Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 4.1886

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Cameen und Modelle des XVI. Jahrhunderts
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5533#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2 Friedrich Kenner.

aber vollkommen mit diesem überein, auch in der Grösse, indem die Holzplatte ohne Rahmen 77 Cm.
Höhe und 5-5 Cm. Breite misst; der Unterschied der Höhe erklärt sich daraus, dass das Relief weiter nach
unten sich fortsetzt. Nach Herrgott hat dieses Holzschnitzwerk in Ambras als ein Werk von Albrecht
Dürer gegolten und durch die Vorzüglichkeit der Arbeit die Bezeichnung gerechtfertigt. Auch fügt er bei,
ein zweites ähnliches Holzbild befinde sich im »Thesaurus Archiducum Vindobonae«, ohne dasselbe in
Abbildung zu geben. Es ist unverkennbar, wenn man die Abbildung bei dem eben genannten Gewährs-
manne mit unserer Tafel vergleicht, dass ein Zusammenhang zwischen beiden Bildnissen besteht, dass
also, um vorläufig bei dieser uns hier nächstliegenden Folgerung stehen zu bleiben, das eine eine Wieder-
holung des anderen ist und beide, also auch das in Stein geschnittene, ursprünglich eine viereckige
Form hatten.

Die Originalplatte des letzteren scheint nun beschädigt und aus diesem Grunde das Relief aus ihr
herausgeschnitten worden zu sein, um auf eine neue runde Scheibe von g Cm. Durchmesser aus röthlichem
Solenhofener Stein aufgesetzt zu werden; man erkennt längs der Contouren noch heute deutlich die
Fuge. Auf die Scheibe wurde dann nach Art der Medaillen, aber vertieft, die Umschrift eingegraben:
CAES MAXIMIUANVS SEMPER AVG, unter dem Abschnitt: 1D16, d.i. i5i6, indem an zweiter Stelle das
römische Zahlzeichen für fünfhundert (d) anstatt der arabischen Ziffer (5) eingesetzt wurde. Die Wirkung
dieser Restauration war jedoch eine durchaus ungünstige, indem das in einen engen Raum componirte
Porträt sich auf der grossen Scheibe schlecht machte; auch die Umschrift ist keineswegs sauber eingegraben,
die vertieften Buchstaben stören mehr, als dass sie zur Verzierung dienten. Man suchte diesem Uebelstande
abzuhelfen, indem man das allzugrosse Feld um das Brustbild wieder einschränkte, und zwar so, dass man
den Rand, soweit die Umschrift reichte, mit einem silbernen, vergoldeten Streifen bedeckte und nun auf
diesen die gleiche Umschrift eingravirte, selbst den Charakter der Buchstabenformen genau copirend;
die Jahrzahl wurde nun richtig 15 16 geschrieben, dafür schlich sich ein anderer Fehler ein, indem der
Graveur MAXIMILIAVNVS schrieb; er Hess ursprünglich das N aus, schrieb statt dessen das nachfolgende V
und wiederholte dann die letzte Silbe nochmals. Ueber den Hut setzte man die Königskrone aus gleichem
Metalle wie der Rahmen ist und befestigte sie mit Stiftchen, die durch den Stein getrieben wurden; ihre
Bügel lenken für einen flüchtigen Anblick die Aufmerksamkeit von dem Schreibfehler ab, doch war es
sehr wahrscheinlich nicht die Absicht, diesen zu verdecken, welche die eigenthümliche Verbindung der
Krone mit der bequemen Tracht, in der sich der Kaiser seit i5o8 zumeist abbilden liess, veranlasste,
sondern das Bestreben, dem Bildwerke einen Schmuck beizufügen.1 Die Zwischenräume der Inschrift füllte
man mit Laubzügen aus und fasste endlich das Ganze in einen nach einfachem Profile gegliederten
vergoldeten Silberreif. Durch diese Procedur hat die Wirkung des Reliefs bedeutend gewonnen, der erhöhte
Metallrand schliesst das Bildniss genauer ab, lässt den Grund tiefer erscheinen und vermehrt die plastische
Wirkung der Arbeit; die lichte Metallfarbe stimmt trefflich zu den matten Tönen des Steines, endlich ist
die Gravirung der Inschrift in die Tiefe dem Metalle entsprechender als dem Steine, auf dem sie vordem
stand, und belebt den Rahmen in angenehmer Weise.

Auch die leere Rückseite verkleidete man damals mit einer leicht convex gebogenen Platte aus
dünnem, in Feuer vergoldetem Silber. Sie zeigt in Gravüre den Kaiser zu Pferde, von der linken Seite
gesehen, in voller Rüstung. Auf dem burgundischen Helme, dessen Visir offen ist, sieht man eine Krone
mit abfallender Helmdecke. Der Harnisch hat eine Kugelbrust mit dem Vliessorden, geschobene Achseln
mit Brechrändern, am Rücken einen angenestelten Gefässschurz und am Beinzeuge Stumpfschuhe, soge-
nannte Ochsenmäuler, wie sie i516 bis 1518 aufkamen. Das Schwert ist mittelst Riemen an den Leib
geschnürt. Die Pferderüstung zeigt eine mit Stachel und Augendächern versehene Rossstime, oben mit
einer Krone geschmückt, darüber nach Art eines Cimiers einen gekrönten Greif; der Kanz ist mittelst
Schuppenbändern befestigt, der Fürbug mit dem österreichischen Bindenschild, das Gelieger mit dem

1 In Nagler's Monogrammisten, V, S. 34, Nr. 191, ist ein Gemälde aus Augsburg erwähnt, welches den Kaiser mit
grauem Haupthaar, Pelzmantel über dem Harnisch und einer grauen, grün gefütterten Kappe mit der Krone auf dem Haupte
darstellt.
 
Annotationen