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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Editor]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 11.1917

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Kováts, Károly: Nikolaus Ragusinus und seine Zeit: archivalische Beiträge zur Geschichte der Malerei in Ragusa im XV. und der ersten Hälfe des XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.42304#0167
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Nikolaus Ragusinus und seine Zeit.
Archivalische Beiträge zur Geschichte der Malerei in Ragusa im XV. und der ersten Hälfte
des XVI. Jahrhunderts.
Vorwort.

Ragusa weist einen Reichtum von Kunstwerken
auf, um den ihn viele Städte beneiden könnten. Klang-
volle Namen, wie Tizian, Paris Bordone, Palma
Vecchio u. a., sind darunter vertreten. In edlem
Wettstreite haben die wohlhabenden Bürger und
Klöster mit feinem Kunstsinne ihre Vaterstadt mit
dem Besten, was die Kunst bieten konnte, geschmückt,
so daß der Glanz der gewaltigen Kunst Italiens auch
das entfernte Ragusa beschien. Das gehört jedoch
einer späteren Epoche in der ruhmvollen Geschichte
des Freistaates an, als Ragusa bereits den Zenith
seiner Entwicklung überschritten hatte und infolge
Versiegens der einheimischen Produktion genötigt
war, fremde Kunst zu importieren. Immer war das
nicht so. Die Kirchen und deren Schatzkammern
bergen noch herrliche Kunstwerke aus einer früheren
Zeit, die die vielen Unglücksfälle, Brände, Erdbeben
überdauert haben, der Habsucht französischer Er-
oberer entgangen sind und die Zeugnis ablegen von
einer einheimischen, bodenständigen Kunst in Ragusa.
In der Tat herrschte hier im XV. und XVI. Jh. ein
reges Kunstleben. Das reiche aufblühende Handels-

emporium war auch geistig ein Zentrum der dama-
ligen Bildung, die Eingangspforte und die Vermitt-
lerin der abendländischen Kultur für die östlichen
Länder des Balkans. Damals war es umgekehrt;
Ragusa empfing nicht von anderen, es gab selbst
und seine Künstler lieferten ihre Arbeiten nicht nur
in die benachbarten Gebiete, sondern sogar nach
Italien. Nur wenig aber wußte man bisher über diese
Epoche der Kunst in Ragusa. In der Malerei kannte
man eigentlich nur Nikolaus Ragusinus, da nur von
ihm zwei signierte Werke sich erhalten haben, und
die Namen einiger anderer Künstler, die aber eben
nur Namen blieben ohne Inhalt, weil von ihnen nichts
weiter bekannt war. Die vorliegende Abhandlung
bezweckt nun, aus den reichen Schätzen des k. k.
Staatsarchivs von Ragusa eine Anzahl von Nach-
richten zusammenzustellen, die geeignet sind, über
die Kunst in Ragusa zu Ende des Mittelalters einiges
Licht zu verbreiten. Es ist nur ein unvollständiger
Versuch, der die Aufmerksamkeit der kunsthistori-
schen Forschung auf das noch völlig brachliegende
Gebiet der alten Ragusaner Kunst lenken will.

I. Verzeichnis von Gemälden aus dem XV. und der ersten Hälfte des XVI. Jhs.
in Ragusa und Umgebung.

In das folgende Verzeichnis von Gemälden
aus dem XV. und der ersten Hälfte des XVI. Jhs.
sind nur jene aufgenommen, die sich noch jetzt
in Orten befinden, die ehemals zu dem Terri-
torium der Republik gehörten, das den Küsten-
strich von der Halbinsel Sabioncello bis zu der
Hochebene von Canali, diese miteingeschlossen,

nach Osten bis zu den heutigen Grenzen von
Bosnien und Herzegowina umfaßte. Auf Vollstän-
digkeit erhebt diese Zusammenstellung keinen An-
spruch. Gewiß werden sich bei weiteren Nach-
forschungen in Privathäusern und Sammlungen, die
mir nicht zugänglich waren, noch mehrere Werke
aus dieser Zeit finden lassen.

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