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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale: Periodica — 1.1856

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II. Abtheilung: Abhandlungen
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Ackner, Johann Michael: I. Die römischen Alterthümer und deutschen Burgen in Siebenbürgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45220#0088
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4

Abhandlungen.

nur in den offenen Thälern der Hauptflussgebiete dieses Kronlandes, selten auf bedeutenden
Anhöhen, nie auf hohen schroffen Bergen bemerkt worden. Wir finden sie in den anmuthigsten

Diesem hohen Wunsche und der vorausgegangenen besonderen schriftlichen und mündlichen ehrenvollen Aufforderung von
Sr. Fürstlichen Durchlaucht freudig zu entsprechen, beeilte ich mich eine von meinen in der Ausführung begriffenen siebenbürgisch-
arcliäologischen Arbeiten zu beendigen; Arbeiten, meist Sammelgegenstände,zum Tlieile aus den eigenen Reisenotizen und aus den
von Zeit zu Zeit ausgeführten antiquarisch-autoptisclien Forschungen geschöpft und zusammengestellt. Sie umfassen: a) Sieben-
bürgens römische Altertliümer in Abbildungen und kurzen Beschreibungen; b) Siebenbürgens Goldreichthum, vom naturhistorischen
Standpuncte betrachtet und aus der vaterländischen Geschichte und den alten Classikern erwiesen; c) Siebenbürgens römisch-
dacisclie Münzen aus dem Zeiträume von Trajan bis Aurelian — neue Auflage mit Verbesserungen und Zusätzen; — d) Sieben-
bürgens römische Colonien und noch sichtbare Castra; e) den Versuch einer Denkschrift für Erforschung und Erhaltung historischer
Bau- und Kunstdenkmale Siebenbürgens; f) Siebenbürgens gegenwärtige archäologische Forscher und Sammler mit ihren anti-
quarischen Sammlungen; endlich g) den Entwurf einer Karte von Siebenbürgen mit Bezug auf seine vorzüglich römischen Alter-
thümer. Anfangs unschlüssig darüber, welche wohl von den voranstehenden, längst schon begonnenen, (leider noch) wegen
mancher Hindernisse unvollendet gebliebenen Arbeiten wieder aufgenommen, ausgefertigt und Sr. Durchlaucht gewidmet und als
würdig unterbreitet zu werden verdienen dürfte, glaubte ich letztere, die Karte, wählen zu müssen, indem diese sich im Allgemeinen
auf alle angeführten Arbeiten bezieht oder wenigstens sie berührt, und die sämmtliclien bis jetzt bekannten Altertliümer beiläufig
anzeigen soll.
Diese Altertliümer oder historischen Bau- und Kunstdenkmale, welche ungemein häufig im Schoosse der Erde unseres Landes
vorkommen, sind bekanntlich für die Geschichte Siebenbürgens von grossem Interesse und hohem Werthe, indem sie nicht nur der
Wissbegierde und dem Nachdenken reichen Stoff und Nahrung geben, sondern auch den Mangel und Verlust schriftlicher Urkunden
und annalistisclier Ueberlieferungen ersetzen müssen. Wirsehen und finden diese ehrwürdigen Ueberreste der Vorzeit beinahe durch
das ganze Kronland zerstreut und verbreitet, jedoch am häufigsten in den Kreisen von Hermannstadt, Karlsburg undBroos, namentlich
an den grösseren Flüssen des Landes: am Alt-, Maros- und Szamosflusse, an der Strehl und grossen Kokel. Sie wurden ebenso früher
wie gegenwärtig, da systematisch e Nachgrabungen bis jetzt nicht stattfinden, an der Hand des Zufalls entdeckt, selten gehörig gewürdigt,
seltener Aufzeichnungen darüber verfasst, und bald erfolglos vergessen, um auf das Neue, zum zweiten, vielleicht zum dritten Male
wieder entdeckt zu werden, wovon zum Tlieil selbst die derzeitigen auf hohe Gouvernements-Veranlassung eingesendeten antiquarischen
Berichte über historische Baudenkmale aus einigen Kreisen den Beweis darbieten. Diesem Uebelstande, so viel möglich, zu begegnen,
und auch geweihteren Forschern ihre diessfalligen Studien zu erleichtern, wurde die Anfertigung einer Karte von Siebenbürgen,
dem vormaligen Central-Dacien, mit Bezug auf seine römischen Altertliümer, als wünschenswerth und nothwendig erachtet, und von
mir, vielleicht als etwas nicht ganz Ueberflüssiges, versuchsweise begonnen und theilweise vollführt; vollführt, um dadurch zugleich
für mich und meine weiteren derartigen Unternehmungen, und auch für Andere — das wünsch’ ich wenigstens, — eine bequemere
Uebersicht der bezüglichen bis jetzt bekannt gewordenen Entdeckungen, ohne mühsames und zeitraubendes Nachschlagen und
Herumsuchen in den Werken, wo dieselben zerstreut vorkommen, zu erzielen, und bei archäologischen Studien dieselben vor Augen
aufgerollt haben und benützen zu können.
Um aber nun, wenn auch nur einigermassen, einen Total-Ueberblick von den römischen Alterthümern Siebenbürgens zu
bekommen, schien es vor Allem erforderlich, in einer möglichst grossen, mit Scliraffirung· der Berge und Aufnahme der Orte wenig
überladenen Specialkarte unseres Grossfürstenthuines, die betreffenden sämmtliclien antiken Gegenstände mit einer hervorstechenden
Farbe einzuzeichnen. Zwar besitzen wir bereits solche kleine Karten von Marsigli, d’Anville, Sulzer, Männert, Ukert, Neigebaur u. a.,
welche mit deren archäologischen Werken zugleich als Beilagen herauskamen und bekannt geworden sind, aber sie sind alle in so
sehr beschränkter Fassung angefertigt, dass das Verhaltniss der Orte zu einander undeutlich wird, oft ganz verfliesst und ver-
schwindet. Zudem sind solche Werke selten, kostbar und nicht leicht zu erhalten. Auch wurden seit der Zeit, vorzüglich seit zwei
Decennien, viele neue Entdeckungen gemacht, welche Berücksichtigung verdienen und gleichfalls aufgenommen werden mussten.
Bei der Angabe und Andeutung der gegenwärtigen oder dagewesenen archäologischen Gegenstände wählte ich achterlei mög-
lichst passende Bezeichnungen, um dieselben auf dieser Karte anzuwenden. Es sind folgende:
1. Die wahrscheinlichen Römerstrassen, mit einer punctirten Linie (....).
2. Die römischen Heerstrassen, nach der bekannten Peutingerischen Tafel, mit zwei parallel laufenden Linien (=).
3. Spuren römischer Ansiedlungen (Castra Stativa), durch Mauern und Eckthürme befestigte Lager, mit zwei horizontalen
Doppelstrichen (Z Z).
4. Die Fundorte von Geräthen, Münzen, Waffen u. dgl. mit einem Puncte ( ·).
5. Die Fundorte von Denkmalen, Gräbern, Inschriften mit einem Kreuz (f).
6. Die Fundorte von römischen Meilensäulen mit (
7. Orte, wo archäologische Sammlungen sich befinden, schienen ferner gleichfalls zweckdienlich in dieser Karte aufgezeichnet
zu werden, und zwar blos die Sammlungen, die ich selbst gesehen, oder von welchen ich bis jetzt sichere Nachricht habe einziehen
können; denn Vieles in dieser Hinsicht ist leider zum Schaden der Alterthumskunde unbekannt und für die Wissenschaft nutzlos
als ein todter Schatz verschlossen geblieben. Die Orte, wo solche Sammlungen aufbewahrt und auch zugänglich sind, bezeichnen
wir mit einem Dreiecke (Δ). Endlich
8. Die deutschen Burgen, deren einige — ihre Zahl ist bedeutend gross — wohl auch zum Theil den alten Daciern, Gothen
und ganz anderen als germanischen oder deutschen Völkern zugeschrieben werden müssen, mit der gewöhnlichen Bezeichnung einer
Burgruine (ßj).
 
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