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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 4.1886

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I. Theil: Abhandlungen
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Laschitzer, Simon: Die Heiligen aus der "Sipp-, Mag- und Schwägerschaft" des Kaisers Maximilian I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5533#0094
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Die Heiligen aus der »Sipp-, Mag- und Schwägerschaft« des Kaisers Maximilian I. 8l

wenigstens dazu beigetragen haben, dass der König ihn nun mit einer noch umfassenderen Aufgabe betraute.
Unter den Werken, deren Abfassung von ihm in Aussicht genommen war, finden wir auch die Stamm-
chronik, seines Geschlechtes verzeichnet.' Mennel erhielt nun den Auftrag, an die Ausarbeitung derselben
zu schreiten. Dass er damit implicite auch die Genealogie der Habsburger weiter zu verfolgen hatte, ist
sicher. Inwieweit aber sein Antheil an der in der Burgkmair'schen Holzschnittfolge zum Ausdrucke gelangten
endgiltigen Aufstellung derselben reichte, bedarf noch einer genaueren Untersuchung. Soweit ich bis jetzt
das vorhandene Quellenmaterial hiezu überblicken kann, war derselbe, wenn auch nicht der allein mass-
gebende, so doch kein geringer.2

Mennel nahm die ihm übertragene Mission sehr gewissenhaft und ernst. Durch Sammlung alles
erreichbaren historischen Quellenmateriales wollte er dem Werke eine feste Grundlage geben. Zu dem
Behufe unternahm er ausgedehnte Reisen. Er durchwanderte einen grossen Theil von Oesterreich,3 Deutsch-
land, den Niederlanden, Frankreich, der Schweiz und Oberitalien, durchsuchte daselbst eine grosse Anzahl
der Kloster- und Stiftsbibliotheken und Archive, forschte nach Kirchen- und Grabinschriften und entzifferte
dieselben, überall nach Nachrichten über das habsburgische Geschlecht, dessen Ursprung und weitere
Ausbreitung suchend.-' Der Kaiser unterstützte ihn durch besondere Empfehlungen. Er ertheilte auch den
ihm unterstehenden Archivsaufsehern stricte Befehle, demselben sämmtliche auf sein Geschlecht bezügliche
Urkunden und Manuscripte auszuliefern und nichts vorzuenthalten. So empfiehlt er ihn durch ein Schrei-
ben vom 3i. Mai i5io an seine Tochter Margaretha, der Statthalterin der Niederlande, sie möge ihn bei
seinen Forschungen in Haspres und Poligny kräftigst unterstützen lassen,5 Durch fünf Jahre war er so auf
Reisen.6 Wieder in die Heimat nach Freiburg zurückgekehrt, machte er sich sogleich an die Verarbeitung
des gesammelten Materiales.

Inzwischen aber verfasste er ein anderes kleineres Werkchen, dem er den Titel »Kayserart« gab. Es
sollte dem Erzherzog Carl, dem es auch gewidmet ist, zum Gebrauche dienen. Es ist eine chronologische
Tafel der römischen Kaiser von Julius Caesar bis auf Kaiser Maximilian I. mit Angabe des Regierungs-
antrittes, der Regierungsdauer, des Charakters, der Todesart und einiger wichtiger Ereignisse während
einer jeden Regierung. Am 4. April r 513 war es vollendet.? In der Vorrede8 zu diesem Werke beruft er

Geschlechter (Fol. 22 — 34') bildet ein selbständiges, für sich abgeschlossenes Werk, dessen Concept uns eben in diesem Codex
vorliegt. Der Titel (Fol. 22), theils in Concept, theils in Reinschrift geschrieben, lautet: Ad gloriosissimum invictissimumque
Maximilianum Romanorum cesarem, archiducem Austrie, ducem Schweuie et comitem Habsburgensem Jacobi Mennel artium
Jiberalium et juris canonici doctoris Cronica domus Austrie et comitum de Habsburg, landgraviorum Allsatie ab originali eorum
prineipio usque ad annos de incarnatione domini XVCVII ex divi Maximiliani Romanorum cesaris mandato quam fidelissime
construeta.

1 Wir haben davon Kenntniss durch die Aufzeichnungen Marx Treytzsaurweins aus den Jahren 1508—1513. Vergl.
Cod. der k. k. Hofbibliothek Nr. 2900, Chmel, a. a. O., Bd. II, p. 458, Nr. 368 und Cod. Nr. 8237.

2 Dass auch der Kaiser selbst an diesen Studien sich betheiligte und mit Mennel öfters gemeinschaftlich arbeitete,
berichtet uns Fugger. Vergl. Harzen, Maximilian des Ersten Stammbaum und dessen » Zotende Mendl« im Deutschen Kunst-
blatt, V. Jahrgang (1854), p. 238.

3 Als der Kaiser Jacob Mennel im Jahre 1509 auffordern Hess, mit den » Cronicken « auf den nächsten Reichstag nach
Worms zu kommen, meldete ihm die Stadt Freiburg (am Dienstag nach Quasimodo), dass dies unmöglich sei, weil Mennel
gerade nach Oesterreich verreist sei. Missiv.-Buch der Stadt Freiburg. Notiz daraus in der Zeitschrift für die Geschichte des
Oberrheins, Bd. 17 (Karlsruhe 1865), p. 254.

4 Birken , Fuggers Spiegel der Ehren des Erzhauses Oesterreich (Nürnberg 1668), p. 9 und 1371. Man vergleiche auch
Mennels verschiedene Vor- und Schlussreden zu seinen Werken. Ausserdem erhellt seine persönliche Anwesenheit an vielen
bestimmten Orten aus seinen eigenen Worten an verschiedenen Stellen seiner Werke, indem er öfters ausdrücklich bemerkt,
dass er da und dort selbst gewesen oder das und jenes selbst gesehen habe.

5 Le Glay, Correspondance de l'empereur Maximilian Kr et de Marguerite d'Autriche, Bd. I, p. 277, Nr. 210.

6 Birken, a. a. O., p. 9.

7 Cod. der k. k. Hofbibliothek Nr. 8786.

8 Fol. 1—4: An den aller edelsten durchleuchtigisten Fürsten und herren herr Karlin zukunftigen kunig in Castilia ertz-
hti tzogen zu Osterreich unnd hertzogen zu Burgundi etc. in dis gegenwirtig tafel Kayserart Doctor Jacoben Mennels vorred.

Vorred.
Als ich dann o aller edelster jungling nach anzaigung meiner vorred Fürstlicher Cronick genant Kayser Maximilians
geburtspiegel mich anfenglich aigner bewegnung und nachmals auf befelh in erfarung desselbenn hochloblichen geschlechts
Ursprung unnd harkomen sampt den mereklichenn geschichten unnd thaten ettwa lang zeyt geübt hab unnd zu letst in weyten

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