Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 4.1886

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Cameen und Modelle des XVI. Jahrhunderts
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5533#0029
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2 2 Friedrich Kenner.

Erzherzog Maximilian,

Hoch- und Deutschmeister.

(Angeblich.)
Taf. III, 5.

Büste von rechts mit kurzem Haupthaar und Vollbart, über dem rechten Auge eine Warze, in reich
geziertem Harnisch, an dessen Halsberg eine Krause hervorragt. Am Abschnitte in erhabenen und polirten
Buchstaben: C D F

Chalcedon, die hie und da ins Röthliche spielende weisse Oberlage opak, der Grund fast durchsichtig.
Ein aus der Oberlage geschnittener Stab umrahmt das Bild. Die Rückseite ist hohl geschliffen, nur die
beiläufige Figur der Büste ist dicker belassen.

Die Fassung besteht aus einem einfachen glatten Goldreif mit Oehr. Mit dieser 4-3 Cm. hoch,
2-i Cm. breit.

Arneth, Cinquecento-Cameen, p. 68.

Erzherzog Maximilian, ein Sohn des Kaisers Maximilian IL, geboren 1 558, wurde 1 585 Coadjutor
des Hochmeisters des deutschen Ordens — er war der erste Coadjutor, den der Orden kennt — und 1590
Hochmeister. Erstarb 1618.'

Die Beziehung unseres Camees auf diesen Fürsten ist nicht sicher. Sie basirt auf einer allgemeinen
Aehnlichkeit mit dem Brustbilde, wie es auf den Thalern erscheint, die er als Hochmeister und als Statt-
halter von Tirol schlug. Allein man muss gestehen, dass die Aehnlichkeit nicht überzeugend ist. Wenn
wir nach dem Brustbild auf dem Steine schliessen müssen, dass der Dargestellte ungefähr im 40. Lebens-
jahre stand, als das Porträt gearbeitet wurde, und damit die Thaler vergleichen, welche den Erzherzog in
diesem Lebensalter abbilden, so fehlen die charakteristischen Züge des Letzteren; man kann auch nicht
zugeben, dass der Meister C D das Bildniss so wenig geschickt zu treffen gewusst habe. Nicht minder ist
zu beachten, dass das Deutsch-Ordenskreuz auf dem Brustbilde unseres Camees fehlt, während es der
Erzherzog auf allen seinen Münzen, die er als Hochmeister schlagen Hess, trägt. Ebenso fehlt das goldene
Vliess, das sich auf seinen Tiroler Münzen zeigt.

Es ist zu vermuthen und durch eine handschriftliche Bemerkung Arneths in einem älteren Inventare
zu erweisen, dass ein wichtiger Grund für ihn die Buchstaben C D F am Abschnitte waren. Auf mehreren
Tiroler Münzen des Erzherzogs aus den Jahren 1614 bis 1617 erscheinen Buchstaben, welche für C-D
gehalten wurden, richtig aber C • O gelesen werden und den Münzmeister Christoph Oerber bezeichnen,
der eben damals die Münzstätte von Hall in Tirol leitete. Wie die Siglen G D F aufzulösen seien, ver-
mag ich nicht anzugeben, und so lange diese nicht enträthselt sind, wird, fürchte ich, eine sichere Zuweisung
des Porträts nicht möglich sein. Nach der zwar sorgfältigen, aber etwas trockenen und kleinlichen Durch-
führung und nach der Angabe jener Buchstaben in erhabener Arbeit und mit Polirung scheint mir der
Stein viel zu jung zu sein, um dem XVI. Jahrhundert mit Sicherheit zugeschrieben zu werden.

Frauenporträt.

Taf. III, 6.

Brustbild, dem Beschauer die rechte Seite zuwendend, das gelockte Haar aufgebunden und mit
Perlenschnüren durchzogen, um den Hals eine Krause; der über das Kleid gelegte Mantel ist auf der
Achsel befestigt und in reiche Falten gelegt.

Onyx mit drei Lagen, die untere grau mit einem lichten Flecke am Kinne, die mittlere, für Incarnat,
Haare und Krause verwendete weiss, die Oberlage schwarzbraun; Theile der Perlen und der Krause reichen
in sie hinein. 2-5 Cm. hoch, 17 Cm. breit. Die Fassung besteht aus einer goldenen, allseitig geschlossenen

Vergl. darüber P. Beda Dudik, Des hohen deutschen Ritterordens Münzsammlung, S. 173 f.
 
Annotationen