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Georg Sobotka f Johann Baptist Hagenauer
Büßerin, zieht er ein grobes Hemd an, dem hl. Petrus (Abb. 6), der nur bereut, läßt er das
Untergewand mit der Borte aus verschränkten Kreisen; sie trägt darüber ein Fell mit Zotten,
er einen Mantel mit Fransen. Der Boden hebt sich vor den beiden Knieenden wie ein
natürlicher Betstuhl, er ist getupft und gerauft wie die Walderde und Grasbüschel wachsen
hervor. Die kleinen Statuetten erinnern in ihrer Zierlichkeit und Wirklichkeitsverkleinerung an
Abb. 6 J. Hagenauer, hl. Petrus, Bleistatuette.
Wien, Kunsthistorisches Staatsmuseum.
die heimischen Krippenfiguren; als hätten diese nur auf ihr buntes Kleid verzichtet, um richtige
Kunst zu werden, Akademiekunst. Aber in der Tat erreicht ist dieses Ziel erst in der Pieta
des Staatsmuseums; hier hat Hagenauer den liebenswürdigen Kleinkram nicht aufwuchern
lassen, hier ist der Gedanke — inhaltlich und formal — Sieger geblieben. Es ist auch das
Werk, in dem er am meisten die Wiener Tradition aufgenommen hat (Abb. 7); es ist nicht
leicht, diese Arbeit stilistisch gegen die Arbeitsweise z. B. seines Mitschülers Dorfmeister
Georg Sobotka f Johann Baptist Hagenauer
Büßerin, zieht er ein grobes Hemd an, dem hl. Petrus (Abb. 6), der nur bereut, läßt er das
Untergewand mit der Borte aus verschränkten Kreisen; sie trägt darüber ein Fell mit Zotten,
er einen Mantel mit Fransen. Der Boden hebt sich vor den beiden Knieenden wie ein
natürlicher Betstuhl, er ist getupft und gerauft wie die Walderde und Grasbüschel wachsen
hervor. Die kleinen Statuetten erinnern in ihrer Zierlichkeit und Wirklichkeitsverkleinerung an
Abb. 6 J. Hagenauer, hl. Petrus, Bleistatuette.
Wien, Kunsthistorisches Staatsmuseum.
die heimischen Krippenfiguren; als hätten diese nur auf ihr buntes Kleid verzichtet, um richtige
Kunst zu werden, Akademiekunst. Aber in der Tat erreicht ist dieses Ziel erst in der Pieta
des Staatsmuseums; hier hat Hagenauer den liebenswürdigen Kleinkram nicht aufwuchern
lassen, hier ist der Gedanke — inhaltlich und formal — Sieger geblieben. Es ist auch das
Werk, in dem er am meisten die Wiener Tradition aufgenommen hat (Abb. 7); es ist nicht
leicht, diese Arbeit stilistisch gegen die Arbeitsweise z. B. seines Mitschülers Dorfmeister