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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 14.1920(1922)

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Bielohlawek, Karola: Schönbrunn: ein Beitrag zur Geschichte seines Baues und seiner formalen Erscheinung
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Karola Biet.OHI.awek Schönbrunn.

6o

ihrem Regierungsantritt in Angriff genommen und
eifrig betrieben. Denn in den eben zitierten Hof-
Staabs-Rechnungen (Ser. nov. 1762, fol. 567 verso
„Schloß Schönbrunn erbauung“) finden sich ferner
folgende Vermerke:

Vermög Int. dd= 30. May 1741. Zu reparirung des

Schloß Schönbrunn.. . 10.000 fl.

Dem Befelch dd= 3. Juny eod: Anno wegen auswechslung
deren quittungen.

Befelch dd= 25. febr. 1743. mittls wöchentlicher 1500!!.
Von dem geheimben Cainer Deputat, dan der erspabrung
von denen für die Spanische Familie, fisalitäten, und Berg-
stätterischen Bley-Conto, annoch 33000 fl. iezo gleich aber
zu bezahlen.12000 fl.

Int. dd= 25. July 1744. Zu erkauffung einiger Centen
Messing, Zinn und zur Hof-Capellen zu Schönbrunn 503,45 A-

einer Lobrede Gottscheds auf Wien beigegeben ist15),
die er am 12. Februar 1750 an der Universität Leipzig
hielt, einem Zeitpunkt also, der zwischen dem Um-
bauprojekt Pacassis und dem Gemälde Canalettos
gerade in der Mitte liegt, zeigt uns nämlich den
Bau Fischers von Erlach noch ganz intakt und un-
verändert, bloß die Durchfahrtshalle und die beiden
sich daran lehnenden Treppenläufe sind bereits aus-
geführt. Soweit dürfte demnach der Umbau des
Äußeren damals oder vielleicht auch schon etwas
früher gediehen gewesen sein, während die Adap-
tierung der oberen Geschosse noch der Ausführung
oder Vollendung harrte.

Wir möchten hier nur noch darauf aufmerksam
machen, daß die dem Nicolaischea Stiche16) ent-

Abb. 17 Alte Ansicht der Hofseite von Schönbrunn.
Stich aus Gottscheds Singularia Vindobonensia 1750.

P. P. Cameliter auf der Laimgrube. Int. dd= 9. Jan.
1745. wegen zu obigen Gebeu geliferten 12000 Züglen 72 fl.

Und vom 8. Oktober 1746 bis 19. April 1747
ist vom Vizedomamt zur Fortführung des Baues die
Summe von 102.000fl. verabfolgt worden. (Hofkammer-
archiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten, Lit.
S., Fase. ~.'j Jedenfalls aber ergibt sich aus diesen
spärlichen Nachrichten, daß die Bauarbeiten seit dem
Beginn der Vierzigerjahre im Gange waren, und zwar
mußten sie, wie der Neubau zu Anfang des Jahrhun-
derts und die Restaurierung unter Kaiser Franz, an
den einzelnen Gebäudeteilen nacheinander vor-
genommen worden sein, da im Juni 1742 ein Auf-
enthalt der Kaiserin in Schönbrunn in Aussicht ge-
nommen ist. (Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Oberst-
hofmeisterprotokolle 1742, folio 219 recto.)

Auch in dieser Frage kommt uns wieder eine alte
Abbildung des Schlosses zu Hilfe, die uns über die
Reihenfolge, in der die baulichen Abänderungen durch-
geführt wurden, Aufschluß gibt. Ein Stich (Abb. 17), der

sprechenden Pläne Pacassis vor ihrer Ausführung
noch eine ziemlich weitgehende Umarbeitung erfahren
haben. Denn nebst kleinen Abweichungen, wie einer
Schmucktafel am Hauptgesimse statt der Uhr an der
Bailustrade des Dachaufbaues, stimmt das Gemälde
Canalettos nach dem ausgeführten Bau in zwei sehr
wichtigen Punkten nicht mit dem Stiche überein.
Erstens nämlich sind hier die Rundbogenfenster auf
den Risalit des Mitteltraktes beschränkt, während
sie auf dem Bilde an dessen ganzer Front bis zu
den inneren Flankenrisaliten sich vorfinden. Dies

15) Singularia Vindobonensia nuper A.MDCCL. D. XII.
Mens. Februar, oratione solemni in auditorio philosoph.
Lipsiensi celebrata ab ord. pbilos. tum procanceilario Io.
Christ. Gottscliedio p. p. o. acad. reg. scient. Berol. et
inst. bon. sodali. Auf diese Schrift und Abbildung des
Schlosses wurde ich gleichfalls durch Prof. Dr. Dagobert
Frey aufmerksam gemacht.

16) Eine Abb. z. B. in der Österreichischen Kunst-
topographie, Bd. II, Tf. VII,
 
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