ge-
Laut und auch die erforderlichen Formsteine der Gesimse, Fenster und Thü-
ren auf dieser Ziegelei nach einem eigenthümlichen Verfahren gefertigt
worden. Der Königl. Regierungs-Baukondukteur Herr Khün, welcher da-
 
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