Μ. J. Ackner. Römische Alterthilmer in Siebenbürgen.
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und herrlichsten Thalebenen des Maros, Szamos und der Aluta, und in den lieblichen
Weitungen einiger ihrer Neben- und Zuflüsse. Am zweckmässigsten und am natürlichsten
dürfte daher auch die Bezeichnung der daselbst nachweisbaren archäologischen Gegenstände
und Vorkommnisse nach den betreffenden Flussgebieten und Thalsohlen stattfinden, indem sie
gleichsam von selbst in drei Hauptabschnitte zerfallen. Der vierte Hauptabschnitt kann wohl
nur als eine unvollständige, versuchsweise Bezeichnung der an den südlichen und östlichen
Gränzgebirgen vorkommenden deutschen Burgen in Siebenbürgen, im Sachsenlande, gelten.
I. DIE RÖMISCHEN ALTERTHÜMER IM MAROS-FLUSS GEBIETE.
Wir beginnen den Commentar unserer archäologischen Karte Siebenbürgens in kurzen
Andeutungen nächst der westlichen Gränze des Landes, unfern des Maros-Ausflusses nach
Ungern. Auf dessen linkem Ufer aufwärts, bei Vetzel und Maros - Nemeti, fällt zuerst das
befestigt gewesene römische Castrum in die Augen. Seine Wälle erheben sich gegen fünf Fuss
über die Erdoberfläche, bestehen jedoch blos aus dem Schutte der römischen Mauern, die sich
bis zu Anfang dieses Jahrhundertes über zehn Fuss hoch erhalten hatten, und aus gehauenen
Sand- und Kalksteinen bestanden. Damals ward die jetzige Landstrasse nach Arad in Angriff
genommen und die Steine dieses alten Bauwerkes zur Aufführung einer Mauer benützt, um
das steile linke Bergufer des nahen Marosflusses zu befestigen und zu sichern. Auf eine
Länge von 1800 Fuss gegen Levnek sieht man die schönen Quadern des alten Bömerbaues
von Vetzel und Μ. Nemeti zu dieser Schutzwand verwendet, und an einem Felsen die neue
Inschrift von 1806, welche den Namen des Vandalen verewiget, der dieses Werk der Zerstörung
vollbrachte. Auch ausserhalb dieses Castrums sind bedeutende Beste alter Bauwerke, Quadern,
Mauer- und Dachziegel, Gefässbruchstücke u. a. m. vorhanden, welche sich bis Maros-
Nemeti hinauf erstrecken. Mehr als sechzig Inschriften, tlieils auf Altären und Marmortafeln,
theils auch auf anderen künstlerisch angefertigten Bildwerken von Porphyr, Kalk- und fein-
körnigem Sandstein, mit Auf- und Unterschriften, wurden hier seit früheren Jahren nach und
nach ausgUgraben. Sie werden jetzt mit vielen anderen Anticaglien im Palais und Parke des
Grafen Gyulai, und hier die meisten dieses Ortes, ferner in Branyicska, auf dem Gute der
Freiherrlichen Familie Josika, in Deva bei Dr. Fodor und bei der Witwe Varadi, so wie auf
mehreren in der Nähe gelegenen Edelhöfen zerstreut aufbewahrt. Einige wurden wohl auch
nach Wien, zur Ausschmückung der Vorhallen des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes,
versendet.
Dass übrigens aus dem angränzenden Banate herein hier ein Strassenzug, wie auch
dermalen stattfindet, gewesen, auf welchem ein Theil der römischen Legionen und Cohorten
in den dacischen Feldzügen vorrückte, und hier bei Vetzel, wo sich das bis dorthin von den
Gebirgen eingeengte Thal wieder erweitert, zuerst Posto fasste und lagerte, liegt äusser allem
So viel über die Veranlassung zur Anfertigung dieser archäologischen Karte Siebenbürgens.
Bei der huldreichen Entgegennahme der Sr. Durchlaucht gewidmeten Handzeichnung versprachen Hochdieseiben zwei Copien
davon anfertigen zu lassen, um eine, nach Abgabe meines einzigen Exemplares, mir zu überlassen, die zweite, dadurch meiner
Absicht der Förderung der Wissenschaft zu entsprechen, an den Herrn Director des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes, Regierungs-
rath Arnetli, zu übersenden. In W’ien fand bei dem Herrn Regierungsrath Arneth und der k. k. Central-Commission für Erforschung
und Erhaltung der historischen Baudenkmale die Karte so freundliche Aufnahme, dass von dort eine Zuschrift in den schmeichel-
haftesten Ausdrücken an mich erfolgte, mit dem Wunsche, dass ich diese Karte mit einem begleitenden Texte versehen möchte, um
dem ganzen Elaborate vielleicht die Bestimmung zur Aufnahme in das Jahrbuch der Central-Commission zu geben. Diesem hohen
Wunsche gerne und freudig begegnend, habe ich demselben nach Möglichkeit in dem beigefugten Commentar zu entsprechen gesucht..
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und herrlichsten Thalebenen des Maros, Szamos und der Aluta, und in den lieblichen
Weitungen einiger ihrer Neben- und Zuflüsse. Am zweckmässigsten und am natürlichsten
dürfte daher auch die Bezeichnung der daselbst nachweisbaren archäologischen Gegenstände
und Vorkommnisse nach den betreffenden Flussgebieten und Thalsohlen stattfinden, indem sie
gleichsam von selbst in drei Hauptabschnitte zerfallen. Der vierte Hauptabschnitt kann wohl
nur als eine unvollständige, versuchsweise Bezeichnung der an den südlichen und östlichen
Gränzgebirgen vorkommenden deutschen Burgen in Siebenbürgen, im Sachsenlande, gelten.
I. DIE RÖMISCHEN ALTERTHÜMER IM MAROS-FLUSS GEBIETE.
Wir beginnen den Commentar unserer archäologischen Karte Siebenbürgens in kurzen
Andeutungen nächst der westlichen Gränze des Landes, unfern des Maros-Ausflusses nach
Ungern. Auf dessen linkem Ufer aufwärts, bei Vetzel und Maros - Nemeti, fällt zuerst das
befestigt gewesene römische Castrum in die Augen. Seine Wälle erheben sich gegen fünf Fuss
über die Erdoberfläche, bestehen jedoch blos aus dem Schutte der römischen Mauern, die sich
bis zu Anfang dieses Jahrhundertes über zehn Fuss hoch erhalten hatten, und aus gehauenen
Sand- und Kalksteinen bestanden. Damals ward die jetzige Landstrasse nach Arad in Angriff
genommen und die Steine dieses alten Bauwerkes zur Aufführung einer Mauer benützt, um
das steile linke Bergufer des nahen Marosflusses zu befestigen und zu sichern. Auf eine
Länge von 1800 Fuss gegen Levnek sieht man die schönen Quadern des alten Bömerbaues
von Vetzel und Μ. Nemeti zu dieser Schutzwand verwendet, und an einem Felsen die neue
Inschrift von 1806, welche den Namen des Vandalen verewiget, der dieses Werk der Zerstörung
vollbrachte. Auch ausserhalb dieses Castrums sind bedeutende Beste alter Bauwerke, Quadern,
Mauer- und Dachziegel, Gefässbruchstücke u. a. m. vorhanden, welche sich bis Maros-
Nemeti hinauf erstrecken. Mehr als sechzig Inschriften, tlieils auf Altären und Marmortafeln,
theils auch auf anderen künstlerisch angefertigten Bildwerken von Porphyr, Kalk- und fein-
körnigem Sandstein, mit Auf- und Unterschriften, wurden hier seit früheren Jahren nach und
nach ausgUgraben. Sie werden jetzt mit vielen anderen Anticaglien im Palais und Parke des
Grafen Gyulai, und hier die meisten dieses Ortes, ferner in Branyicska, auf dem Gute der
Freiherrlichen Familie Josika, in Deva bei Dr. Fodor und bei der Witwe Varadi, so wie auf
mehreren in der Nähe gelegenen Edelhöfen zerstreut aufbewahrt. Einige wurden wohl auch
nach Wien, zur Ausschmückung der Vorhallen des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes,
versendet.
Dass übrigens aus dem angränzenden Banate herein hier ein Strassenzug, wie auch
dermalen stattfindet, gewesen, auf welchem ein Theil der römischen Legionen und Cohorten
in den dacischen Feldzügen vorrückte, und hier bei Vetzel, wo sich das bis dorthin von den
Gebirgen eingeengte Thal wieder erweitert, zuerst Posto fasste und lagerte, liegt äusser allem
So viel über die Veranlassung zur Anfertigung dieser archäologischen Karte Siebenbürgens.
Bei der huldreichen Entgegennahme der Sr. Durchlaucht gewidmeten Handzeichnung versprachen Hochdieseiben zwei Copien
davon anfertigen zu lassen, um eine, nach Abgabe meines einzigen Exemplares, mir zu überlassen, die zweite, dadurch meiner
Absicht der Förderung der Wissenschaft zu entsprechen, an den Herrn Director des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes, Regierungs-
rath Arnetli, zu übersenden. In W’ien fand bei dem Herrn Regierungsrath Arneth und der k. k. Central-Commission für Erforschung
und Erhaltung der historischen Baudenkmale die Karte so freundliche Aufnahme, dass von dort eine Zuschrift in den schmeichel-
haftesten Ausdrücken an mich erfolgte, mit dem Wunsche, dass ich diese Karte mit einem begleitenden Texte versehen möchte, um
dem ganzen Elaborate vielleicht die Bestimmung zur Aufnahme in das Jahrbuch der Central-Commission zu geben. Diesem hohen
Wunsche gerne und freudig begegnend, habe ich demselben nach Möglichkeit in dem beigefugten Commentar zu entsprechen gesucht..