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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 14.1920(1922)

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Weingartner, Josef: Der Umbau des Brixner Domes im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.27699#0117
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Josef Weingartner Der Umbau des Brixner Domes im XVIII. Jahrhundert.

I I

Abb. 46 Paul Troger: Scheinarchitektur, Gesamtansicht.

dings, welche Scheu man in Brixen hatte, Troger irgendwie zu verstimmen. Auch die
ungewöhnlich pünktliche Bezahlung der einzelnen Raten, für die das Geld vielfach auf-
geliehen werden mußte, und die Tatsache, daß bei der Schlußabrechnung weder die oben
erwähnten 100 fl. noch einige andere für Troger gemachten Extraausgaben erwähnt werden,
beweisen dasselbe. Und damit erledigt sich auch die Legende vom Canonicus, der Troger
beim Malen immer dreinredete und den er dafür von seiner unschönen Körperseite im
großen Langhausbilde porträtiert hätte. Eine besonders auffallende Figur gab hier wie
anderwärts (vgl. Geras) zu einer solchen Erfindung den Anlaß.

Abgesehen von den erwähnten Mängeln wurde aber das in drei Sommern vollendete
gewaltige Werk von allen Beschauern im höchsten Maße bewundert. Und seine Wirkung
im ersten Glanz der Farben, zumal im Chor, wo auch die Stuck- und Marmordekoration
vollendet war, muß tatsächlich ungewöhnlich groß gewesen sein. Eine kühn und geistvoll
ersonnene Scheinarchitektur wuchs über den wirklichen Pfeilern, Pilastern und Gebälken
weiter in die Höhe und gab der Decke, was ihr vorher fehlte, Leben und Gliederung.
In der Vierung diente demselben Zwecke eine Scheinkuppel, bei den figuralen Bildern
aber öffnete sich der begrenzte Raum und der Elick drang ins Blaue. Bei den Bildern

Jahrbuch des kunstbist, Institats des österreichischen Staatsdenkraalarates 1920.

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