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Ueber die Anlage

men ist, oder die Mühe und die Kosten emer erneuerten Bedeckung erfor-
dern. Um diesen doppelten Arbeiten und Unannehmlichkeiten zu entgehen,
so sind bewegliche Dreschtennen erfunden und eingeführt. Auf ganz nie-
drigen Blockradern oder Rollen steht ein leichtes, von Dielen erbautes
Hauschen von willkührlicher Lange und der nöthigen Breite, um es als
Drefchtenne benutzen zu können. Der Fußboden wird aus gut gefpunde-
ten Bohlen zufammengesetzt und bildet die Tenne. Die eine Giebelfeite
ist ganz, von oben bis unten, offen, welche an den abzudrefchenden Feimen
dergestalt angefchobcn wird, daß die Getraidegarben ohne weitere Umstände
auf die Tenne geworfen werden können. Die Weite und Höhe der Feimen
ist etwas geringer als die Dimensionen diefer ambulanten Dreschtennen,
damit erstere ganz von den letzteren umschloffen werden und ftets vorrücken
können, wenn ein Satz von der Feime von oben bis unten abgedrofchen
ist. Um die Feime, fo weit sie jedesmal angebrochen ist, bei einfallendem
Rcgenwetter zu sichern, fo hat das Dach der Tenne eine oben übergebo-
gene Form auf der offenen Giebelfeite, daß es mehrere Fuß von der senk-
rechten Linie überragt, damit dasselbe die Feime fo weit übergreift und auf
solche Weife diefe fchützt, so weit sie jedesmal ihrer Decke entledigt worden.
Außerdem, daß diese Tennen gänzlich auseinander genommen wsrden, wenn
ihr Gebrauch vorüber ist, und die gefammten dazu gehörenden Materialien
im Trocknen aufgeftellt werden können, fo ist noch besonders dieVorrichtung
zu bemerken, vermittelst welcher das von Zeit zu Zeit während der Drefch-
periode nöthige Vorrücken derfelben erleichtert wird. Die gefammten Sei-
tenwände und die Bedachung besteht nämlich aus einzelnen beweglichen
Theilen, welche vermittelst Riegel und Haken, ohne viele Befchwerde an
das, aus ganz leichtem und wenigem Holze bestehende Gerippe des ganzen
Gebäudes befestigt werden. Soll das Tennengebäude einen veränderten
Standpunkt bekommen, so wird die Bretterbekleidung in der Gefchwindig-
keit abgenommen, und es ist dann nichts als das Gerippe vorzurücken.
Hat es seincn Standort erreicht, so ist eben so leicht die Bekleidung der
Wände und des Daches angehakt und festgeriegelt. Diefe Einrichtung zu
adoptiren dürfte in Deutfchland Sache der kleinern und weniger Getraide
bauenden Landwirthe sein; für große Güter ist sie wohl nicht, weil sie
schwerlich zu einer Ausdehnung, daß 6, 8, 10 und mehrers Drescher auf
einer Tenne anzustellen wären, gebracht werden möchte.

Wer in die Nothwendigkeit gesetzt ist, Neubauten vornehmen zu müssen,
der würde feinen Vortheil nicht beobachten, wenn er die Kellerräume mit
großemKostenaufwande weiter ausdehnen wollte, als nothwendig erforderlich ist,
um die Küchenbedürsnisse darin aufbewahren zu können. Es ist den meisten
unserer Lefer bekannt, und wird auch an den gehörigen Orten davon ge-
 
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