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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 14.1920(1922)

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Weingartner, Josef: Der Umbau des Brixner Domes im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.27699#0116
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Josef Weingartner Der Umbau des Brixner Domes im XVIII. Jahrhundert.

Abb. 45 Paul Troger: St. Cassian zerstört ein Götzenbild, Deckengemälde des s. Querarmes.

Präsident in Innsbruck und sein Neffe Graf Brandts und mit der Zeit kamen auch die
Canonici nach.

Die Figuren in der Sommersakristei wurden als zu groß befunden und manche meinten,
Troger habe sich damit die Mühe und Arbeitszeit abkürzen wollen. Doch Troger gegenüber
wurde diese Meinung sicher nicht laut, denn auch wegen der allzu gewagten und wirklich
mißlungenen Verkürzung des linken Fusses des hl. Rochus in der Anbetung des Lammes,
die allen sofort auffiel „wollte sich khainer gethrauen, disen delicaten und allzu kizlichen
Künstler, den Herrn Troger zur Rechenschaft zu ziehen“. Die meisten meinten, man könne
den Fuß einstweilen lassen, um zu hören, was die Kunstverständigen dazu sagen. „Und
wan doch der Fues verkünstelt sein solte, so khunte man nach Zeit und Jahren den Un-
costen machen und miteist eines leichten Gerists den Fues herunterpeckhen und darfür ein
klaines Wölckhl oder etwas anders hinaufmahlen, so aber alles allererst post mortem des
H. Trogers geschechen mieste, damit mann ihme bei Lebszeiten nit den Credit verderbe“S6).

Der mißglückte Fuß ist bis auf den heutigen Tag geblieben, und jeder kann sich
davon überzeugen, daß die Kritik der Zeitgenossen nicht unberechtigt war. Doch im
Figurengewirr des riesigen und heute etwas abgeblaßten Bildes kommt der Fehler wohl
selten einem Beschauer zum Bewußtsein. Der erwähnte Zwischenfall beweist aber neuer-

’) Ebenda III, 25 v. f.
 
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