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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 4.1886

DOI Heft:
II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Boeheim, Wendelin: Urkunden und Regesten aus dem Stadt-Archive zu Wiener-Neustadt, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5533#0406
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URKUNDEN UND REGESTEN

AUS DEM

STADT-ARCHIVE ZU WIENER-NEUSTADT

HERAUSGEGEBEN VON

WENDELIN BOEHEIM.

Vorbemerkung.

Die zeitweilige Anwesenheit der österreichischen
Fürsten in Neustadt hatte schon unter Herzog Leo-
pold III. ansehnliche Künstler und Kunsthandwerker in
diese Stadt gebogen, aber erst gegen die Mitte des
i5. Jahrhunderts, als Neustadt die dauernde Residenz,
der Lieblingsauf enthalt Kaiser Friedrichs III. und Ma-
ximilians I. geworden war, da \ogen, theils von den
Kaisern berufen, theils aus eigenerWahl, kunstreiche Mei-
ster und Gesellen in grösserer Zahl nach Neustadt und
fanden dort unter zahlreichem Adel am Hofe und einem
wohlhabenden Bürgerthum Schutz und reichlohnende
Arbeit. Es bedarf nicht des Zeugnisses eines Aeneas
Sylvius, eines Bonfin, um dar^uthun, dass Neustadt in
jener Zeitspanne eine Stätte der Kunst von Bedeutung ge-
wesen war, und dass daselbst Künstler gelebt und gewirkt
haben, die kräftig in die Kunstbewegung ihrer Zeit ein-
griffen. Schon vom iy. Jahrhundert und bis an den Beginn
des 16. war in Neustadt eine Münzstätte; die zahlreichen
herrlichen Siegel aus jener Periode geben den Beweis
der hohen Entwicklung der Siegelschneidekunst, die un-
vergleichlich schotten Denkmäler der Baukunst und Sculp-
tur, welche noch zur Stunde erhalten geblieben sind,
zeugen von der künstlerischen Schaffenskraft ihrer Mei-
ster. Die Tafel- und Glasmalerei, zunächst im i5. Jahr-
hundert, fand hier eine vorzügliche Pflege, vor Allem
aber blühte hier die Goldschmiedekunst, deren Bedeutung
in jener Periode uns erst klarer wird, je näher wir die
Wege verfolgen, welche die Kunst in Oesterreich ge-
nommen hat.

Bei den Bestrebungen, die Kunstgeschichte Oester-
reichs in ihren Quellen zu verfolgen und den An-
theil der Fürsten an der Entwicklung der Kunst aus

Urkunden zu erweisen,

wurde das Materiale aus

communalen Archiven nicht ausser Augen gelassen,

aus diesem Grunde wurde auch zunächst die Durch-
forschung des Stadt-Archives von Wiener-Neustadt in
Angriff genommen, deren Ergebniss hier vorliegt, zu
dessen Beurtheilung ich jedoch einige Worte voranzu-
senden mir erlaube: Das kunstgeschichtliche Materiale,
das hier aus einem bürgerlichen Gemeinwesen zu Tage
tritt, hat einen von jenem ganz verschiedenen Charakter,
das uns aus Archiven des Staates geboten wird. Weist
hier fast jede Stelle auf geschaffene Werke der Meister
hin, auf namhafte Summen, die von den Fürsten der
Kunst gewidmet wurden, so ergibt dort das Materiale
Zumeist nur Daten über die äusserlichen Lebensverhält-
nisse der daselbst wirkenden Meister. Es bildet somit
das Materiale aus communalem Gebiete gewisser-
massen eine Ergänzung von jenem, das uns aus höfischer
Sphäre geschöpft vor Augen tritt; zur richtigen Dar-
stellung des Lebens und Wirkens, der Bedeutung der
Meister kann es nur im Zusammenhange mit diesen
beurtheilt werden und nur in dieser Art ihren Werth
äussern.

In der Wiedergabe der Urkunden und der Fassung
der Regesten habe ich es vermieden, irgend welche sub-
jective Bemerkungen beizufügen in der Ueberzeugung,
dass derartige Bemühungen, vor dem Abschlüsse der
Erforschung des gesammten archivalischen Materiales
nur Einseitiges zu Tage fördern würden. Nur in
einigen Fällen habe ich mir erlaubt, wo untrügliche
Anzeicheti vorhanden waren, anmerkungsweise auf
einen bestimmten erwähnten Gegenstand hinzuweisen,
der in Beziehungen zu einem oder dem anderen
Meister steht, oder bei einzelnen Baulichkeiten kurze
erklärende Noten anzufügen, dieses lediglich, um den
Leser zu Orientiren, der mit der Oertlichkeit weniger
vertraut ist.
 
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