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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 4.1886

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Über einige Jagdwaffen und Jagdgeräthe, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5533#0082
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Uebcr einige Jagdwaffen und Jagdgeräthe.

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Ein weiteres, zwar gleichfalls unbezeichnetes, der Zeichnung und Technik nach aber unzweifelhaft
Altenstetter angehörendes Werk ist erst vor Kurzem bekannt geworden. Es ist ein Pocal aus emaillirtera
Silber in schöner, vergoldeter Fassung, welcher sich im Schatze des Fürsten Essterhäzy im Schlosse
Forchtenstein (Frakno) in Ungarn befindet. Er war in der Ausstellung von Goldschmiedearbeiten 1884
in Budapest zu sehen und findet sich in einer getreuen Abbildung in dem über diese Ausstellung 1885
erschienenen Werke: » Chefs d'oeuvre d'orfevrerie ayant figure ä l'exposition de Budapest. Paris.«

Unter die bisher bekannten Werke David Altenstetters reiht sich nun ein neues, das hier beschriebene
Gewehr ein. Die gleichartige Form des Monogramms mit jenem am Pommer'schen Kunstschreine lässt
vermuthen, dass wir damit eine spätere Arbeit dieses Künstlers, etwa um das Jahr 1610 gefertigt, vor uns
haben. Die Darstellung der Victoria, umgeben von türkischen Gefangenen, deutet auf Kaiser Rudolf II.
Auf einem doppelseitigen Wachsbilde, das in den kunsthistorischen Museen des österreichischen Kaiser-
hauses bewahrt wird, ist auf dem Avers Kaiser Rudolf IL, auf dem Revers aber die Siegesgöttin mit Tro-
phäen und türkischen Gefangenen in ganz gleicher Anordnung, wenn auch nicht gleicher Detailcomposition,
dargestellt; auf letzterer liest man die Beischrift: VICTORIA ■ DAGICA.

Diese zu der angegebenen Zeit nur auf Kaiser Rudolf zu beziehende Allegorie lässt mit ziemlicher
Sicherheit vermuthen, dass der vorliegende Gegenstand für diesen Monarchen gefertigt wurde und aus der
Kunstkammer zu Prag stammt, wenngleich die Inventare, in welchen die Gewehre nur übersichtlich und
summarisch angeführt werden, über denselben keine bestimmte Auskunft geben.

Nebst der Ausstattung des Gewehres mit den unvergleichlichen Emails ist die schöne und stil-
volle Zeichnung und vortreffliche Ausführung der Eisenschnitt-Arbeiten hervorzuheben. Die Waffen-
sammlung bewahrt ausser diesem noch zwei Gewehre, an welchem der Eisenschnitt unzweifelhaft der-
selben Hand entstammt; leider vermissen wir an allen ein Monogramm, wodurch es möglich wäre, den
Namen des überaus geschickten Kunsthandwerkers zu eruiren.

Das vorbeschriebene Gewehr ist bezüglich seiner früheren Bewahrungsorte nur bis in die Mitte des
vorigen Jahrhunderts zu verfolgen. Am 18. Februar 1766 wurde es mit einer Anzahl anderer Waffenstücke
von der Schatzkammer des österreichischen Kaiserhauses an die k. k. Hof-Jagdkammer übergeben. In dem
bezüglichen Uebergabsacte heisst es darüber:

» Ein gezogenes Rohr mit einem Verschnittenen Schafft, die Montierung von Silber, auch theils ver-
gold mit färben eingelassen.

» Ein Pulver Flaschel, theils vergold, theils mit färben eingelassen.

» Ein Spanner von Stahl.«

(Fortsetzung folgt.)
 
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