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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 14.1920(1922)

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Weingartner, Josef: Der Umbau des Brixner Domes im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.27699#0118
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Josef Weingartner Der Umbau des Brixner Domes im XVIII. Jahrhundert.

I 14

Abb. 47 Paul Troger: Scheinarchitektur, Detail.

im Querschiff, von denen das rechte den hl. Cassian darstellt, wie er in freier Bergland-
schaft auf Sähen das Götzenbild zerstört, das linke denselben Heiligen vor einem Archi-
tekturhintergrunde als Lehrer zeigt, liegt in dieser Anordnung zwar ein logischer Wider-
spruch. In den großen Bildern des Chores und des Langhauses aber geht Form und
Gedanke prächtig zusammen. Das Auge des Betenden dringt aus dem Kirchenraum in die
Unendlichkeit des Himmels, wo im Chore Maria von der hl. Dreifaltigkeit empfangen
wird, im Langhause die Scharen der Heiligen um den Berg des Lammes kreisen. Das
grandiose Phantasiegebilde des Malers leiht so dem mystischen Gedanken, das im Gottes-
hause die Seele der Gläubigen bis zum Himmel empordringt, sinnfälligen Ausdruck und
hätte man dies noch verstanden, so würde man bei der Domrestaurierung am Ende des
XIX. Jhs. wohl schon aus religiösen Gründen die Architekturmalerei nie den heutigen
nüchternen Stukkaturen geopfert haben.

Unter den figuralen Darstellungen selber gehört zumal die Anbetung des Lammes in
Komposition, Bewegung und Affekt zum Gewaltigsten, was die barocke Deckenmalerei
auf deutschem Boden geschaffen hat (Abb. 47.) Im Engelkonzert über der Orgel entzückt
neben der sicheren Zeichnung auch die Lieblichkeit der Typen, und im Bilde des südlichen
 
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