Josef Weingartner Der Umbau des Brixner Domes im XVIII. Jahrhundert.
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Auch Peisser, der früher erklärt hatte, „dass von dem Delayischen Ris nit naglbrait
abzuweichen, von dem Föger ischen aber nichts herauszunemben oder darnach zu bauen
seye“45), war nun etwas umgestimmt. Er berief am nächsten Tage noch einmal Föger und
Delaya unmittelbar vor ihrer Abreise zu sich, um sie miteinander zu versöhnen. „Mithin
haben dieselbe sich in meiner Gegenwarth auch noch besser gegen einander sincerieret,
wie das Modell zu machen, was unterdessen zu arbeithen und wie ain und anderes Fögerisches
Project ohnschädlich des Haubtrises zu exequieren, wornach selbe ganz content abgereiset“46).
Am i. Juni wurde von der Deputation das unterdessen angekommene Holzmodell
Fögers geprüft, „welches dan in hegster Gegenwarth Seiner hochfürstl. Gnaden und einer
Anzahl geist-und weltlicher Standtspersohnen alle Aprobation ä potiori gefunden“47). Delaya,
Abb. 29 Fögersches Model), Chor und Querschiff.
der auch zugegen war, versuchte zwar noch einige Ausstellungen zu machen. Bei einem
von der Deputation am nächsten Tage angestellten Augenschein im Dome wurden aber
auch diese als unbegründet abgelehnt. „Und es hat geschinen,. das mann bei dem Modell
absolute verbleiben kunte.“
Föger hatte also über Delaya gesiegt. Sein Modell hat sich uns erhalten (Abb. 29 und 30)
und zwischen ihm und dem ausgeführten Bau besteht mit Ausnahme der Pilastermusterung'
und der im Dome fehlenden Stukkaturen kein Unterschied mehr. Die Neuerungen Fögers,
nämlich die dreiteiligen Fenstergruppen des Langhauses und der Querarme, die vermehrten
Pilastervorlagen, die Kurven im Gebälk und an den Fenstern, das Fehlen der Gewölbegurte,
atmen durchaus den Geist des süddeutschen Rokoko und stimmen mit dem überein, was
wir sonst um diese Zeit an deutschtirolischen Kirchen zu sehen gewohnt sind. Die Ge-
wölbegurte sollten wegfallen, um der Freskomalerei, die damals in Deutschtirol eine viel
45) Ebenda II, S. 74.
«) Ebenda II, S. 76 v.
47) Ebenda II, S. 95.
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Auch Peisser, der früher erklärt hatte, „dass von dem Delayischen Ris nit naglbrait
abzuweichen, von dem Föger ischen aber nichts herauszunemben oder darnach zu bauen
seye“45), war nun etwas umgestimmt. Er berief am nächsten Tage noch einmal Föger und
Delaya unmittelbar vor ihrer Abreise zu sich, um sie miteinander zu versöhnen. „Mithin
haben dieselbe sich in meiner Gegenwarth auch noch besser gegen einander sincerieret,
wie das Modell zu machen, was unterdessen zu arbeithen und wie ain und anderes Fögerisches
Project ohnschädlich des Haubtrises zu exequieren, wornach selbe ganz content abgereiset“46).
Am i. Juni wurde von der Deputation das unterdessen angekommene Holzmodell
Fögers geprüft, „welches dan in hegster Gegenwarth Seiner hochfürstl. Gnaden und einer
Anzahl geist-und weltlicher Standtspersohnen alle Aprobation ä potiori gefunden“47). Delaya,
Abb. 29 Fögersches Model), Chor und Querschiff.
der auch zugegen war, versuchte zwar noch einige Ausstellungen zu machen. Bei einem
von der Deputation am nächsten Tage angestellten Augenschein im Dome wurden aber
auch diese als unbegründet abgelehnt. „Und es hat geschinen,. das mann bei dem Modell
absolute verbleiben kunte.“
Föger hatte also über Delaya gesiegt. Sein Modell hat sich uns erhalten (Abb. 29 und 30)
und zwischen ihm und dem ausgeführten Bau besteht mit Ausnahme der Pilastermusterung'
und der im Dome fehlenden Stukkaturen kein Unterschied mehr. Die Neuerungen Fögers,
nämlich die dreiteiligen Fenstergruppen des Langhauses und der Querarme, die vermehrten
Pilastervorlagen, die Kurven im Gebälk und an den Fenstern, das Fehlen der Gewölbegurte,
atmen durchaus den Geist des süddeutschen Rokoko und stimmen mit dem überein, was
wir sonst um diese Zeit an deutschtirolischen Kirchen zu sehen gewohnt sind. Die Ge-
wölbegurte sollten wegfallen, um der Freskomalerei, die damals in Deutschtirol eine viel
45) Ebenda II, S. 74.
«) Ebenda II, S. 76 v.
47) Ebenda II, S. 95.