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Georg Sobotka f Johann Baptist Hagenauer
und die Kette ist wirkliche Kette aus kleinen beweglichen Gliedern, man kann den letzten
Haken aus dem Ring am Pfeiler sogar lösen. Der Körper Christi ist in aller Magerkeit
in den gespannten und nachgelassenen Muskeln durchgebildet und der spiegelnde Gold-
glanz darüber läßt tausend Lichter auf der Fläche spielen. Wenn Giovanni da Bologna
solch goldenes Figürchen fertigte, so zog er die Flächen zusammen, ging spärlich mit den
Tiefen um, denn er wußte den Glanz an die Form zu binden. Bei Hagenauers Statuette
geht die Form auf die vielen Einzelheiten des Natureindruckes aus, ja bisweilen sogar, wie
bei der Kette, ohne ihn auch nur in die Sprache der Kunst zu übersetzen, aber der sprühende
Schein der Vergoldung arbeitet dieser Illusion unter dem Verkleinerungsglase entgegen.
Abb. 4 Hagenauer, Prometheus, Wien, Blei, Kunsthistorisches Staatsmuseum.
In Hagenauers Bleistatuetten von 1759, der Pieta, den Pendants, der hl. Petrus und Magda-
lena und dem Prometheus unseres Staatsmuseums (und den anderen Exemplaren der hl. Petrus
und Magdalena im Österreichischen Museum) ist die Wirkung des Bleies nicht mehr durch
die Vergoldung verändert, doch auch nicht der seidig fließende Glanz daran, den Donner
seinen Güssen gab. Von dieser anderen Materialwirkung abgesehen, geben die Mehrzahl
dieser guten Stücke keinen neuen Zug zur Charakterisierung des Künstlers. Die engste
Verwandtschaft mit dem Christus an der Schmerzenssäule hat der Prometheus (Abb. 4).
Wieder finden wir die Kette, das Diminitivum einer wirklichen, genau wie eine wirkliche,
nur in Metall ausgeführt! Ein ehrlicher Zwetschkenkrampus, wie man ihn bei uns am Christ-
kindlmarkt kaufen kann an dem auch jedes Einzelglied nicht nachgemacht, sondern umgesetzt
Georg Sobotka f Johann Baptist Hagenauer
und die Kette ist wirkliche Kette aus kleinen beweglichen Gliedern, man kann den letzten
Haken aus dem Ring am Pfeiler sogar lösen. Der Körper Christi ist in aller Magerkeit
in den gespannten und nachgelassenen Muskeln durchgebildet und der spiegelnde Gold-
glanz darüber läßt tausend Lichter auf der Fläche spielen. Wenn Giovanni da Bologna
solch goldenes Figürchen fertigte, so zog er die Flächen zusammen, ging spärlich mit den
Tiefen um, denn er wußte den Glanz an die Form zu binden. Bei Hagenauers Statuette
geht die Form auf die vielen Einzelheiten des Natureindruckes aus, ja bisweilen sogar, wie
bei der Kette, ohne ihn auch nur in die Sprache der Kunst zu übersetzen, aber der sprühende
Schein der Vergoldung arbeitet dieser Illusion unter dem Verkleinerungsglase entgegen.
Abb. 4 Hagenauer, Prometheus, Wien, Blei, Kunsthistorisches Staatsmuseum.
In Hagenauers Bleistatuetten von 1759, der Pieta, den Pendants, der hl. Petrus und Magda-
lena und dem Prometheus unseres Staatsmuseums (und den anderen Exemplaren der hl. Petrus
und Magdalena im Österreichischen Museum) ist die Wirkung des Bleies nicht mehr durch
die Vergoldung verändert, doch auch nicht der seidig fließende Glanz daran, den Donner
seinen Güssen gab. Von dieser anderen Materialwirkung abgesehen, geben die Mehrzahl
dieser guten Stücke keinen neuen Zug zur Charakterisierung des Künstlers. Die engste
Verwandtschaft mit dem Christus an der Schmerzenssäule hat der Prometheus (Abb. 4).
Wieder finden wir die Kette, das Diminitivum einer wirklichen, genau wie eine wirkliche,
nur in Metall ausgeführt! Ein ehrlicher Zwetschkenkrampus, wie man ihn bei uns am Christ-
kindlmarkt kaufen kann an dem auch jedes Einzelglied nicht nachgemacht, sondern umgesetzt