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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 14.1920(1922)

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Weingartner, Josef: Der Umbau des Brixner Domes im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.27699#0061
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Der Umbau des Brixner Domes im XVIII. Jahrhundert.

Von Josef Weingartner.

Einleitung.

Der Dom zu Brixen gehört in seiner heutigen Gestalt zu den bedeutendsten barocken
Kirchenbauten des alten Österreich. Soviel auch noch vom mittelalterlichen Münster in ihm
stecken mag, so gehen doch die Formen und Eigenschaften, auf denen der gegenwärtige
Eindruck beruht, zum größten Teil auf den weitausgreifenden Umbau des XVIII. Jhs. zurück.
Und dieser Eindruck wird trotz verschiedener architektonischer Mängel infolge der wert-
vollen Ausstattung und zumal der einheitlichen, großzügigen Raumwirkung stets bedeutend
und ungewöhnlich sein.

Infolge der in der jüngsten Vergangenheit erfolgten Rehabilitierung der barocken
Kunst sind seit einigen Jahren zahlreiche Denkmäler jener Stilperiode in den Brennpunkt
der wissenschaftlichen Forschung getreten und wurde dabei auch schon eine Menge wert-
vollen Urkundenmateriales an das Tageslicht gefördert. Und eben diese Bewegung gab auch
zur vorliegenden Arbeit über den Dom zu Örixen den Anstoß.

Es hat sich nämlich über seinen Umbau ein derartiger Reichtum an sozusagen lücken-
losen urkundlichen Belegen erhalten, daß der Einblick, der uns hier in das Kunstschaffen
jener Zeit und in seine geistigen und materiellen Voraussetzungen gewährt wird, kaum
noch frischer und unmittelbarer sein könnte. Erhalten haben sich, schön geschrieben und
einzeln eingebunden, die Baurechnungen von 1746 —1767, und zwar mit allen Belegen.
Vorhanden sind ferners fast alle Kontrakte über Bau, Materiallieferung und über die ge-
samte Einrichtung und Ausstattung. Dann findet sich wertvolles einschlägiges Material in
den gleichzeitigen vollständig erhaltenen Protokollen des Domkapitels, des Konsistoriums
und des fürstlichen Hofrates. Das wichtigste Quellenmaterial aber enthält das „Diarium
über die Erbauung der hochfürstlichen Domkirche zu Brixen, in drey
Thaill abgetheilt“, ein handschriftliches Werk, das im Notfall sogar den größten Teil der
früher genannten Archivalien ersetzen könnte.

Das Diarium, bestehend aus drei umfangreichen Folianten, stammt von der Hand eines
Mitgliedes der Baukommission, des Brixnerischen Hofrates, Kammerdirektors und Archivarius
Leopold Peisser von Peissenau. Peisser, zumal in den ersten Jahren des Dombaues die
Seele der Baudeputation, war sowohl über den Inhalt aller Verhandlungen als auch über
den Verlauf der Bauarbeiten genauer unterrichtet als jeder andere. Und da er außerdem
auch noch die Neigung zu umständlicher Erzählung besaß, so war sicherlich niemand
geeigneter als er, die Geschichte des Dombaues der Nachwelt schriftlich zu überliefern.

Jahrbuch des kunsthist. Instituts des österreichischen Staatsdenkmalamtes 1920. 8
 
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