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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 4.1886

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
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Laschitzer, Simon: Die Heiligen aus der "Sipp-, Mag- und Schwägerschaft" des Kaisers Maximilian I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5533#0084
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Die Heiligen aus der »Sipp-, Mag- und Schwägerschaft« des Kaisers Maximilian I.

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bibliographisch-antiquarische Frage. Darnach wird es sich zunächst darum handeln, klarzulegen, wer die
genealogische Zugehörigkeit der einzelnen Heiligen zum Geschlechte der Habsburger nachgewiesen und
wer im Zusammenhange damit das historische und legendarische Material herbeigeschafft habe, das dann
bei der Herstellung der bildlichen Darstellungen als nothwendige Grundlage dienen konnte. Auch die
ikonographische Seite wird man dabei in Betracht ziehen müssen. Ferner wird festzustellen sein, wem die
künstlerische Ausführung übergeben wurde, ob ein oder mehrere Künstler und welche an dem Werke
gearbeitet haben. Und endlich wird man noch die Frage zu beantworten haben, ob alte Drucke vorkommen
und in welchen Ausgaben, wann diese entstanden seien und wie sie sich unterscheiden. In Hinsicht auf
diese drei Hauptfragen wird auch die folgende Abhandlung in drei dementsprechende Theile sich gliedern,
von welchen dieser Band jedoch nur den ersten Theil enthalten wird zugleich mit der Ausgabe von hundert
Abdrücken von den Original-Holzstöcken der Heiligen. Die beiden anderen Theile mit dem Reste der Ab-
bildungen werden im nächsten Bande folgen.1

I.

Seit Theodor Herberger in seiner verdienstvollen Arbeit »Conrad Peutinger in seinem Verhältnisse
zum Kaiser Maximilian (Augsburg, 1851)« p. 33, Note 104, ein Schreiben veröffentlicht hatte, welches
Dr. Sebastian Brant, der berühmte Verfasser des Narrenschiffes, von seinen Studien über die Heiligen aus
dem Geschlechte des Kaisers Maximilian am 17. December 1517 an den kaiserlichen Rath und Schatz-
meister Jacob Villinger gerichtet haben soll, wurde dieser allgemein als der Mann betrachtet, der den
genealogischen und legendarischen Theil der Heiligen bearbeitet habe. Doch kann der Sachverhalt unmög-
lich so liegen. In den Brief selbst, der allem Anscheine nach nur in einer Copie erhalten sein dürfte, habe
ich zwar nicht Einsicht nehmen können, allein dessen Inhalt ist derart, dass ihn nur Dr. Jacob Mennel, der
auch sonst nachweisbar mit den Heiligen sich beschäftigte, geschrieben haben kann. Den Beweis dafür
werde ich später erbringen, wenn ich das von diesem über den vorliegenden Gegenstand erhaltene Material
besprochen haben werde. Das von Peutingers Hand auf der Rückseite des Briefes geschriebene Wort
»Mendl« kann sich demnach nicht auf den Inhalt, sondern nur auf den Schreiber desselben »Mennel«
beziehen.2

Die Wiener k. k. Hofbibliothek bewahrt drei auf die habsburgischen Heiligen bezügliche Werke in
Manuscript. Sie enthalten sämmtlich mehr oder weniger ausführliche Legenden derselben. Das erste
Manuscript3 ist theils in Concept-, theils in Reinschrift geschrieben. Als Ganzes betrachtet ist es nichts
Anderes als das vollständige Concept für das zweite Werk. Nimmt man aber die Reinschrift für sich, so ist
uns in derselben eine erste Redaction der Legenden unserer Heiligen erhalten. Allein sie waren, wie aus
der Vorrede* hervorgeht, nicht als ein selbstständiges, in sich abgeschlossenes Werk gedacht, sondern sie

1 Die Vorstände der öffentlichen Sammlungen, sowie die Besitzer von Privatsaramlungen würden die Redaction dieses
Jahrbuches zu besonderem Danke verpflichten, wenn sie die Güte hätten, ihr über das Vorhandensein alter, guterhaltener Drucke
von jenen Heiligen freundliche Mittheilung zu machen, welche in der Bartsch'schen Ausgabe fehlen. Es sind dies einerseits jene
drei Heiligen, von welchen die erhaltenen Holzstöcke bereits so beschädigt sind, dass Abdrücke davon nur sehr schwer gemacht
werden könnten, als: 1. S. Aldegundis, 2. S. Cleodolfus und 3. wahrscheinlich S. Liphardus (der Heilige im Priestergewande
reicht einem im Bette liegenden Könige das letzte Abendmahl), und andererseits jene drei Heiligen, von welchen die Holzstöcke
gleich jenen von S. Aldedrudis und S. Waldedrudis wahrscheinlich ebenfalls verloren gegangen sind, als: 1. S. Nothburga,
2. S. Karolomannus und 3. S. Drogo.

2 Diese Form des Namens findet sich auch sonst gleichzeitig. Vergl. Jahrbuch, Bd. II, p. CXVI, Regest Nr. 1G35.

3 Cod. Nr. 8994. Vergl. Chmel, Die Handschriften der k. k. Hofbibliothek, Bd. I (Wien, 1840), p. 12, Nr. III.

4 Fol. 20: Das fumfft unnd letzt buch diser fürstlichen Cronick darinn ich meiner anfennglichen tayllung nach fur-
genomen hab, zelob unnd eer dem allmechtigen ettlich geschichten der ausserwelten himelsfürsten unnd fürstin, so dem hoch-
löblichen geschlecht Habspurg mit freunntschafft venvanndt sind, zebeschreiben. Dieweil aber in solicher beschreibung nit
allweg möglich der lynigen nachzekomen, angesehen das vil lieber haiigen seind, in dis freunntschafft gehören, dero altfordern
der linigen nach mir verborgen oder villeicht sunnst unnot zebestimen, darumb so stell ich dis buch auff zwen thayl. Im ersten
werden kurtzlich ingefürt legennden der haiigen, die im ersten auch andern unnd dritten buch der linigen nach angezaigt seind
unnd hat . . titul; im anndern legennden der haylgen, die in dem vierden buch nit der lynien sonnder nach den geschlechten,
 
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