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Simon Laschitzer.
nicht gemangelt. Im Gedenkbuche von circa i5o6—i5o8 merkt er sich an: »Item es ist ainer zu Hageno,
der will umbreyten in der cronik und doctor Stabius ist auch ainer,« und an einer andern Stelle: »Item
den probst von Nuerenberg an die sach mit coronica und Theurdank.«1 Schliesslich hat sich der Kaiser
für Dr. Jacob Mennel entschieden. Denn nachdem er zum königlichen Rathe ernannt worden war, sehen
wir ihn hauptsächlich mit der Erforschung der Geschichte der Habsburger beschäftigt. Auf Befehl und nach
den Instructionen des Kaisers arbeitet er durch eine lange Reihe von Jahren hindurch an dessen Stamm-
chronik. Erst zu Beginn des Jahres i 518 kann er das Werk, dem er den Titel: »Die fürstliche Chronik
Kaiser Maximilians genannt Geburtspiegel« gegeben hatte, dem Kaiser endgiltig vollendet in die Hände
legen. Das Nähere darüber und über die Geschichte der Abfassung desselben habe ich bereits in meiner
Abhandlung »Die Heiligen aus der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft des Kaisers Maximilian I.« (Jahrbuch,
IV, p. 74—76, 78, 81—82) mitgetheilt. Hier sei nur noch nachträglich der Inhalt des Werkes, der noch
nirgends eingehender specialisirt erscheint,2 etwas genauer dargelegt, da in ihm die sämmtlichen Resultate
der Forschungen über das Geschlecht der Habsburger, welche durch Kaiser Maximilian I. betrieben und
veranlasst worden waren, niedergelegt sind. Dieses Werk bildet so den Gipfelpunkt der Maximilianeischen
Geschichtschreibung und wäre werth, einer eingehenderen Untersuchung einerseits nach seinem allgemeinen
historischen Werth und andererseits nach der Stellung, die es in der Geschichtliteratur jener Zeit überhaupt
einnimmt, unterzogen zu werden. Gerade in letzterer Beziehung dürfte es von nicht unerheblicher Bedeutung
sein, da es eben keine einfache Compilation, sondern eine vollständige Verarbeitung von sehr mannigfaltigem
und sehr reichhaltigem Quellenmaterial ist. Ich muss mich hier nur begnügen, die Fachleute auf dasselbe
besonders aufmerksam gemacht zu haben.
Das ganze Werk gliedert sich in fünf Bücher. Dem ersten Buche (Codex der k. k. Hofbibliothek in
Wien Nr. 3072*) geht voraus: 1. eine Vorrede, 2. eine kurze Inhaltsangabe der fünf Bücher und 3. eine
theils namentliche, theils summarische Aufzählung der benützten Quellen. Der Inhalt des ersten Buches
selbst ist in neun Titel abgetheilt. In den ersten drei Titeln wird die Geschichte Troias, mit Dardanus
beginnend, bis auf Priamus und Hektor, das ist bis zur Zerstörung durch die Griechen, erzählt. Der vierte
Titel handelt von dem troianischen Ursprung der Römer und Franken und bringt zugleich die älteste
Geschichte der ersteren in einem kurzen Umrisse. Im fünften Titel werden die Auseinandersetzungen über
den Ursprung der Franken fortgesetzt und im sechsten Titel die widersprechenden Nachrichten über
dieselben zu vereinen gesucht. Der siebente Titel enthält den directen Stammbaum der Habsburger von
Hektor von Troia bis auf Karl V. Dieser wird noch ein zweitesmal (Fol. 44—66), die Namen in runde
Scheiben, die durch eine eiserne Kette zusammengehängt sind, auf gemalte Bäume gestellt, vorgeführt.
Links davon sind in gleicher Weise, an einer goldenen Kette hängend, die Namen der gleichzeitigen jüdi-
schen Könige von Boos bis auf Christus und von Christus an die Namen der Päpste in runden Scheiben
eingeschrieben und ebenso rechts, an einer silbernen Kette hängend, Eneas mit seinen Nachkommen, den
römischen Königen, während der Zeit der römischen Republik die verschiedenen Aemter, dann die Namen
der römischen und griechischen und endlich die der deutschen Kaiser. Der diesem Stammbaume voraus-
gehende achte und der ihm nachfolgende neunte Titel enthalten eine Erklärung des Arrangements dieses
Stammbaumes und der ihn begleitenden synchronistischen Reihen.
Das zweite Buch (Codex der k. k. Hofbibliothek in Wien Nr. 3073) ist in zwölf Theile, resp. Stamm-
bäume getheilt. In den vierzehn Titeln des ersten Baumes wird die Geschichte der directen habsburgischen
Linie vom Merowingerkönig Clodwig bis auf Ottpert, den ersten Grafen von Habsburg, erzählt und ihre
Descendenz dargelegt. Der zweite Baum setzt in sieben Titeln die Geschichte der directen Linie bis auf den
Grafen Luitfrid fort, über dessen Nachkommenschaft im folgenden Baume berichtet und zugleich gezeigt
wird, wie durch die Heirat der Enkelin des Grafen Luitfrid, Hedwig, mit dem Könige Rudolf von Burgund
dieses Königsgeschlecht mit dem habsburgischen sich verbunden habe. Der vierte Baum legt in sechs
1 Hormayr, Taschenbuch, V. Jahrgang (Wien 1824), p. 44 und 71.
2 Bisher am ausführlichsten ist das Werk beschrieben bei Ghmel, Die Handschriften der k. k. Hofbibliothek in Wien,
Band I (Wien 1840), p. I—4. Man vergleiche dazu auch meine oben citirte Abhandlung.
Simon Laschitzer.
nicht gemangelt. Im Gedenkbuche von circa i5o6—i5o8 merkt er sich an: »Item es ist ainer zu Hageno,
der will umbreyten in der cronik und doctor Stabius ist auch ainer,« und an einer andern Stelle: »Item
den probst von Nuerenberg an die sach mit coronica und Theurdank.«1 Schliesslich hat sich der Kaiser
für Dr. Jacob Mennel entschieden. Denn nachdem er zum königlichen Rathe ernannt worden war, sehen
wir ihn hauptsächlich mit der Erforschung der Geschichte der Habsburger beschäftigt. Auf Befehl und nach
den Instructionen des Kaisers arbeitet er durch eine lange Reihe von Jahren hindurch an dessen Stamm-
chronik. Erst zu Beginn des Jahres i 518 kann er das Werk, dem er den Titel: »Die fürstliche Chronik
Kaiser Maximilians genannt Geburtspiegel« gegeben hatte, dem Kaiser endgiltig vollendet in die Hände
legen. Das Nähere darüber und über die Geschichte der Abfassung desselben habe ich bereits in meiner
Abhandlung »Die Heiligen aus der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft des Kaisers Maximilian I.« (Jahrbuch,
IV, p. 74—76, 78, 81—82) mitgetheilt. Hier sei nur noch nachträglich der Inhalt des Werkes, der noch
nirgends eingehender specialisirt erscheint,2 etwas genauer dargelegt, da in ihm die sämmtlichen Resultate
der Forschungen über das Geschlecht der Habsburger, welche durch Kaiser Maximilian I. betrieben und
veranlasst worden waren, niedergelegt sind. Dieses Werk bildet so den Gipfelpunkt der Maximilianeischen
Geschichtschreibung und wäre werth, einer eingehenderen Untersuchung einerseits nach seinem allgemeinen
historischen Werth und andererseits nach der Stellung, die es in der Geschichtliteratur jener Zeit überhaupt
einnimmt, unterzogen zu werden. Gerade in letzterer Beziehung dürfte es von nicht unerheblicher Bedeutung
sein, da es eben keine einfache Compilation, sondern eine vollständige Verarbeitung von sehr mannigfaltigem
und sehr reichhaltigem Quellenmaterial ist. Ich muss mich hier nur begnügen, die Fachleute auf dasselbe
besonders aufmerksam gemacht zu haben.
Das ganze Werk gliedert sich in fünf Bücher. Dem ersten Buche (Codex der k. k. Hofbibliothek in
Wien Nr. 3072*) geht voraus: 1. eine Vorrede, 2. eine kurze Inhaltsangabe der fünf Bücher und 3. eine
theils namentliche, theils summarische Aufzählung der benützten Quellen. Der Inhalt des ersten Buches
selbst ist in neun Titel abgetheilt. In den ersten drei Titeln wird die Geschichte Troias, mit Dardanus
beginnend, bis auf Priamus und Hektor, das ist bis zur Zerstörung durch die Griechen, erzählt. Der vierte
Titel handelt von dem troianischen Ursprung der Römer und Franken und bringt zugleich die älteste
Geschichte der ersteren in einem kurzen Umrisse. Im fünften Titel werden die Auseinandersetzungen über
den Ursprung der Franken fortgesetzt und im sechsten Titel die widersprechenden Nachrichten über
dieselben zu vereinen gesucht. Der siebente Titel enthält den directen Stammbaum der Habsburger von
Hektor von Troia bis auf Karl V. Dieser wird noch ein zweitesmal (Fol. 44—66), die Namen in runde
Scheiben, die durch eine eiserne Kette zusammengehängt sind, auf gemalte Bäume gestellt, vorgeführt.
Links davon sind in gleicher Weise, an einer goldenen Kette hängend, die Namen der gleichzeitigen jüdi-
schen Könige von Boos bis auf Christus und von Christus an die Namen der Päpste in runden Scheiben
eingeschrieben und ebenso rechts, an einer silbernen Kette hängend, Eneas mit seinen Nachkommen, den
römischen Königen, während der Zeit der römischen Republik die verschiedenen Aemter, dann die Namen
der römischen und griechischen und endlich die der deutschen Kaiser. Der diesem Stammbaume voraus-
gehende achte und der ihm nachfolgende neunte Titel enthalten eine Erklärung des Arrangements dieses
Stammbaumes und der ihn begleitenden synchronistischen Reihen.
Das zweite Buch (Codex der k. k. Hofbibliothek in Wien Nr. 3073) ist in zwölf Theile, resp. Stamm-
bäume getheilt. In den vierzehn Titeln des ersten Baumes wird die Geschichte der directen habsburgischen
Linie vom Merowingerkönig Clodwig bis auf Ottpert, den ersten Grafen von Habsburg, erzählt und ihre
Descendenz dargelegt. Der zweite Baum setzt in sieben Titeln die Geschichte der directen Linie bis auf den
Grafen Luitfrid fort, über dessen Nachkommenschaft im folgenden Baume berichtet und zugleich gezeigt
wird, wie durch die Heirat der Enkelin des Grafen Luitfrid, Hedwig, mit dem Könige Rudolf von Burgund
dieses Königsgeschlecht mit dem habsburgischen sich verbunden habe. Der vierte Baum legt in sechs
1 Hormayr, Taschenbuch, V. Jahrgang (Wien 1824), p. 44 und 71.
2 Bisher am ausführlichsten ist das Werk beschrieben bei Ghmel, Die Handschriften der k. k. Hofbibliothek in Wien,
Band I (Wien 1840), p. I—4. Man vergleiche dazu auch meine oben citirte Abhandlung.