hinsichtlich ihrer Einwirkung rc.
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auch bis in die am höchsten beft'ndliche Form hinein ft'chtbar werden, so
konnten die Thurmspitzen nicht volles Mauerwerk seyn, ft'e mußten durch-
brochen werden.
Die Resormalion trat ein, der Zwiespalt in der Kirchechatte wesenr-
lichen Einfluß auf die Bauformen, ohne daß das Klima ft'ch wesentlich ver-
ändert hätte.
Man verlor in der Baukunst den geistigen Haltpunkt, da man in
Gedanken, Meinungen und Kirchenlehre etwas anderes als das Vorhan-
dene herbeisehnte, so genügte das nicht mehr, was man hatte. Ueberdieß
war verheerender Krieg, die Geldmittel fehlten, die großen Kirchenbauten
stockten und blieben größtentheils ganz liegen. Die protestantischen Ge-
meinden begnügten ft'ch mit den vorhandenen katholischen Kirchen, man
baute wenig neue. Die Baukunst bildete das Vorhandengewesene
nicht fort, sie stockte und wendete ihre Blicke anderwärts.
Die Prolestanten bauten gar nicht, oder ohne Rückft'cht auf kirchliche
Formengebung nur für das dringendste Bedürfniß, es war also von dieser
Seite sobald kein eigenthümlicher Styl zu erwarten.
Da verbreitete ft'ch mit den Bestrebungen der Jesuiten, die alte Kirche
aufrecht zu erhalten, von Jtalien her der italienische Baustyl, welchen die
Cinquecentisten bis dahin den römischen Ueberbleibseln nachgebildet und in
enge Negeln gebracht hatten. Dec altdeutsche Styl wich den Formen aus
der Fremde, welche man mit ängstlicher Genauigkeit nachahmte, ohne daß
eine innere Nothwendigkeit dazu gedrängt hätte, wie es bei dem Spitz-
bogenstyl der Fall gewesen war. Man hatte mit einem Wort kein Ver-
ständniß der neuen Formen, das Verständniß der alten war mit den Bau-
hütten zu Grunde gegangen. Die überall noch vorhandenen sehr steilen
Dächer hielt man für klimatisch nothwendig (obgleich es nur
eine Gewöhnung des Auges war); man entschloß ft'ch also ganz kurz, be-
hielt die hohen Dächer bei und suchte si'e in Einklang mit den sogenann-
ten Säulenordnungen zu bringen. Daß eben kein Einklang in diese For-
men ungeachtet der lächerlichsten Bestrebungen zu bringen war, ft'el Nie-
mandem, selbst den Baumeistern nicht auf; man setzte ruhig ein himmel-
hohes Dach ohne allen Schmuck, ohne alle Unterbrechung auf die
italienischen Säulenordnungen; ja man ging sogar (wie Gilly) so weit,
das Dach als unabhängig von der Formengebung des gan-
zen Gebäudes zu erklären, weil man endlich doch einsah, daß diese
Mißgeburten scheußlich waren und man sich zugleich nicht anders zu helfen
wußte.
Frankreich nahm noch eher wie Deutschland den italienischen Styl
auf und wir ft'nden ihn dort unter dem Namen deS Renaissance-Styls
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auch bis in die am höchsten beft'ndliche Form hinein ft'chtbar werden, so
konnten die Thurmspitzen nicht volles Mauerwerk seyn, ft'e mußten durch-
brochen werden.
Die Resormalion trat ein, der Zwiespalt in der Kirchechatte wesenr-
lichen Einfluß auf die Bauformen, ohne daß das Klima ft'ch wesentlich ver-
ändert hätte.
Man verlor in der Baukunst den geistigen Haltpunkt, da man in
Gedanken, Meinungen und Kirchenlehre etwas anderes als das Vorhan-
dene herbeisehnte, so genügte das nicht mehr, was man hatte. Ueberdieß
war verheerender Krieg, die Geldmittel fehlten, die großen Kirchenbauten
stockten und blieben größtentheils ganz liegen. Die protestantischen Ge-
meinden begnügten ft'ch mit den vorhandenen katholischen Kirchen, man
baute wenig neue. Die Baukunst bildete das Vorhandengewesene
nicht fort, sie stockte und wendete ihre Blicke anderwärts.
Die Prolestanten bauten gar nicht, oder ohne Rückft'cht auf kirchliche
Formengebung nur für das dringendste Bedürfniß, es war also von dieser
Seite sobald kein eigenthümlicher Styl zu erwarten.
Da verbreitete ft'ch mit den Bestrebungen der Jesuiten, die alte Kirche
aufrecht zu erhalten, von Jtalien her der italienische Baustyl, welchen die
Cinquecentisten bis dahin den römischen Ueberbleibseln nachgebildet und in
enge Negeln gebracht hatten. Dec altdeutsche Styl wich den Formen aus
der Fremde, welche man mit ängstlicher Genauigkeit nachahmte, ohne daß
eine innere Nothwendigkeit dazu gedrängt hätte, wie es bei dem Spitz-
bogenstyl der Fall gewesen war. Man hatte mit einem Wort kein Ver-
ständniß der neuen Formen, das Verständniß der alten war mit den Bau-
hütten zu Grunde gegangen. Die überall noch vorhandenen sehr steilen
Dächer hielt man für klimatisch nothwendig (obgleich es nur
eine Gewöhnung des Auges war); man entschloß ft'ch also ganz kurz, be-
hielt die hohen Dächer bei und suchte si'e in Einklang mit den sogenann-
ten Säulenordnungen zu bringen. Daß eben kein Einklang in diese For-
men ungeachtet der lächerlichsten Bestrebungen zu bringen war, ft'el Nie-
mandem, selbst den Baumeistern nicht auf; man setzte ruhig ein himmel-
hohes Dach ohne allen Schmuck, ohne alle Unterbrechung auf die
italienischen Säulenordnungen; ja man ging sogar (wie Gilly) so weit,
das Dach als unabhängig von der Formengebung des gan-
zen Gebäudes zu erklären, weil man endlich doch einsah, daß diese
Mißgeburten scheußlich waren und man sich zugleich nicht anders zu helfen
wußte.
Frankreich nahm noch eher wie Deutschland den italienischen Styl
auf und wir ft'nden ihn dort unter dem Namen deS Renaissance-Styls